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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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kalt den Rücken runterlaufen konnte.
    Max richtete sich in seinem Sattel auf. »Was war das?«
    Patrick O’Neill spitzte die Ohren. »Klang wie Wildhunde. Mit denen ist nicht gut Kirschen essen. Wir sollten lieber einen Umweg machen.«
    »Wartet.« Harry Boswell hielt den Kopf geneigt und lauschte gespannt in die Ferne. »Ich kenne diese Laute. So winseln sie nur, wenn sie ihr Opfer bereits gefunden haben. Auf einer Reise in Südafrika sind wir mal ein paar von den Viechern begegnet, die gerade eine Antilope gestellt hatten. Der Ruf bedeutet: Kommt alle her, das Abendbrot ist gerichtet!«
    »Besser, wir machen uns aus dem Staub«, sagte Patrick. »Es könnte leicht sein, dass wir sonst auch noch auf der Speisekarte landen.«
    Harry und der Ire waren schon dabei, ihre Pferde zu wenden, als Max etwas hörte, was so gar nicht zu den Geräuschen der Hunde passte. »Wartet mal einen Moment. Ich glaube, ich habe gerade die Stimme eines Menschen gehört. Er rief um Hilfe.«
    »Die Stimme eines Menschen?« Die drei Männer sahen sich entgeistert an. »Wilson!«
     

     
    Der Meteoritenjäger steckte in der Klemme. Die Wildhunde wollten ihn nicht gehen lassen. Besonders dieser Leitrüde war ein verdammt zäher Gegner. Wilson hatte ihm schon den einen oder anderen Hieb mit seinem Degen verpasst, aber entweder spürte das Vieh keinen Schmerz oder sein Fell war so dick, dass die Klinge nicht in die Haut drang.
    Seit geschlagenen zehn Minuten wehrte er nun schon die Angriffe seiner Gegner ab, aber langsam erlahmten seine Kräfte. Es war die klassische Strategie der Wildhunde: Scheinangriffe führen, bis das Opfer müde wird, dann zustoßen. Was Wilson über diese Tiere gehört hatte, erfüllte ihn nicht gerade mit froher Erwartung. Angeblich mochten sie ihre Beute am liebsten frisch. Damit dieser Zustand möglichst lange erhalten blieb, töteten sie das Opfer nicht gleich, sondern brachten es erst zu Fall und rissen ihm dann die Bauchhöhle auf. Dann fingen sie an, an verschiedenen Stellen des Körpers zu fressen. Wilson wusste, dass ein Mensch mit einer Bauchverletzung ziemlich lange am Leben blieb. Möglicherweise Stunden. Ein äußerst qualvoller Tod.
    So weit würde er es nicht kommen lassen. Lieber würde er sich in seinen Degen stürzen. Das ging wenigstens schnell.
    Er war schon dabei zu überlegen, wann wohl der geeignete Zeitpunkt dafür gekommen wäre, als von links ein Schuss ertönte. Matsch wirbelte auf, dann fiel einer der Köter um. Noch ein Schuss war zu hören und ein weiterer Hund starb. Die Meute war irritiert. Der Leitrüde versuchte Witterung aufzunehmen, doch der Regen verwischte alle Gerüche. Ein paarmal krachte es noch aus dem Unterholz, dann gaben die Hunde auf. Auf ein Zeichen ihres Anführers hin machten sie kehrt und suchten das Weite.
    Schwer atmend stützte sich Wilson auf seinen Degen.
    Hinter den Büschen im Schatten eines Affenbrotbaums erschienen drei Reiter. Harry Boswell, Max Pepper und Patrick O’Neill. Letzterer hielt in seiner Armbeuge ein Gewehr, aus dessen Lauf noch immer Pulverdampf aufstieg. Wilson steckte seinen Degen ein und ging auf seine Retter zu.
    »Der rechte Mann zur rechten Zeit«, lachte er. »Patrick O’Neill, was bin ich froh, Sie zu sehen. Das war wirklich Rettung in letzter Minute. Diese verdammten Viecher waren drauf und dran, mich zum Abendessen zu verspeisen. Kommen Sie, steigen Sie ab und leisten mir bei einem Drink Gesellschaft. Vorausgesetzt, es gelingt uns, meine Pferde wieder einzufangen.«
    »Keinen Schritt weiter.« Der Lauf des Gewehrs schwenkte herum, bis er genau auf Wilsons Brust gerichtet war. Patricks Blick war kalt wie Stahl. »Sir Wilson, hiermit nehme ich Sie fest. Max und Harry, bitte seien Sie so freundlich, Sir Wilson die Hände zu binden und ihn an mein Pferd zu fesseln. Mylord, ich fordere Sie auf, keinen Widerstand zu leisten!«
    Sir Wilson glaubte sich verhört zu haben. »Ich soll was?«
    »Wir werden Sie auf den Tafelberg zurückbringen. Dort wird man entscheiden, was mit Ihnen geschieht.«
    Wilson suchte nach einem Anzeichen von verstecktem Humor, aber Patricks Ausdruck war todernst.
    »Was soll dieses Geschwafel?«, stieß er hervor. »Seit wann gibst du hier Befehle?«
    O’Neill straffte seine Schultern. »Seit ich Befehlshaber der Expedition bin. Nach Archers Tod und Ihrer Desertion bin ich der ranghöchste Offizier.«
    »Desertion? Bist du vollkommen übergeschnappt?« Wilson wusste immer noch nicht, ob sich der Kerl nicht einen Scherz

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