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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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einer doppelwelligen Dampfturbine der Marke …«
    »Schweigen Sie!«, fuhr ihn der Gesandte an. Wieder war dieses seltsame knirschende Geräusch zu hören. »Mit Ihrer hoffnungslos veralteten Technologie gewinnen Sie hier keinen Blumentopf. Seine Majestät hat verfügt, dass das Schiff seinem einzigen sinnvollen Zweck zugeführt wird: als Baumaterial für neue fortschrittlichere Technologien. Und jetzt genug der Worte. Sie haben schon viel zu viel meiner wertvollen Zeit verschwendet.« Er drehte sich um und ließ den sprachlosen und vor Wut schäumenden Rimbault hinter sich zurück.
    Océanne trat neben ihren Vater und schlang zärtlich ihre Arme um ihn. Gemeinsam blickten sie hinunter, wo die Calypso unaufhaltsam in ihre Einzelteile zerlegt wurde.

 
39
     
     
    Ihre Quartiere waren komfortabler als erwartet. Genau genommen waren es richtige Wohnungen, mit fertig ausgestatteten Waschräumen, Betten, Tischen, Stühlen, Schränken sowie Regalen voller alter Bücher. Wie es aussah, war man hier unten auf Besucher eingerichtet.
    Die Böden waren mit perlmuttartigen Fliesen ausgelegt und von der Decke schimmerte weiches Licht. Es gab sogar eine Uhr mit merkwürdig verschnörkelten Zeigern. Ecken und Kanten fand man hier so gut wie keine. Die Wände waren geschwungen und die Decke kathedralenartig gewölbt. Ein angenehmer Duft durchströmte ihre Quartiere und sanfte Musik wehte wie ein Echo aus längst vergangenen Zeiten durch die Belüftungsschächte. Zu beiden Seiten waren Fenster eingelassen, vor denen federleichte Quallen und seltsame Fische tanzten. Wenn man ihnen länger zusah, konnte man den Eindruck bekommen, als wiegten sie sich zum Klang der Musik. Etliche Meter unter ihnen war der Meeresboden zu erkennen, der von einem Muster aus Raupenspuren und Fußabdrücken durchkreuzt wurde. Hin und wieder huschte ein Automat durchs Blickfeld, blinkte ein paarmal kurz auf und verschwand dann wieder in der Dunkelheit. Wachroboter, daran bestand für Oskar nicht der geringste Zweifel. Sie gaben acht, dass niemand einen Ausbruchsversuch unternahm. Doch die meterhohe massive Eisentür würde ohnehin jeden Fluchtversuch verhindern.
    »Golden ist er ja, der Käfig«, sagte Oskar. »Trotzdem bleibt es ein Käfig.« Er blickte über den Tisch, auf dem Cagliostro allerlei Speisen und Getränke hatte servieren lassen. Nichts davon kam ihm in irgendeiner Form vertraut vor. Da gab es blaue Kugeln, grüne Würfel und rosa Bällchen. Gelbe Sterne, braune Stäbchen und violette Nudeln. In den Karaffen schimmerten Getränke, die beim Einschenken wie flüssiges Silber oder Gold schimmerten.
    »Mag sein.« Humboldt griff nach einer der Stoffservietten, um seinen Mund abzutupfen. »Aber jeder Käfig hat einen Schlüssel. Bis wir ihn gefunden haben, sollten wir uns ausruhen und stärken. Hier, probier mal von den rosa Dingern, sie sind überaus wohlschmeckend.«
    Misstrauisch beäugte Oskar die Schüsseln und Teller. Er war der Einzige, der noch nicht von den fremdartigen Speisen gekostet hatte. Sowohl die Rimbaults als auch Charlotte und Eliza langten herzhaft zu. Selbst Wilma, die mit ihrem Tornisterchen beinahe selbst wie ein kleiner Roboter aussah, verputzte in aller Seelenruhe ein Schälchen voll schwarzer glänzender Kugeln und gab dabei lobende Worte von sich.
    Oskar musste gestehen, dass ihm der Magen knurrte.
    »Na schön«, murmelte er. »Auf einen Versuch kann man es ja mal ankommen lassen.« Er nahm ein paar von den rosa Bällchen, fügte einige grüne Nudeln hinzu und vervollständigte sein Mahl mit einem Glas des flüssigen Silbers. Misstrauisch hielt er seine Nase über den Rand des Gefäßes. Es roch wie eine Mischung aus Kakao und Pfefferminze. Vorsichtig nippte er daran, dann leckte er über seine Lippen. »Gar nicht schlecht.«
    »Sag ich doch«, erwiderte Humboldt und stopfte noch eins von den rosa Bällchen in seinen Mund.
    »Was ist das?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich Meeresfrüchte. Algen, Würmer oder Ähnliches.«
    Oskar spürte ein leichtes Würgen im Hals. Trotzdem aß er tapfer weiter. »Genau wie bei Kapitän Nemo.«
    »Tatsächlich?« Humboldt wischte mit der Serviette über seinen Mund und lehnte sich dann zufrieden zurück. »Erzähl mir ein bisschen davon.«
    »Haben Sie denn nicht den Roman gelesen?«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
    »Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer.«
    »Mein lieber Junge, wann hätte ich das tun sollen?« Er streichelte über seinen Bauch. »Meine Arbeit nimmt mich

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