Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
sanft und gut begehbar ausgesehen hatte, entpuppte sich beim Näherkommen als ein von Schotter und Geröll übersäter Berghang ohne seitliche Uferbefestigung. Wer hier ins Rutschen geriet, der würde eine höchst unangenehme Talfahrt antreten. Immerhin konnte man sehen, dass hier vor vielen Jahren einmal eine Straße gewesen sein musste. Steinplatten und Abflussrinnen markierten den alten Weg, der über den Rücken bis hinauf an die Oberkante des Berges führte. Allerdings war sie schon lange nicht mehr benutzt worden. Heftige Regenfluten hatten ganze Abschnitte weggerissen und Steinbrocken versperrten ihnen den Weg.
    Jabez Wilson war abgestiegen und führte die Karawane zusammen mit Jonathan Archer und einer Gruppe schwer bewaffneter Männer den rutschigen Weg hinauf.
    Harry, Max und Patrick O’Neill folgten ihnen in gebührendem Abstand. Sie mussten die Pferde und Lasttiere hinaufführen, was keine leichte Aufgabe war. Die Tiere hatten mit dem rutschigen Untergrund zu kämpfen und fanden mit ihren kleinen Hufen keinen richtigen Tritt. Max führte eine Gruppe von vier Pferden an der Leine. Nur unter Zuhilfenahme seiner ganzen Kraft und Überredungskunst gelang es ihm, die Tiere vor panikartigem Ausbrechen zu bewahren. Als er bei Wilson und seinen Leuten eintraf, war er nass geschwitzt.
    »Was ist denn los? Warum geht es nicht weiter?«, keuchte er.
    »Endstation.« Der Meteoritenjäger deutete auf einen etwa drei Meter hohen Wall aus mächtigen Gesteinsbrocken. »Hier kommen wir nicht rüber.«
    Max betrachtete den Wall. Er sah nicht aus, als wäre er natürlichen Ursprungs. Die riesigen Steine waren sorgfältig zu einer Mauer aufgestapelt worden, die zu steil war, um sie einfach überklettern zu können.
    »Scheint, als möchte irgendjemand verhindern, dass wir auf die andere Seite gelangen«, sagte er.
    »So ist es.« Wilson deutete auf den Boden. »Sehen Sie hier? Die alte Straße führte geradewegs durch den Wall hindurch. Früher muss das mal eine wichtige Verbindung gewesen sein, doch die Dogon haben sie verbarrikadiert. Und eben sind ein paar von den schwarzen Halunken hinter der Absperrung aufgetaucht und haben uns ganz klar zu verstehen gegeben, dass wir hier unerwünscht sind.«
    »Haben Sie mit ihnen geredet?«
    »Das brauchten wir gar nicht.« Wilson hob eine abgebrochene Speerspitze in die Höhe. Die Klinge war aus scharfem Metall, das schwarz in der Sonne glänzte. Weitere Speere steckten rechts und links zwischen den Steinen. Max hob vor Verblüffung die Brauen. »Das ist in der Tat eine ziemlich klare Ansage.«
    In diesem Moment kam Harry den Hang emporgeschnauft. Sein sandfarbenes Leinenhemd wies dunkle Flecken unter den Achseln auf. »Was ist denn los, warum geht es nicht weiter?«
    Max zeigte ihm die Speerspitze.
    »Und was machen wir jetzt?«
    Sir Wilson holte eine seiner Zigarren aus der Tasche seiner Weste, biss das Ende ab und spuckte es in den Staub. Dann steckte er sie an und machte genüsslich ein paar Züge. »Jonathan, holen Sie das Pferd mit den Holzkisten. Wollen doch mal sehen, wie es den Dogon gefällt, wenn wir ihre hübsche Absperrung zu Staub zermahlen. Zeit für ein wenig Feuerwerk.«

 
43
     
     
    Charlotte und Oskar hatten den Ladebaum in Position geschwenkt und begannen nun damit, die Kisten mit Humboldts wertvollen Instrumenten herabzulassen. In ihnen befanden sich die Geräte, die sie zur Analyse der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Kristalls benötigten. Man konnte die elektrische Leitfähigkeit des Materials genauso prüfen, wie seine Härte und Dichte. Humboldt hatte erwähnt, dass er den Meteoriten für eine Pflanze hielt. Allerdings nicht für eine Pflanze im gewöhnlichen Sinn. Anstatt aus Wasser und Kohlenstoffverbindungen, wie das Leben auf der Erde, bestand sie vermutlich aus Silizium. Ein Stoff, der auf der Erde vorzugsweise in Form von Quarz und Sand auftrat. Er war hart, spröde und gläsern. Alles Eigenschaften, die bei dem Meteoriten zu finden waren. Da eine solche Kreatur kein Blut besaß, mussten die Körperfunktionen anders als durch chemische Botenstoffe gesteuert werden. Humboldt tippte auf elektrische Reize, schloss aber auch Lichtimpulse nicht aus. Oskar konnte nicht behaupten, alles genau verstanden zu haben, dennoch gaben ihm die Ausführungen des Forschers Mut. Humboldt schien einen Plan zu verfolgen, und das war mehr, als sie während der vergangenen zwei Wochen gehabt hatten. Jetzt, da er seine Instrumente wiederhatte, lief er zu

Weitere Kostenlose Bücher