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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Stimme gehört zu haben.«
    »Eine Stimme?« Sie runzelte die Stirn.
    »Ja, ich weiß, es klingt blöd. Trotzdem, ich könnte schwören, dass jemand mit mir gesprochen hat. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet.«
    Eliza blickte sich um. »Hast du nicht«, flüsterte sie. »Ich kann es auch hören.«
    »Ehrlich?«
    Sie nickte. »Allerdings ist es bei mir weniger eine Stimme als vielmehr eine Melodie. Ich kann sie hören, seit wir in den Sandsturm geraten sind.«
    »Was ist das?« Oskar wurde es langsam unheimlich zumute. Wenn Eliza es auch hörte, konnte es unmöglich Einbildung sein.
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir vorsichtig sein sollten. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich spüre einen fremden Willen und er ist uns nicht unbedingt freundlich gesinnt.«
    »Ich glaube, ich weiß, was das sein könnte.« Humboldts Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Der Forscher stand am Eingang des Tempels und starrte auf den seltsamen Stein.
    »Der gläserne Fluch. Auch bekannt unter den Namen Feuer des Himmels oder Auge der Medusa.« Um seine Lippen spielte ein geheimnisvolles Lächeln. »Angeblich ein Meteorit aus den Tiefen des Weltraums.«
    »Der Meteorit in Bellheims Tagebuch«, entfuhr es Oskar.
    Humboldt nickte. »Es gibt Dutzende Geschichten, die sich um ihn ranken. Ich hätte nur nie für möglich gehalten, dass er tatsächlich existiert. Noch viel weniger hätte ich erwartet, dass wir ausgerechnet hier daraufstoßen könnten. Als ich Bellheims Tagebuch las, kam mir zum ersten Mal der Verdacht, dass es sich um den magischen grünen Stein handeln könnte, von dem in den Legenden die Rede ist. Ich wollte meine Hoffnungen allerdings nicht zu hoch hängen, deswegen habe ich euch nichts davon erzählt.«
    »Und was sind das für Geschichten?«
    »Vor ungefähr zehntausend Jahren war Nordafrika grün und fruchtbar. Dort, wo heute die größte Wüste der Erde ist – die Sahara –, gab es damals riesige Seen, Flüsse und alle Arten von Tieren. Löwen, Giraffen und Elefanten. Doch dann fiel etwas vom Himmel und landete in dem Gebiet, das wir heute als Algerien kennen. Von diesem Zeitpunkt an wurde alles anders. Es fiel kein Regen mehr. Die Seen und Flüsse trockneten aus, das Land wurde trocken. Erst starben die Tiere, dann die Menschen. Nur die stärksten und zähesten von ihnen überlebten. Das Land wurde zur Wüste. Die Tellem stammten ursprünglich aus der Sahara. Sie erkannten, dass die Ursache für die Trockenheit bei dem seltsamen Stein lag, gruben ihn aus und brachten ihn fort. Vermutlich hofften sie, ihre Heimat würde sich wieder erholen, doch die Sahara blieb eine Wüste. Also nahmen die Tellem den Stein und verbargen ihn hoch oben auf einem Berg, auf dass er niemandem mehr Schaden zufügen könne. Ihre Rechnung ging auf, doch sie zahlten einen hohen Preis.« Seine Stimme wurde leiser. »Sie wurden von dem Stein verändert. Er saugte ihnen das Leben aus und machte sie zu willenlosen Sklaven. Marionetten, die nach Belieben ihre Form verändern konnten. Sie wurden zu Glasmenschen.« Er warf Oskar einen vielsagenden Blick zu. »Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich dieser Sache nach dem Ereignis mit Bellheim auf den Grund gehen musste.«
    »Dann hat dieses Ding Bellheim verändert?« Oskar schaute mit wachsendem Unbehagen auf die grüne Erhebung im Inneren des Tempels. Dieser Stein sollte für die Entstehung der größten Wüste der Welt verantwortlich sein? Schwer vorstellbar. Allerdings, was diese Stimmen betraf …
    »Ich glaube, wir sollten sehr vorsichtig sein«, murmelte er.
    »Genau das habe ich vor.« Der Forscher blickte die Gefährten der Reihe nach an. »Keiner von euch betritt diesen Tempel. Das gilt auch für dich, Wilma. Keine Extratouren. Wenn auch nur ein Bruchteil der Geschichten stimmt, dann ist dieser Stein in höchstem Grad gefährlich.«
    Der Forscher zog Bellheims Tagebuch heraus und schlug es auf. »Ich habe Stunden damit verbracht, die Mosaiksteinchen zusammenzusetzen. Vieles ist mir immer noch nicht klar, aber eines ist sicher: Bellheim war hier und er hat den Tempel betreten. Nachdem er ihn verließ, war er ein anderer. Seine Eintragungen, seine Gedanken, selbst seine Handschrift veränderten sich. Er war nicht mehr der offene und herzliche Mann, mit dem ich zusammen an der Universität studiert habe. Er wurde schweigsam, ernst und verschlossen. Seine Aufzeichnungen wurden lückenhaft, seine Gedanken wirr. Wenn man die Notizen vergleicht, fallen einem immer wieder

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