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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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glänzten vor Feuchtigkeit. »Ich freue mich so.« Mit diesen Worten hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte anschließend ihren Onkel, Monsieur Rimbault, ja sogar Océanne. Der Schiffskonstrukteur strich verlegen über sein Bärtchen.
    »Ich habe gewusst, dass wir uns wiedersehen werden.« Eliza war an Humboldt herangetreten und gab ihm einen zarten Kuss. Oskar konnte sehen, wie dem Forscher das Blut ins Gesicht schoss. »Wie ist euch das nur gelungen?«
    »Es ist eine lange und seltsame Geschichte«, sagte Humboldt. »Und gewiss werde ich sie euch irgendwann mal erzählen, aber nicht jetzt. Erst muss ich wissen, wie die Lage ist. Wo ist der Rest der Mannschaft?«
    »Was du hier siehst, sind die letzten Überlebenden«, erwiderte Eliza. »Alle anderen sind bei dem Angriff ums Leben gekommen.«
    »Was? Wo sind der Kapitän und sein Steuermann?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Unfassbar!«, schnaubte der Forscher. »Ich muss mit jemandem reden. Wer hat euch hierhergebracht?«
    Eliza trat zur Seite und deutete auf den kahlköpfigen Gesandten. »Sein Name ist Cagliostro. Er behauptet der Abgesandte von König Sikander zu sein. Mehr haben wir aus ihm nicht herausbekommen.«
    »Was du nicht sagst.« Humboldt trat erhobenen Hauptes auf den Gesandten zu. Er überragte den Mann um eine Kopflänge, was diesen jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken schien.
    »Dieser Angriff widerspricht jeglichem geltenden Seefahrtsrecht«, sagte Humboldt mit kalter Stimme. »Mehr noch: Er kommt einer Kriegserklärung gleich. Ich verlange zu erfahren, wer dafür verantwortlich ist. Wer sind Sie und in wessen Auftrag handeln Sie? Was ist das hier für eine Anlage und warum haben Sie uns entführt? Antworten Sie oder ich verspreche Ihnen, es wird Ihnen leidtun!« Der Tonfall seiner Stimme ließ Oskar erzittern. So wütend hatte er seinen Herrn noch nie erlebt.
    Sein Gegenüber musterte ihn mit automatenhafter Langsamkeit. »Sind Sie der Sprecher dieses erbärmlichen kleinen Haufens von Strauchdieben und Teichpiraten?«
    »Das bin ich.«
    Der Gesandte ging um Humboldt herum und betrachtete ihn dabei wie ein Insekt. Oskar sah, wie der Forscher zornig die Fäuste ballte.
    »Gut.« Er blieb vor Humboldt stehen. »Als Anführer sind Sie natürlich berechtigt, Informationen zu erhalten.« Er deutete eine Verbeugung an. »Wie Ihre Assistentin Ihnen bereits gesagt hat, ist mein Name Cagliostro. Ich bin Majordomus Seiner Majestät Sikander des Ersten, Herrscher über Mediterrania. Sie haben sich widerrechtlich Zutritt zu Seiner Majestät Hoheitsgewässer verschafft und das, obwohl Ihnen klar gewesen sein muss, dass dies eine Sperrzone ist.«
    »Sikander?«, polterte Humboldt. »Wer ist das? Warum schickt er mir einen seiner Lakaien? Ich verlange eine sofortige Audienz, um gegen unsere Behandlung zu protestieren!«
    »Sie haben hier gar nichts zu verlangen«, schnarrte Cagliostro. »Seine Majestät wird Sie empfangen, wann immer es ihm beliebt. Bis dahin werden Sie in Gewahrsam genommen.«
    »Was ist mit unserem Schiff?« Humboldt deutete in die Werkhalle. »Sie haben kein Recht, es auseinanderzunehmen. Es ist immerhin -«
    »Ihr Schiff ist Besitz Seiner Majestät. Es wird unverzüglich der Rohstoffverwertung zugeführt.«
    »Rohstoffverwertung?« Rimbault war puterrot angelaufen. Seine spärlichen Haare standen senkrecht in die Luft. »Wollen Sie damit andeuten, mein Schiff wird zu Altmetall verarbeitet?«
    Der Gesandte warf ihm einen kühlen Seitenblick zu.
    »Wer sind Sie?«
    »Hippolyte Rimbault, Konstrukteur der Calypso.« Er nahm militärische Haltung an.
    »Dann haben Sie hier gar nichts zu melden«, schnarrte Cagliostro. »Seien Sie still und stellen Sie sich zu den anderen!«
    »Das ist ungeheuerlich! Ich will wissen, was Ihre automatisierten Blechbüchsen mit meinem Schiff anstellen.«
    »Ihr Schiff?« Der Gesandte wirkte sichtlich ungerührt angesichts von Rimbaults Wutausbruch. »Sie scheinen mir nicht richtig zugehört zu haben. Das Schiff gehört Seiner Majestät. Unsere Drohnen kümmern sich um die Rohstoffverwertung. Eisen, Kupfer und Messing sind für uns außerordentlich wertvoll. Sie können versichert sein, dass die Wiederverwertung mit größtmöglicher Effizienz erfolgt. Wenn Sie mir jetzt …«
    »Die Calypso ist eines der besten und fortschrittlichsten Forschungsschiffe weltweit!« Die Adern an Rimbaults Hals traten bedrohlich hervor. »Sie ist mit modernsten technischen Geräten ausgestattet. Ihr Antrieb besteht aus

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