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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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beobachtete Humboldt, der an den Messinstrumenten herumfuhrwerkte.
    »Ich bin froh, dass wenigstens du mir Gesellschaft leistet«, sagte der Forscher. »Auf die Damen ist auch kein Verlass mehr. Ich habe sie heute überhaupt noch nicht gesehen.«
    »Ich glaube, sie haben es sich unter Deck bei einer Tasse Tee gemütlich gemacht«, erwiderte Oskar. »Wenn mich nicht alles täuscht, studieren sie Bellheims Tagebuch. Charlotte meinte, sie kommt erst wieder heraus, wenn die Temperatur auf über zehn Grad geklettert ist.«
    »Das wird nicht mehr allzu lange dauern«, erwiderte der Forscher. »Wir sind bereits in Italien. Da vorn liegt Mailand und bis zur Riviera ist es auch nicht mehr weit.«
    »Mir gefällt’s hier oben«, sagte Oskar. »Endlich wieder Sonnenschein und klare Luft. Der Nebel in Berlin fing an, mir auf den Geist zu gehen.« Er kratzte über seinen Unterarm. Seit seiner Auseinandersetzung mit Bellheim verspürte er dort ein ständiges Jucken.
    »Wenn du Lust hast, könntest du mir bei einer Messung behilflich sein«, sagte Humboldt. »Ich würde gern erfahren, wie schnell wir gerade fliegen.«
    »Klar, was soll ich tun?«
    »Die Stoppuhr bedienen. Sie ist drüben in der hölzernen Schatulle. Aber Vorsicht beim Rausholen. Sie ist recht schwer und sehr kostbar. Ich werde inzwischen den Theodoliten einrichten.«
    »Und wie genau geht das?«
    »Die Geschwindigkeitsmessung läuft folgendermaßen ab«, sagte der Forscher. »Ich nehme zwei Orte ins Visier und peile sie an. Der eine ist Luino, der andere Porto Valtavaglia. Laut Karte liegen die Kirchtürme der beiden Orte genau fünf Komma vier Kilometer auseinander. Sobald der eine ins Sichtfenster kommt, drückst du auf die Stoppuhr. Aus der resultierenden Zeit, in Relation zur Entfernung, können wir unsere genaue Geschwindigkeit ermitteln. Beeilung jetzt, da drüben ist schon Luino.«
    Oskar eilte hinüber zu der Truhe, in der Humboldt seine Messinstrumente aufbewahrte. Die Schatulle mit der Stoppuhr lag gleich zuoberst. Er klappte sie auf und holte das wertvolle Messinstrument heraus. Es war ganz und gar aus Gold, Kupfer und Messing gefertigt und sah einfach wunderschön aus. Dutzende von Zeigern, alle von verschiedener Länge, kreisten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit über mehrfarbige Zifferblätter, auf denen Sekunden, Minuten, Stunden und sogar Tage angezeigt wurden. Es surrte und klickte, als wäre etwas Lebendiges in ihrem Inneren.
    »Alles bereit?«
    »Bereit.«
    »Alles klar.« Humboldt hob den Zeigefinger. »Drei … zwei … eins, los.«
    Oskar drückte den Stift. Konzentriert beobachtete er, wie der Zeiger langsam eine Runde vollführte. Dann noch eine und noch eine. Als die vierte Minute beinahe verstrichen war, hob der Forscher die Hand. »Und … jetzt!«
    Oskar drückte den Stift. »Vier Minuten und fünf Sekunden«, las er ab. Humboldt griff nach Stift und Papier und begann die Zahlen zu notieren. Als er das Ergebnis hatte, bereitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Achtzig Stundenkilometer«, sagte er. »Nicht schlecht, oder?«
    »Wie kommt es, dass wir dieses Mal so ein Tempo draufhaben?«
    »Das liegt daran, dass wir mit der Luftströmung reisen. Wir reiten sozusagen auf dem Wind. Er wird uns weit bis aufs Meer hinaustragen, ehe er wieder abflaut. Danach werden wir auf unsere Motorkraft angewiesen sein. Was allerdings kein Problem sein dürfte, da wir eine kräftige Sonneneinstrahlung haben.«
    »Wie lange werden wir brauchen?«
    Humboldt warf einen Blick auf seine Karte. »Wir müssen etwa viertausend Kilometer zurücklegen. Achthundert haben wir schon. Bleiben dreitausendzweihundert dividiert durch unser jetziges Tempo …« Er kritzelte ein paar Zahlen auf seinen Notizblock und nickte dann zufrieden. »Macht knapp zwei Tage. Ich glaube allerdings, dass wir nicht ewig in dieser Geschwindigkeit weiterfliegen, daher sollten wir von rund drei Tagen ausgehen. Was immer noch ein beachtliches Tempo ist, wenn du mich fragst.«
    »Drei Tage …« Oskar konnte es immer noch nicht glauben. In nur drei Tagen von Berlin nach Afrika, das war wirklich sensationell. Schon allein das Wort Afrika jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wiege der Menschheit, Land der wilden Tiere und der unentdeckten Mysterien. Eines seiner Lieblingsbücher, König Salomons Schatzkammer, von Henry Rider Haggard, spielte hier. Ein Buch, in dem der heldenhafte Alan Quatermain auf einen sagenhaften Diamantenschatz stößt.
    Was mochte sie dort wohl

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