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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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die Senke, in der er mit Clary in der Nacht des Hauseinsturzes gelegen hatte. Und zwischen den Bäumen konnte er das blaue Glitzern des nahe gelegenen Sees erkennen.  
    Ein bitteres Gefühl überkam ihn. Mit finsterer Miene griff er in seine Tasche und zog zuerst eine Stele hervor - er hatte sie sich aus Alecs Zimmer »geborgt«, als Ersatz für seine eigene, die Clary verloren hatte. Schließlich konnte Alec sich jederzeit eine neue besorgen. Und dann holte Jace den Faden hervor, den er von Clarys Ärmel genommen hatte, legte ihn in seine Handfläche und schloss die Finger fest um das an einem Ende rötlich braun verfärbte Stück Garn, bis seine Knöchel weiß hervorstachen. Mit der Stele zeichnete er anschließend eine Rune auf seinen Handrücken. Sofort verspürte er das vertraute Sengen der Stelenspitze und beobachtete, wie das Runenmal wie ein Stein im Wasser in seiner Hautoberfläche versank. Dann schloss er die Augen.  
    Auf der Innenseite seiner Lider tauchte ein Tal auf. Er selbst stand auf einem Felsvorsprung, schaute auf die Landschaft hinab und wusste instinktiv, wo er sich befand - so als läge eine Karte vor ihm, die ihm seinen aktuellen Standort zeigte. Auf diese Weise hatte die Inquisitorin also gewusst, wo sie Valentins Schiff auf dem East River finden würde, begriff er schlagartig. Jedes kleinste Detail war glasklar zu erkennen - jeder Grashalm, die verstreuten braunen Blätter zu seinen Füßen -, nur kein einziges Geräusch. Über der Szenerie lag eine unheimliche Stille.  
    Das Tal erstreckte sich hufeisenförmig zwischen zwei Hügeln und spitzte sich an einem Ende zu. Ein silbern schimmernder Wasserlauf - ein Bach oder ein flacher Fluss - verlief durch die Talmitte und verschwand hinter Felsen am schmalen Ende. Direkt am Wasser erkannte Jace ein graues Steinhaus, aus dessen quadratischem Schornstein weiße Rauchwolken aufstiegen. Das Ganze wirkte seltsam idyllisch, fast ruhig und heiter unter dem strahlend blauen Himmel. Während Jace in die Ferne schaute, kam eine schlanke Gestalt in Sicht. Sebastian. Nun, da er niemandem mehr etwas vorspielen musste, trat seine arrogante Haltung deutlich zutage - die Art und Weise, wie er ging und seine Schultern hielt. Mit einem spöttischen Lächeln um die Lippen kniete er sich an das Ufer, tauchte die Hände in den Bach und spritzte sich Wasser ins Gesicht und über die Haare.  
    Jace öffnete die Augen. Unter ihm knabberte Wayfarer zufrieden an ein paar Grashalmen. Jace schob die Stele und den Faden wieder in seine Tasche und mit einem letzten Blick auf die Ruinen des Hauses, in dem er aufgewachsen war, packte er die Zügel und gab dem Pferd die Sporen.  
     
    Clary lag im Gras und starrte verdrossen über den Rand des Garnisonhügels hinunter auf Alicante. Der Blick von hier oben war wirklich sensationell, das musste sie zugeben. Sie konnte die Dächer der Stadt sehen, mit ihren eleganten Steinmetzarbeiten und den runenbedeckten Wetterfahnen; dahinter erkannte sie die Türme der Abkommenshalle und in der Ferne schimmerte etwas wie der Rand einer Silbermünze - der Lyn-See? Hinter ihr ragten die schwarzen Ruinen der Garnison auf und die Dämonentürme funkelten wie Kristall. Clary glaubte fast, die Schutzschilde wahrnehmen zu können, die wie ein unsichtbares Netz um die Stadtmauern herumflimmerten.  
    Missmutig schaute Clary auf ihre Hand; in ihrer Wut hatte sie mehrere Grasbüschel ausgerupft und an ihren Fingern klebten Dreck und Blut, da sie sich einen Nagel eingerissen hatte. Nach einer Weile war die Wut abgeebbt und hatte ein Gefühl der Leere hinterlassen. Clary war gar nicht bewusst gewesen, wie groß die Wut auf ihre Mutter war - jedenfalls nicht bis zu dem Moment, in dem Jocelyn durch die Küchentür spaziert kam und Clary ihre schrecklichen Sorgen um ihre Mutter beiseiteschieben und erkennen konnte, was unter dieser Angst geschlummert hatte. Jetzt, da sie sich ein wenig beruhigt hatte, fragte sie sich, ob ein Teil von ihr Jocelyn vielleicht für das bestrafen wollte, was mit Jace geschehen war. Wenn man ihn nicht belogen hätte - wenn man sie beide nicht belogen hätte -, dann hätte der Schock angesichts der Erkenntnis, was Valentin ihm in seiner Kindheit angetan hatte, ihn bestimmt nicht zu diesem Alleingang getrieben, der in Clarys Augen einem Selbstmord gleichkam. »Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?« Erschrocken zuckte Clary zusammen und drehte sich auf die Seite, um zu der Stimme hochzuschauen. Über ihr stand Simon, die

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