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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Boden ging und starb. Also bin ich Jace zum See gefolgt und sah, wie Valentin ihn tötete und wie der Engel ihn von den Toten zurückholte. Und in dem Moment wusste ich: Dies ist meine Chance. Ich eilte zurück zum Fluss und nahm den Körper meines Sohnes an mich … Und ich bewahrte ihn auf, bewahrte ihn genau für diesen Moment.« Sie warf einen liebevollen Blick auf den Sarg. »Alles ist im Gleichgewicht. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Leben um Leben. Jace ist das Gegengewicht. Wenn Jace lebt, so soll auch Jonathan leben.«
    Es gelang Simon nicht, den Blick von Clary abzuwenden. »Was sie da erzählt … über den Engel … stimmt das wirklich?«, stammelte er. »Und du hast niemandem davon erzählt?«
    Zu seiner Überraschung beantwortete Jace seine Frage. Er drückte seine Wange in Clarys Haare und erwiderte: »Es war unser kleines Geheimnis.«
    Clarys grüne Augen blitzten wütend auf, doch sie bewegte sich keinen Millimeter.
    »Du siehst also, Tageslichtler, dass ich mir nur das nehme, worauf ich ohnehin Anspruch habe«, sagte Lilith. »Das Gesetz schreibt vor, dass derjenige, der zuerst wiederauferstanden ist, hier im Kreis zugegen sein muss, wenn der Zweite zurückgeholt wird.« Mit einem abschätzigen Fingerschnippen deutete sie auf Jace. »Er ist hier. Du bist hier. Alles ist bereit.«
    »Dann brauchen Sie Clary ja nicht mehr«, warf Simon ein. »Lassen Sie sie raus aus dieser Geschichte. Lassen Sie sie gehen.«
    »Natürlich brauche ich sie noch. Ich brauche sie, um dich zu motivieren. Ich mag dich zwar nicht verletzen oder bedrohen oder töten können, Träger des Kainsmals. Aber ich kann dir das Herz zerreißen, wenn ich ihr das Leben nehme. Ich kann und ich werde!« Lilith schaute zu Clary und Simon folgte ihrem Blick.
    Clary. Sie war so blass, dass ihre Haut fast bläulich schimmerte, aber vielleicht lag das auch nur an der Kälte. Ihre grünen Augen wirkten riesig. Eine Spur angetrocknetes Blut zog sich vom Schlüsselbein zum Kragen ihres Kleides, der inzwischen blutverschmiert war. Ihre Hände hingen locker neben ihren Hüften, aber sie zitterten unkontrolliert.
    Simon sah sie als die Person, die sie jetzt war, aber auch als das Mädchen, das er von früher kannte — die Siebenjährige mit den dünnen Ärmchen, den Sommersprossen und den blauen Plastikspangen, die sie bis zu ihrem elften Lebensjahr im Haar getragen hatte. Er dachte daran zurück, wie ihm zum ersten Mal aufgefallen war, dass sich unter ihrem schlabbrigen T-Shirt und der weiten Jeans die Figur eines richtigen Mädchens verbarg. Damals hatte er nicht gewusst, ob er hinsehen oder lieber wegschauen sollte. Er dachte an ihr Lachen und an die Art und Weise, wie ihr Bleistift schnell über ein Blatt Papier huschte und kunstvoll konstruierte Bilder zurückließ: Burgen mit hohen Türmen, Pferde im Galopp, vielfältige, charaktervolle Gestalten, die sie sich ausgedacht hatte. Du darfst allein zur Schule gehen, hatte ihre Mutter gesagt, aber nur, wenn Simon dich begleitet. Er erinnerte sich an ihre kleine Hand in seiner, wenn sie die Straße überquerten, und daran, wie er sich gefühlt hatte in Anbetracht der überwältigenden Aufgabe, die er übernommen hatte: die Verantwortung für ihre Sicherheit.
    Einst hatte er sie geliebt und möglicherweise würde ein Teil von ihm sie auch für immer in seinem Herzen bewahren, weil sie seine erste große Liebe war. Aber das war jetzt nicht das Ausschlaggebende. Hier spielte etwas anderes eine viel bedeutendere Rolle. Sie war Clary; sie war ein Teil von ihm … war es immer gewesen und würde es immer sein. Als er sie anschaute, schüttelte sie den Kopf, kaum merklich. Doch er wusste, was sie damit sagen wollte: Tu es nicht. Gib ihr nicht das, was sie von dir verlangt. Lass das, was mit mir geschehen mag, geschehen.
    Entschlossen trat Simon in den Kreis. Als seine Füße die aufgemalte Linie überschritten, verspürte er ein Zucken, wie ein elektrischer Schlag, der durch seinen Körper raste. »Also gut«, sagte er. »Ich mach’s.«
    »Nein!«, schrie Clary auf, doch Simon wandte den Kopf von ihr weg und schaute zu Lilith, auf deren Gesicht sich ein kaltes, selbstgefälliges Lächeln ausbreitete, während sie ihre linke Hand hob und über die Oberfläche des Sargs strich.
    Der Deckel glitt zurück, öffnete sich auf eine Weise, die Simon bizarr an das Öffnen einer Sardinenbüchse erinnerte. Der nach hinten aufgerollte Teil des Glasdeckels schmolz, rann triefend an den Seiten des Betonsockels herab und

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