Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
starrte Alec weiter stur geradeaus.
»Wir könnten aber auch an einen anderen Ort fahren«, fuhr Magnus fort. »Wohin du willst. Thailand, South Carolina, Brasilien, Peru … nein, das geht nicht, in Peru habe ich Einreiseverbot. Das hatte ich ganz vergessen — eine lange Geschichte, aber ziemlich amüsant, falls du sie gern hören möchtest.«
Alecs Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er diese Geschichte im Augenblick absolut nicht hören wollte. Stattdessen wandte er sich demonstrativ ab und schaute quer durch den Saal, als ob ihn das Werwolfstreichquartett brennend interessieren würde.
Da Alec ihn ignorierte, beschloss Magnus, sich selbst zu vergnügen, indem er die Farbe des Champagners in den Gläsern auf dem Tisch veränderte. Er hatte bereits ein blaues und ein pinkfarbenes Getränk geschaffen und experimentierte gerade mit einer grünlichen Färbung herum, als Alec sich über den Tisch beugte und ihm leicht aufs Handgelenk schlug.
»Hör auf damit«, sagte er. »Die Leute sehen schon her.«
Magnus schaute hinunter auf seine Finger, aus denen blaue Funken sprühten. Vermutlich war das wirklich ein wenig zu auffällig. Er krümmte seine Finger zusammen. »Na ja«, sagte er, »Irgendetwas muss ich doch tun, um nicht vor Langeweile umzukommen. Schließlich redest du ja nicht mehr mit mir.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Alec. »Ich rede durchaus noch mit dir.«
»Tatsächlich?«, meinte Magnus. »Ich hatte dich gerade gefragt, ob du lieber nach Wien, nach Thailand oder zum Mond reisen wolltest, kann mich aber nicht erinnern, von dir eine Antwort erhalten zu haben.«
»Ich weiß nicht, was ich will«, räumte Alec mit gesenktem Kopf ein und spielte mit einer herrenlosen Plastikgabel. Obwohl sein Blick trotzig in Richtung Boden gerichtet blieb, schimmerte das leuchtende Blau seiner Augen sogar durch seine halb geschlossenen Lider, die so blass und dünn waren wie Pergament.
Magnus hatte Menschen seit jeher für die schönsten Kreaturen gehalten, die auf der Erde lebten, und sich oft gefragt, warum. Zehn, vielleicht zwanzig fahre, bevor die ersten Alterserscheinungen sich bemerkbar machen, hatte Camille gesagt. Doch gerade diese Sterblichkeit war es, die Menschen zu dem machte, was sie waren — eine Flamme, die am hellsten brannte, kurz bevor sie endgültig erlosch. Der Tod ist die Mutter der Schönheit, wie der Dichter sagte. Magnus fragte sich, ob der Erzengel jemals daran gedacht hatte, seine menschlichen Diener, die Nephilim, unsterblich zu machen. Doch trotz all ihrer Kräfte starben auch sie im Kampf, so wie Menschen seit Anbeginn der Welt im Kampf gestorben waren.
»Du hast wieder diesen Ausdruck in den Augen«, sagte Alec missmutig und warf ihm unter seinen Lidern einen kurzen Blick zu. »Als ob du etwas siehst, das ich nicht sehen kann. Denkst du gerade an Camille?«
»Nicht direkt«, antwortete Magnus. »Wie viel von unserer Unterhaltung hast du eigentlich mitbekommen?«
»Das meiste.« Alec stocherte mit der Gabel im Tischtuch herum. »Ich habe an der Tür gelauscht. Und genug gehört.«
»Nein, nicht annähernd genug, glaube mir.« Magnus warf einen finsteren Blick auf die Gabel, woraufhin sie Alec aus den Fingern glitt und quer über den Tisch auf ihn zuschlitterte. Er schlug mit der flachen Hand darauf und meinte: »Hör mit dem Herumspielen auf. Welcher Teil meiner Unterhaltung mit Camille hat dich so sehr beunruhigt?«
Alec hob den Kopf und sah ihn an. »Wer ist Will?«
Magnus lachte erleichtert auf. »Will? Ach du liebe Güte. Das ist ewig her. Will war ein Schattenjäger, genau wie du. Und richtig, er sah dir ähnlich, aber ansonsten seid ihr völlig verschieden. Jace erinnert mich viel eher an Will, zumindest in seinen Charakterzügen. Meine Beziehung zu dir ähnelt jedoch in keiner Weise meiner damaligen Bekanntschaft mit Will. Und das hat dir solche Sorgen bereitet?«
»Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du nur mit mir zusammen bist, weil ich irgendeinem toten Kerl ähnlich sehe, den du einmal gekannt hast.«
»So etwas habe ich nie gesagt. Camille hat das angedeutet und sie ist eine wahre Meisterin der Andeutungen und der Manipulation. Das war sie schon immer.«
»Du hast ihr aber auch nicht widersprochen.«
»Wenn du es zulässt, wird Camille dich von allen Seiten attackieren. Verteidigst du dich an einer Front, greift sie an einer anderen an. Es gibt nur einen Weg, mit ihr umzugehen — du darfst nichts von dem, was sie sagt, an dich
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