Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
bezweifle ich, dass er überhaupt noch mal mit mir redet.«
Magnus betrachtete sie nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass es viel gibt, das Jace nicht für dich tun würde, wenn du ihn darum bittest.«
Clary öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Sie dachte daran, wie gut Magnus bisher Alecs Gefühle für Jace hatte einschätzen können oder Simons Gefühle für sie. Auch das, was sie für Jace empfand, musste in diesem Moment auf ihrem Gesicht zu sehen sein, und Magnus war ein exzellenter Menschenkenner. Verlegen schaute Clary zur Seite. »Mal angenommen, ich kann Jace tatsächlich überreden, mich zum Landsitz zu begleiten und das Buch zu holen - was passiert dann als Nächstes?«, fragte sie. »Ich weiß nicht, wie man zaubert oder ein Gegenmittel braut…«
Magnus schnaubte. »Hast du etwa geglaubt, ich würde dir diese ganzen Informationen vollkommen umsonst überlassen? Wenn du das Weiße Buch erst einmal in deinen Besitz gebracht hast, erwarte ich, dass du es mir sofort bringst.«
»Das Buch? Du willst das Buch haben?«
»Das Weiße Buch ist eines der mächtigsten Zauberbücher der Welt. Natürlich möchte ich es haben. Außerdem steht es rechtmäßig Liliths Kindern zu und nicht den Kindern des Erzengels Raziel. Es ist ein Hexenmeisterbuch und gehört wieder in die Hände eines Hexenmeisters.«
»Aber ich brauche es … um meine Mutter zu heilen …«
»Du brauchst nur eine einzige Seite daraus, die du von mir aus behalten kannst. Der Rest gehört mir. Im Gegenzug dafür werde ich für dich das Gegenmittel brauen und es Jocelyn verabreichen - sobald du mir das Buch gebracht hast. Du kannst nicht behaupten, dass das kein fairer Deal wäre.« Magnus streckte ihr die Hand entgegen. »Schlag ein!«
Nach kurzem Zögern nahm Clary seine Hand. »Wehe, wenn ich das jemals bereuen muss.«
»Das würde ich keinem von uns wünschen«, erwiderte Magnus und drehte sich dann vergnügt zur Haustür um; die Flammenbuchstaben an den Wänden begannen bereits zu erlöschen. »Reue ist solch eine sinnlose Gefühlsregung, findest du nicht auch?«
Nach der Dunkelheit, die in dem kleinen Haus herrschte, erschien Clary das Sonnenlicht vor der Tür besonders strahlend. Einen Moment lang blieb sie stehen und blinzelte, bis sie wieder klar sehen konnte: die Berge in der Ferne, Wayfarer, der friedlich etwas Gras rupfte, und Sebastian, der reglos wie eine Gartenstatue vor sich hin starrte, eine Hand noch immer halb ausgestreckt. Flehentlich wandte Clary sich an Magnus: »Könntest du ihn jetzt bitte wieder freigeben?«
Magnus betrachtete sie amüsiert. »Ich war ziemlich überrascht, als ich Sebastians Nachricht heute Morgen erhielt, worin stand, er wolle dir einen Gefallen tun. Wie hast du ihn überhaupt kennengelernt?«, fragte er interessiert.
»Er ist der Cousin von Bekannten der Lightwoods oder so ähnlich. Sebastian ist wirklich nett, ehrlich.«
»Nett? Pah! Er ist anbetungswürdig.« Magnus warf einen verträumten Blick zu dem noch immer versteinerten Jungen. »Du solltest ihn hierlassen. Dann könnte ich ihn als Garderobenständer für Hüte und andere Dinge verwenden.«
»Nein. Du kannst ihn nicht haben.«
»Warum nicht? Magst du ihn denn?« Magnus’ Augen glitzerten. »Er scheint dich jedenfalls zu mögen. Ich habe gesehen, wie er eben nach deiner Hand greifen wollte, wie ein Eichhörnchen, das hinter einer Nuss her ist.«
»Warum reden wir zur Abwechslung nicht mal über dein Liebesleben?«, konterte Clary. »Was ist denn jetzt mit Alec und dir?«
»Alec weigert sich, davon Notiz zu nehmen, dass wir eine Beziehung haben, also weigere ich mich, von ihm Notiz zu nehmen. Vor ein paar Tagen hat er mir eine Flammenbotschaft geschickt und mich um einen Gefallen gebeten. Die Nachricht war an >Hexenmeister Bane< adressiert, als wäre ich für ihn ein vollkommen Fremder. Ich denke, er steht immer noch auf Jace, obwohl diese Beziehung ja wohl überhaupt keine Zukunft haben dürfte - ein Problem, das dir gänzlich unbekannt ist, oder?«
»Ach, halt den Mund.« Genervt musterte Clary den Hexenmeister. »Hör zu, wenn du Sebastian nicht wieder freigibst, komme ich hier nicht weg und dann wirst du das Weiße Buch niemals bekommen.«
»Okay, okay. Aber darf ich vielleicht einen Vorschlag machen? Erzähl ihm nichts von dem, was ich dir gerade anvertraut habe - ob er nun ein Freund der Lightwoods ist oder nicht.« Bockig schnippte Magnus mit den Fingern.
Sebastians Gesicht erwachte umgehend zum Leben,
Weitere Kostenlose Bücher