Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
nicht drin. Also fall ihr nicht lästig, versuch nicht, sie anzuquatschen, sieh sie nicht einmal an, sonst falte ich dich dermaßen zusammen, dass du aussiehst wie ein winziger Origami-Werwolf.«
Simon schnaubte.
»Lach du nur.« Isabelle zeigte finster auf ihn. »Mit dir will sie nämlich auch nicht reden. Und das bedeutet: Obwohl sie heute einfach total anbetungswürdig aussieht — wenn ich auf Frauen stünde, würde mich nichts mehr zurückhalten —, wird keiner von euch beiden heute Abend auch nur ein Wort mit ihr wechseln. Verstanden?«
Simon und Jordan nickten und schauten betreten zu Boden, wie zwölfjährige Schüler, die gerade eine Standpauke erhalten hatten.
Langsam löste Isabelle sich vom Markisenpfeiler. »Okay. Dann wollen wir mal.«
15
BEATI BELLICOSI
Die Räumlichkeiten des Ironworks waren mit schimmernden, bunten Lichterketten farbenfroh dekoriert worden. Eine ganze Reihe von Gästen hatte bereits an den Tischen Platz genommen, aber mindestens ebenso viele schlenderten noch umher und hielten Sektgläser mit einer hellen, sprudelnden Flüssigkeit in den Händen. Zwischen den Gästen bewegten sich Kellner — ebenfalls Werwölfe, wie Simon auffiel; offenbar stammte das gesamte Personal für die Feier aus Lukes Rudel — und boten weitere Sektflöten an. Simon lehnte dankend ab: Seit seinen Erlebnissen auf Magnus’ Party hatte er nur noch Getränke zu sich genommen, die er selbst vorbereitet hatte, und ganz abgesehen davon wusste er nicht, was er außer Blut überhaupt noch vertrug.
Maia stand auf der anderen Seite des Raums an einem Pfeiler und unterhielt sich angeregt mit zwei Werwölfen. Sie trug ein leuchtend orangefarbenes Etuikleid, das ihre dunkle Haut besonders gut zur Geltung brachte, und ihre goldbraunen Locken bildeten einen wild abstehenden Heiligenschein um ihr Gesicht. Als sie Simon und Jordan entdeckte, kehrte sie ihnen ganz bewusst den Rücken zu. Die v-förmige Rückseite ihres Kleids war tief ausgeschnitten und gab den Blick auf viel nackte Haut und eine kleine Schmetterlings-Tätowierung im unteren Bereich ihres Rückens frei.
»Ich glaube nicht, dass sie die schon hatte, als wir noch zusammen waren«, bemerkte Jordan. »Die Tätowierung, meine ich.«
Simon warf Jordan einen Blick zu: Er starrte derart sehnsüchtig zu seiner Exfreundin hinüber, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er sich von Isabelle eine Ohrfeige einfing. »Komm schon«, sagte er, legte Jordan eine Hand auf den Rücken und schob ihn sanft vorwärts, »lass uns mal unsere Plätze suchen.«
Isabelle, die die beiden mit einem Blick über die Schulter beobachtet hatte, lächelte katzenhaft. »Gute Idee.«
Sie schoben sich durch die Menge in den Teil des Raumes, der eingedeckt war, und stellten fest, dass ihr Tisch bereits zur Hälfte besetzt war. Clary hockte auf einem der Stühle und blickte mit gesenktem Kopf in ihr Sektglas, in dem sich höchstwahrscheinlich Gingerale oder irgendeine andere Limonade befand. Neben ihr saßen Alec und Magnus, beide in den dunklen Anzügen, in denen sie aus Wien angereist waren. Magnus spielte bemüht gelassen mit den Fransen seines langen weißen Schals, während Alec mit verschränkten Armen dasaß und finster vor sich hin starrte.
Als Clary Simon und Jordan bemerkte, sprang sie auf und Erleichterung breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Während sie um den Tisch herumkam, um Simon zu begrüßen, fiel ihm auf, dass sie ein sehr schlichtes Kleid aus goldener Seide und dazu passende flache goldene Sandaletten trug. Ohne hohe Absätze wirkte sie regelrecht winzig. Um den Hals trug sie den Morgenstern-Ring, der sich silbrig schimmernd von den Gliedern der Halskette abhob, an der er befestigt war. Clary stellte sich auf die Zehenspitzen, um Simon zu umarmen, und flüsterte dabei: »Ich glaube, Alec und Magnus haben Streit.«
»Sieht ganz so aus«, murmelte er zurück. »Wo ist denn dein Freund?«
Bei dieser Frage nahm Clary die Arme von Simons Schultern und trat einen Schritt zurück. »Er wurde im Institut aufgehalten.« Dann drehte sie sich um und sagte: »Hallo, Kyle.«
»Eigentlich heiße ich Jordan«, antwortete dieser mit einem verlegenen Lächeln.
»Ja, hab schon davon gehört.« Clary machte eine einladende Handbewegung in Richtung Tisch. »Bitte, setzt euch doch. Ich glaube, dass jeden Moment die Reden gehalten werden. Und danach kommt hoffentlich bald das Essen.«
Simon und Jordan folgten Clarys Aufforderung und nahmen am Tisch Platz, woraufhin sich
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