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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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hervor. Oskar bekam es mit der Angst zu tun. Hier stimmte etwas nicht. Hatte er einen Krampf oder Anfall?
    Er wollte gerade zur Tür rennen, als eine Veränderung mit Bellheim vonstatten ging. Sein Oberkörper zuckte nach vorn, krümmte sich und schnellte dann wieder zurück. Das Gesicht des Völkerkundlers war aufs Äußerste angespannt. Er öffnete seinen Mund zu einem Schrei, aber es kam kein Laut heraus.
    Mit Entsetzen sah Oskar, wie der Forscher nach Luft rang. Ein merkwürdiges Rascheln und Knacken war zu hören, als würde irgendwo etwas verbrennen. Die Luft war erfüllt vom Geruch elektrischer Entladungen. Dann riss der Forscher seinen Mund noch weiter auf. Seine Hände umklammerten seinen Unterkiefer und zogen ihn nach unten. So weit, wie kein normaler Mensch es jemals vermocht hätte.
    Oskar war wie gelähmt. Dann schrie er.
     

     
    Charlotte hörte den Schrei. Alle hörten ihn.
    Es war ein Laut, wie ihn nur jemand ausstoßen konnte, der in größter Panik war.
    Die Gespräche erstarben. Irgendwo fiel klirrend ein Glas zu Boden. Alle Blicke zuckten in Richtung Haus.
    Hinter der Scheibe im ersten Stock waren tanzende Bewegungen zu sehen. Zwei Personen, die miteinander kämpften.
    Humboldt war der Erste, der reagierte.
    »Oskar!«
    Er packte seinen Gehstock und stürmte durch den Garten zurück in Richtung Haus. Charlotte und Eliza folgten ihm auf dem Fuß. Zu dritt rannten sie die Treppen zum ersten Stock empor. Noch einmal rief er den Namen des Jungen. Keine Antwort. Alles, was sie hörten, war ein Poltern, das aus dem letzten Zimmer am Ende des Flurs drang. Sie eilten in die betreffende Richtung, doch die Tür war verschlossen. Humboldt erhob seine Stimme. »Mach die Tür auf!«
    »Ich … kann … nicht.«
    Oskars Stimme.
    Humboldt fackelte nicht lange. Mit einem vehementen Fußtritt trat er die Tür ein und stürmte in den Raum.
    Charlotte folgte ihm.
    Der Völkerkundler hatte seine Hände um den Hals des Jungen gelegt. Dessen Füße berührten kaum noch den Boden. Oskar wand sich und zappelte, aber er konnte dem mörderischen Griff nicht entfliehen. Welche Kraft war wohl dazu nötig, einen sechzehn Jahre alten Jungen mit gestreckten Armen vom Boden zu heben?
    Eliza hielt ein Feuerzeug an die Lampe. Es gab einen Funken, dann entzündete sich das Gas.
    »Beim Jupiter!«
    Humboldt wich einen Schritt zurück.
    Charlotte schlug die Hände vor den Mund. Eliza stieß einen kleinen Schrei aus.
    Was sich im fahlen Schein der Gaslaterne abspielte, war mit Worten kaum zu beschreiben. Bellheims Unterkiefer war heruntergeklappt und hatte etwas freigelegt, das nur mit viel Wohlwollen als Zunge beschrieben werden konnte. Dick wie ein Unterarm und lang wie eine Schlange züngelte das Ding genau auf Oskars Gesicht zu. Es glänzte und glitzerte, als bestünde es aus Glas. An seiner Spitze befanden sich zwei dünne, tastende Borsten, die genau auf Oskars Nasenlöcher zielten. Zu welchem Zweck war völlig unklar. Klar war jedoch, dass eine fremde Kreatur Besitz von Bellheim ergriffen hatte. Und jetzt stand sie im Begriff, Oskar zu übernehmen.
    »Macht, dass ihr hinter mich kommt!« Humboldt zog sein verborgenes Rapier aus dem Spazierstock. Mit einem mächtigen Hieb drang er auf den Gegner ein. Die Klinge sauste nieder und hieb die gläserne Schlange in zwei Teile. Mit einem Geräusch, als würde man Wasser auf eine glühende Herdplatte spritzen, fiel das zappelnde Ding zu Boden. Ein unerträglicher Gestank breitete sich aus.
    Ein wenig krümmte und zuckte das Ding am Boden herum, dann löste es sich in einer Rauchwolke auf. Nur eine Handvoll Sand blieb übrig.
    Bellheim taumelte zurück. Die Hände lockerten ihren Griff, und der Junge plumpste hustend und keuchend zu Boden. Eine Weile rang er nach Atem, dann kroch er aus der Gefahrenzone. Bellheim stand wie angewurzelt auf dem Fleck, dann ging er auf Humboldt los. Sein Gesicht war zu einer furchterregenden Maske verzerrt. Der Mund stand offen, seine Hände waren vorgereckt.
    »Lass den Unsinn, Richard«, sagte Humboldt. »Es ist vorbei. Ich habe den Parasiten getötet.«
    Doch der Völkerkundler hörte ihn nicht. In seinen Augen leuchtete ein irrsinniges Feuer, während er unbarmherzig auf den Forscher eindrang.
    »Bleib stehen. Keinen Schritt weiter.« Humboldt hielt sein Rapier ausgestreckt auf Bellheim gerichtet. Die Spitze berührte dessen Brust. »Richard, bitte.«
    Mit Entsetzen sah Charlotte, dass Bellheims Haut sich zu verändern begann. Erst wurde sie blass,

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