Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Stimme klang scharf und angespannt. »Ich fürchte, das ist vollkommen unmöglich.«
Clary blinzelte verwirrt und hätte sich fast zu Sebastian umgedreht, um sein Gesicht zu sehen, besann sich dann aber eines Besseren. Wenn es um Valentin ging, reagierten alle Schattenjäger irgendwie verrückt - mit Schaudern erinnerte sie sich an die Inquisitorin. Und sie konnte ihnen deswegen wohl kaum einen Vorwurf machen. »Wahrscheinlich hast du recht«, räumte sie ein.
»Wir sind da«, sagte Sebastian abrupt - so abrupt, dass Clary sich fragte, ob sie ihn vielleicht irgendwie gekränkt hatte - und sprang vom Pferd. Als er jedoch zu ihr aufschaute, lächelte er wieder. »Wir sind erstaunlich schnell vorwärtsgekommen«, fügte er hinzu und band die Zügel um den unteren Ast eines nahe stehenden Baums. »Viel schneller, als ich gedacht hätte.«
Mit einer ausladenden Handbewegung forderte er Clary auf abzusteigen, woraufhin sie sich nach kurzem Zögern aus dem Sattel und in seine Arme gleiten ließ. Als er sie auffing, hielt sie sich an ihm fest, da ihre Knie nach dem langen Ritt noch etwas wacklig waren, »’tschuldigung«, murmelte sie verlegen. »Ich wollte mich nicht an dir festklammern.«
»Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen.« Warm streifte sein Atem über ihren Hals und ein Schaudern ging durch ihren Körper. Seine Hände verweilten einen Moment länger als nötig auf ihrem Rücken, ehe er sie widerstrebend freigab.
Diese Gesten trugen nicht unbedingt dazu bei, dass Clary sich wiedersicherer auf den Beinen fühlte. »Danke«, sagte sie, wobei ihr bewusst wurde, dass sie rot anlief, und sie sich inständig wünschte, ihre helle Haut würde ihr Erröten nicht so schnell verraten. »So, das ist also Fells Wohnort?« Erstaunt sah sie sich um. Sie befanden sich in einem kleinen Tal zwischen niedrigen Hügeln. Um eine Lichtung herum standen mehrere knorrige Bäume - vor dem stahlblauen Himmel strahlten ihre krummen Äste eine skulpturale Schönheit aus. Doch ansonsten war nichts zu sehen. »Hier ist doch gar nichts«, stellte Clary stirnrunzelnd fest.
»Clary. Konzentrier dich.«
»Du meinst, es liegt ein Zauberglanz über dem Gelände? Aber normalerweise brauche ich mich doch nicht anzustrengen …«
»Zauberglanz in Idris ist häufig stärker als an anderen Orten. Möglicherweise musst du dir mehr Mühe geben als sonst.« Sanft legte er ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie behutsam. »Sieh dir mal die Lichtung genauer an.«
Schweigend vollzog Clary die geistige Übung, die es ihr erlaubte, den falschen Glanz von dem verborgenen Objekt zu entfernen: Sie entspannte sich und stellte sich vor, wie sie einen Terpentinlappen nahm und eine Leinwand abtupfte, um damit den Zauberglanz wegzuwischen wie alte Farbe von einem Gemälde. Und da war er, der wirkliche Anblick: ein kleines Steinhaus mit einem steilen Giebeldach, aus dessen Schornstein elegante Rauchkringel aufstiegen. Ein gewundener Pfad mit Steinplatten führte zur Eingangstür. Als Clary genauer hinschaute, sandte der Kamin plötzlich keine bauschigen Rauchwolken mehr gen Himmel - stattdessen nahm der Rauch die Gestalt eines wabernden schwarzen Fragezeichens an. Sebastian lachte. »Ich denke, das bedeutet >Wer da?<« Fröstelnd zog Clary ihren Umhang fester um sich. Obwohl der Wind, der über das kurze Gras strich, gar nicht so frisch war, spürte sie, wie eine Eiseskälte sie bis ins Mark durchdrang. »Das sieht aus wie in einem Märchen«, murmelte sie.
»Ist dir kalt?«, fragte Sebastian und legte einen Arm um sie. Sofort verwandelte sich der fragezeichenförmige Rauch aus dem Kamin in unsymmetrische Herzchen, die stoßweise in den Himmel gesandt wurden. Clary tauchte unter Sebastians Arm hindurch und drehte sich von ihm fort - irgendwie war ihr die Situation peinlich. Außerdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, als hätte sie etwas falsch gemacht. Hastig marschierte sie den Steinpfad hinauf, der zum Haus führte, dicht gefolgt von Sebastian. Sie hatten gerade die Hälfte des Wegs zurückgelegt, als die Eingangstür mit Schwung aufflog.
Obwohl Clary seit dem Moment, in dem Madeleine ihr den Namen des Hexenmeisters verraten hatte, von der Idee besessen gewesen war, Ragnor Fell zu finden, hatte sie sich nicht ein einziges Mal ausgemalt, wie er wohl aussehen mochte - und wenn, dann hätte sie auf einen großen, alten Mann mit Bart getippt. Jemand, der wie ein Wikinger aussah, mit massigen, breiten Schultern.
Doch die Gestalt,
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