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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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    Obwohl es nur einen Moment dauerte, erschien es Clary wie eine halbe Ewigkeit, bis schließlich eine dünne Stimme die Stille zerriss - die hohe, krächzende Stimme des Inquisitors. »Unumschränkte Macht und Herrschaft?«, quiekte er. »Deine Herrschaft?«  
    »Aldertree …«, setzte der Konsul an und machte Anstalten, ihn wieder festzuhalten, doch der Inquisitor war schneller. Er riss sich los und stürmte zum Podium. Dabei stieß er irgendetwas hervor - immer wieder dieselben Worte, als hätte er vollends den Verstand verloren - und verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße sichtbar war. Rüde schob er Amatis beiseite und torkelte die Stufen hinauf zu Valentin. »Ich bin der Inquisitor, hast du mich verstanden? Der Inquisitor!«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Ich bin Teil des Rats! Der Kongregation! Ich mache die Regeln, nicht du! Ich herrsche, nicht du! Das werde ich nicht zulassen, du schmieriger, dämonenliebender Emporkömmling …« 
    Mit einem fast gelangweilten Gesichtsausdruck streckte Valentin die Hand aus, als wollte er den Inquisitor an der Schulter berühren. Aber Valentin konnte niemanden berühren, er war ja nur eine Projektion, schoss es Clary durch den Kopf. Doch dann musste sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass Valentins Hand langsam durch Haut, Muskulatur und Knochen des Inquisitors drang und sich in seinen Brustkorb grub. Eine Sekunde lang - nur eine winzige Sekunde lang - schien der gesamte Saal atemlos auf Valentins linken Arm zu starren, der irgendwie, unfassbarerweise, bis zum Handgelenk in Aldertrees Brust verschwunden war. Dann drehte Valentin seine Hand plötzlich und ruckartig nach links, als würde er einen widerspenstigen, rostigen Türknauf bewegen wollen.
    Der Inquisitor stieß einen einzigen Schrei aus und fiel im nächsten Moment wie ein Stein zu Boden.
    Bedächtig zog Valentin seine Hand zurück. Sie war blutüberströmt - ein scharlachroter Handschuh, der ihm fast bis zum Ellbogen ging und den teuren Wollstoff seines eleganten Anzugs rot färbte. Dann ließ er die blutige Hand sinken, schaute über die entsetzte Menge hinweg, bis seine Augen schließlich Luke fixierten. »Ich gebe euch bis morgen Abend um Mitternacht, um meine Bedingungen zu akzeptieren«, sagte er langsam. »Bis dahin werde ich mein Dämonenheer in seiner gesamten Stärke in der Brocelind-Ebene versammeln. Sollte ich bis Mitternacht keine Kapitulationsnachricht vom Rat erhalten, werde ich mit meinen Truppen nach Alicante einmarschieren. Und dieses Mal werden wir niemanden am Leben lassen. Bis dahin habt ihr Zeit, über meine Bedingungen nachzudenken. Nutzt diese Zeit weise.« .
    Und mit diesen Worten verschwand er.

 
     
     
    14
    I M F INSTREN W ALD
     
    »Also, wie findet ihr das?«, setzte Jace an, ohne Clary eines Blickes zu würdigen - im Grunde hatte er sie nicht richtig angesehen, seit sie und Simon an der Eingangstür des Hauses erschienen waren, das die Lightwoods inzwischen bezogen hatten. Stattdessen lehnte er sich gegen eines der hohen Fenster im Wohnzimmer und starrte in den sich rasch verfinsternden Himmel. »Ein Junge nimmt am Begräbnis seines kleinen Bruders teil und verpasst dadurch den ganzen Spaß«, fuhr er fort.
    »Jace, hör auf«, sagte Alec mit müder Stimme. Er hatte sich in einen der abgewetzten, schweren Polstersessel fallen lassen - neben dem Sofa die einzigen Sitzgelegenheiten im gesamten Wohnzimmer. Das ganze Haus verströmte eine merkwürdige, unvertraute Atmosphäre: Sämtliche Räume waren in verblassten Pastelltönen und floralen Mustern dekoriert und alles wirkte leicht abgenutzt und schäbig. Auf dem Beistelltisch neben Alec stand eine Glasschale mit Pralinen; vor lauter Hunger hatte Clary ein paar davon gegessen, dabei aber feststellen müssen, dass das Schokoladenkonfekt ausgetrocknet und bröckelig war. Sie fragte sich, welche Sorte von Leuten hier wohl gelebt hatte. Die Sorte, die davonlief, sobald die Situation ernster wurde, dachte sie säuerlich; diese Leute hatten es nicht anders verdient, als dass man ihr Haus beschlagnahmt hatte. 
    »Womit soll ich aufhören?«, fragte Jace. Draußen war es inzwischen so dunkel geworden, dass Clary die Reflexion seines Gesichts in der Fensterscheibe sehen konnte. Seine Augen wirkten fast schwarz. Er trug noch immer die Kleidung, die er bei der Beerdigung getragen hatte - kein Schwarz, da dies die Farbe des Kampfes war, sondern Weiß, die Farbe der Trauer bei den Nephilim. In den Kragen und die Ärmel

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