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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Aufschub.
    Er klopfte an Boswells Kabine. »Harry!«
    »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Max. Darf ich reinkommen?«
    »Die Tür ist abgeschlossen. Warte, ich mache dir auf.«
    Es dauerte ein wenig, dann kam ein bleicher und völlig heruntergekommener Harry Boswell zum Vorschein.
    »Meine Güte«, sagte Max, »was ist denn mit dir los?«
    Harry wischte mit dem Handrücken über seinen Mund. »Seekrankheit.«
    »Ich dachte, du hast damit kein Problem.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Bei einer bestimmten Art von Wellen muss ich mich regelmäßig übergeben. Ich hatte eigentlich vor, den Rest des Tages im Bett zu verbringen. Was gibt’s denn?«
    »Kannst du mitkommen? Ich muss dir etwas zeigen.«
    Harry deutete an sich hinab. Erst jetzt sah Max, dass sein Freund in Unterhosen vor ihm stand. Max musste lächeln. Mit seinen dürren O-Beinen, den bleichen Füßen und seinem Schmerbauch bot der Reporter wirklich einen bemitleidenswerten Anblick. Trotzdem. Was er zu sagen hatte, duldete keinen Aufschub. »Komm schon, zieh dich an«, sagte er. »Ich warte draußen auf dich.«
    Nach einer Weile kam Harry wieder zum Vorschein. Nietenhose, Cordhemd, die fettigen Haare hinter die Ohren gekämmt.
    »Wehe, es ist nicht wichtig.«
    »Dann darfst du mir getrost eine scheuern. Ich bin aber sicher, dass es dich interessieren wird.«
    »Hast du im Keller einen Schatz entdeckt?«
    »So was Ähnliches«, sagte Max. Er führte Harry nach unten in die Laderäume und vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete. Wilsons Truppe bestand aus hypernervösen Söldnern, die extrem unangenehm reagierten, wenn sie das Gefühl hatten, jemand würde seine Nase zu tief in ihre Angelegenheiten stecken.
    »So, hier ist es«, sagte er. Er öffnete den Riegel und drückte die schwere Eisentür auf. Ein hässliches Quietschen ertönte. Heiße, mit Öldämpfen gesättigte Luft schlug ihnen entgegen. Das Stampfen der Dampfmaschine wurde lauter. Max betätigte einen Schalter und ein paar funzelig glimmende Glühbirnen flammten auf. Der Raum war zehn Meter lang und etwa vier Meter breit. Neben dem normalen Frachtgut befanden sich hier einige Holzkisten, auf denen Wilsons Initialen eingebrannt waren.
    Harry gab ein enttäuschtes Schnauben von sich. »War es das, was du mir zeigen wolltest? Die Dinger kenn ich doch schon. Ich war beim Verladen dabei, schon vergessen?«
    Max hielt den Kopf schief. »Interessiert dich denn nicht, was drinnen ist?«
    Harry runzelte die Stirn. »Ich habe die Liste gesehen. Zelte, Kocher, Proviant und Waffen. Was man so für eine Expedition braucht.«
    Max hob den Finger. »Wenn du die Liste kennst, erwartet dich jetzt eine Überraschung. Pass mal auf.«
    Er ging um die ersten beiden Kisten herum und führte seinen Freund auf die Rückseite. Eine der Latten war lose, sodass man hineinfassen und die Abdeckplatte anheben konnte. Es kostete eine kleine Anstrengung, dann ging der Deckel auf. Max winkte seinen Freund heran. »Schau mal.«
    Die Augen des Fotoreporters weiteten sich, als er sah, was sich in der Kiste befand. Er griff hinein und holte eine längliche Kartusche heraus. Sie war in braunes Papier eingewickelt und roch irgendwie ölig. »Was ist denn das?«
    »Sei um Gottes willen vorsichtig«, sagte Max. »Ich weiß nicht, wie die Dinger auf Erschütterungen reagieren.«
    »Meinst du, das ist …?«
    »Ganz recht, Dynamit. An deiner Stelle würde ich sie lieber wieder hinlegen.«
    In Harrys Gesicht erschien der Ausdruck von Furcht. Er legte die Kartusche behutsam zurück in ihr Bett aus Kieselerde und atmete tief durch. »Was hat Wilson denn noch alles in seinem Schatzkästchen?«
    »Gewehre mit Bajonetten, Revolver und Munition. Und das da drüben ist etwas besonders Feines. Das dürfte dich interessieren.« Max deutete auf ein dickes Rohr, das in einen eckigen Metallkasten mit zwei Haltegriffen mündete. Eine komplizierte Drehvorrichtung sowie zwei Speichenräder vervollständigten die Konstruktion.
    »Das ist doch …« Boswell verschlug es die Sprache.
    »… ein Maschinengewehr, ganz recht«, sagte Max. »Eine Maxim-Gun mit Wasserkühlung. Fünfhundert Schuss pro Minute. Das Neueste auf dem militärischen Sektor. Ich habe kürzlich einen Bericht drüber verfasst. Die Engländer wollen sie demnächst im Sudan einsetzen. Eine furchtbare Waffe.«
    Harry schüttelte verständnislos den Kopf. »Granaten, Pistolen, Maschinengewehre – das sieht ja fast so aus, als wolle Wilson in den Krieg ziehen.«
    »Das Gefühl habe ich

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