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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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    Die Hitze in der Innenstadt war drückend. Die Flaggen vor dem Polytechnikum hingen schlaff herunter. Kein Lufthauch war zu spüren. Die Sonne ließ die Luft flimmern. Selbst die Tauben, die sonst den Platz zwischen der technischen Universität und dem Archäologischen Nationalmuseum bevölkerten, hatten sich in den Schatten zurückgezogen und warteten auf die kühleren Nachmittagsstunden.
    In den Räumen der Fakultät für Nautik und Marinetechnik war es noch halbwegs erträglich. Das dicke Gemäuer hatte die angenehme Eigenschaft, Wärme zu speichern und sie nur langsam weiterzugeben. So fror man nicht, wenn man nachts noch arbeiten musste, und hatte es tagsüber, wenn die Sonne Athen in einen Glutofen verwandelte, angenehm kühl.
    Prof. Dr. Christos Papastratos, Dekan der Fakultät, war gerade damit beschäftigt, die Vorlesungsunterlagen für den morgigen Tag zusammenzustellen, als es an die Tür klopfte.
    »Ja, bitte?«
    Im Türrahmen erschien der Kopf seines Assistenten, eines jungen Burschen mit strubbeligen Haaren. »Professor?«
    »Ah, du bist’s, Gregorios. Was gibt es?«
    »Draußen stehen ein paar Besucher, die unbedingt zu Ihnen wollen.«
    »Die sollen sich vorne einen Termin geben lassen. In den Sprechstunden, montags und mittwochs ab sechzehn Uhr.«
    »Sie sagen aber, sie hätten es eilig. Sie haben gesagt, sie hätten Referenzen, und dass Sie sie bestimmt vorlassen würden, wenn Sie wüssten, um was es geht.«
    Der Professor seufzte. »Können die Leute denn keine Termine mehr machen, so wie früher?« Er fuhr sich durchs Haar. »Heutzutage hat jeder es immerzu eilig. Alles muss schnell, schnell, schnell gehen. Kein Wunder, dass dabei die Qualität auf der Strecke bleibt. Was sind das überhaupt für Leute?«
    »Ich glaube, es sind Deutsche«, sagte Gregorios. »Sie haben einen sehr merkwürdigen Akzent. Sie sind überhaupt sehr merkwürdig.«
    »Deutsche? Haben sie gesagt, was sie wollen?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    Papastratos rückte seinen Stuhl zurück und stand auf. »Na gut. Maximal eine Viertelstunde. Mehr Zeit habe ich wirklich nicht. Führ sie herein!« Er klappte seinen Ordner zu und stellte ihn ins Regal zurück. Kaum hatte er sich wieder umgedreht, als ein hochgewachsener Mann mit langem Mantel, Zylinder und schwarzem Spazierstock den Raum betrat. Der Knauf des Stabes hatte die Form eines goldenen Löwenkopfes.
    In seinem Gefolge befanden sich eine dunkelhäutige Frau und zwei Jugendliche – ein Mädchen, gekleidet in ein elegantes hellblaues Kleid, und ein Junge in Tweedhosen, weißem Hemd und Schiebermütze. Zwischen ihren Beinen lief – Professor Papastratos senkte die Brille – ein Kiwi. Das kleine Geschöpf nutzte den Schatten, um sich fortzubewegen, wobei seine hornigen Zehen auf dem Marmor klappernde Geräusche erzeugten. Der Dekan vergaß seinen Mund zu schließen. Merkwürdig, hatte Gregorios sie genannt, doch das war bei Weitem untertrieben.
    »Professor Papastratos«, sagte der hochgewachsene Mann und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Sie ahnen gar nicht, wie sehr ich mich freue, Sie kennenzulernen. Man hat Sie uns wärmstens empfohlen. Genau genommen sind Sie unsere letzte Hoffnung.« Das Griechisch des Mannes war ein wenig unbeholfen, aber gut verständlich. Offenbar ein Mann von Bildung.
    »Das klingt ja sehr geheimnisvoll«, bemerkte Papastratos. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Zuerst einmal möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Humboldt. Carl Friedrich von Humboldt. Dies sind meine Begleiter: Eliza Molina, Charlotte Riethmüller und Oskar Wegener.«
    Der Professor lupfte eine Augenbraue. »Humboldt? Wie der berühmte Naturforscher?«
    »Alexander von Humboldt war mein Vater«, entgegnete der Mann.
    »Ganz erstaunlich«, sagte der Dekan. Er bezweifelte, dass dieser Mann tatsächlich ein Nachkomme des berühmten Weltreisenden war, aber er wollte sich gern anhören, was den Mann zu ihm führte. »Welch eine Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen. Sind Sie auch Forscher?«
    »In der Tat. Allerdings habe ich dem Universitätsbetrieb in jüngster Zeit den Rücken gekehrt, um meine Fähigkeiten in den Dienst der Wirtschaft zu stellen. Ich bin, wenn Sie so wollen, ein Privatermittler für ungewöhnliche Phänomene. Und genau in dieser Mission bin ich zurzeit unterwegs. Sagt Ihnen der Name Nikomedes etwas? Stavros Nikomedes?«
    »Natürlich«, entgegnete Papastratos. »Jeder in Athen kennt die Familie. Sie ist eine der ältesten und respektabelsten

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