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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Fingerspitzen unter ihr Kinn gleiten. »Nein, kein bisschen.« Dann hob er ihr Gesicht an. Clary war zu überrascht, um zu reagieren, als er sich vorbeugte und sie erkannte - zu spät erkannte -, was er vorhatte: Reflexartig schloss sie die Augen, als seine Lippen sanft über ihre streiften und einen Schauer durch ihren Körper jagten. Ein plötzliches Verlangen erfasste sie - das Verlangen, festgehalten und auf eine Weise geküsst zu werden, die sie alles andere vergessen ließe. Sie schlang die Arme um Sebastians Hals, um Halt zu finden und um ihn näher zu sich heranzuziehen.
    Seine Strähnen kitzelten sie an den Fingerspitzen. Fein und weich, nicht seidig wie Jace’ Haare, schoss es ihr durch den Kopf. Aber ich sollte endlich aufhören, ständig an Jace zu denken!, ermahnte sie sich. Energisch schob sie jeden Gedanken an ihn beiseite, als Sebastian über ihre Wangen strich und die Konturen ihres Kiefers nachzeichnete. Seine Berührung war sanft, trotz der Hornhaut an seinen Fingerspitzen. Jace hatte natürlich die gleichen Schwielen … ein Zeichen der vielen Kämpfe … vermutlich besaßen alle Schattenjäger diese Hautverdickungen … 
    Erneut versuchte Clary, jeden Gedanken an Jace zu unterdrücken, doch es war zwecklos. Sie konnte ihn sogar mit geschlossenen Augen sehen: die kantigen Konturen und Flächen seines Gesichts, das sie vermutlich niemals vernünftig würde zeichnen können, ganz gleich, wie stark sich das Bild in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte; seine feinen Handknöchel, die vernarbte Haut seiner Schultern … 
    Das heftige Verlangen, das sie erfasst hatte, ließ so plötzlich wieder nach, wie es gekommen war. Im nächsten Moment spürte Clary, wie in ihr alles taub wurde, selbst als Sebastians Lippen sich auf ihre pressten und seine Hände in ihren Nacken wanderten. Eine eisige Gefühllosigkeit breitete sich in ihr aus, hervorgerufen von dem deutlichen Eindruck, dass hier etwas schrecklich schieflief, etwas, das weit über ihre hoffnungslose Sehnsucht nach jemandem hinausging, der für sie unerreichbar war: Eine Woge des Entsetzens raste durch ihren Körper, als hätte sie vertrauensvoll einen Schritt nach vorne gemacht und würde nun haltlos in einen finsteren, gähnenden Abgrund stürzen.
    Keuchend schnappte Clary nach Luft und wich mit solcher Vehemenz zurück, dass sie beinahe taumelte. Hätte Sebastian sie nicht festgehalten, sie wäre mit Sicherheit gefallen.
    »Clary.« Sein Blick wirkte verschwommen und seine Wangen waren stark gerötet. »Clary, was ist?«
    »Nichts.« Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme unnatürlich dünn. »Nichts … es ist nur… ich hätte nicht… ich bin noch nicht bereit dafür…«
    »Sind wir zu weit gegangen? Wir können es ruhiger angehen lassen …« Er versuchte, sie wieder an sich zu ziehen, doch Clary zuckte unwillkürlich zurück. Wie vom Donner gerührt musterte er sie. »Ich werde dir nicht wehtun, Clary.«
    »Ich weiß.«
    »Ist irgendetwas passiert?« Er hob die Hände und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Clary musste den Drang unterdrücken, sich loszureißen. »Hat Jace …«
    »Jace?« Hatte Sebastian gespürt, dass sie an Jace gedacht hatte? War es ihr anzusehen? Andererseits … »Jace ist mein Bruder. Warum bringst du ihn jetzt zur Sprache? Was meinst du damit?« 
    »Ich dachte ja nur …« Er schüttelte den Kopf. Schmerz und Verwirrung wechselten sich auf seinem Gesicht ab. »Ich dachte, dass vielleicht jemand anderes dir wehgetan hat.«
    Seine Hand lag noch immer an ihrer Wange. Clary griff danach, löste sie sanft, aber entschlossen und führte sie wieder an seine Seite. »Nein. Nein, nichts dergleichen. Es ist nur…« Sie zögerte. »Es hat sich einfach falsch angefühlt.«
    »Falsch?« Der Schmerz in seiner Stimme schwand schlagartig und wich einem ungläubigen Ausdruck. »Clary, uns beide verbindet etwas Besonderes. Das weißt du ganz genau. Seit dem Moment unserer ersten Begegnung …« 
    »Sebastian, nicht…«  
    »… hatte ich das Gefühl, dass du jemand bist, auf den ich mein ganzes Leben gewartet habe. Und ich habe gesehen, dass du genau dasselbe empfunden hast. Erzähl mir nicht, dass das nicht stimmt.«
    Aber das war nicht das, was Clary gespürt hatte. Ihre Empfindung ließ sich eher mit einem Spaziergang durch eine fremde Stadt vergleichen, bei dem sie unerwartet auf ihr eigenes Haus gestoßen war, das plötzlich vor ihr aufragte. Ein überraschendes und nicht gänzlich angenehmes Wiedererkennen, das

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