Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos
Arme. »Würdet ihr euch bitte beruhigen?«
Ismael Karrenbauer, der Schatzmeister der neu gegründeten Militärregierung, lieà sich nicht so schnell beschwichtigen. Er trat vor und fing an zu sprechen, ohne vorher ums Wort gebeten zu haben. »Was soll das heiÃen, Humboldt hat die Maschine getestet? Ist irgendjemand dabei gewesen? Gibt es einen Zeugen? Woher stammen die Informationen? Reden Sie!«
»Ich habe meine Quellen«, sagte Behringer ruhig. »Sie können sich darauf verlassen, dass das, was ich sage, stimmt.«
»Und wenn sich Ihr Zeuge nun geirrt hat? Warum erscheint er nicht selbst hier und erstattet uns Bericht?«
»Er ist nur ein Junge, verehrter Herr. Er lebt im Hause Humboldts.«
»Nur ein Junge, aha.« Karrenbauer stieà ein scharfes Lachen aus. »Da haben wir es ja. Kinder erzählen einem eine Menge, wenn der Tag lang ist. Haben Sie selbst Kinder? Nein? Das dachte ich mir. Meine lügen von morgens bis abends. So viel also zu deinem vertrauenswürdigen Zeugen, Herr General.«
Georg Stangelmeier fuhr zusammen, angesichts des respektlosen Tons, den Bruder Ismael hier anschlug. Doch der GroÃmeister lieà sich nicht aus der Reserve locken.
»MäÃige deine Zunge, Bruder Ismael«, sagte Falkenstein in ruhigem Ton. »Es steht dir nicht zu, Zeugenaussagen anzuzweifeln. Bis uns andere Informationen vorliegen, müssen wir davon ausgehen, dass der Junge die Wahrheit gesagt und die Maschine tatsächlich eine Reise durch die Zeit angetreten hat. Die Frage ist, wie konnte Humboldt das gelingen? Bruder Georg, ich wüsste gerne, was du dazu zu sagen hast.«
Georg Stangelmeier trat einen Schritt vor.
»Um ehrlich zu sein, mir fehlen die Worte«, sagte er. »Ich bin versucht, Bruder Ismael recht zu geben und die Aussage des Jungen anzuzweifeln. Da ich das aber im Moment nicht kann, bleibt mir nur eine einzige Erklärung: Ich muss davon ausgehen, dass Humboldt mich getäuscht hat. Ihr erinnert euch, dass er mir erzählt hat, er würde noch Jahre benötigen, um über das Versuchsstadium hinauszukommen. Auch seine Aussage, die Maschine benötige mehr Energie, als die Stadt Berlin in einem Jahr verbrauche, erscheint nun in einem anderen Licht. Offenbar ist er sowohl im Besitz einer groÃen Maschine als auch der nötigen Energiequelle, um sie zu betreiben. Die Nachricht trifft mich schwer, das müsst ihr mir glauben. Ich bin fassungslos.« Er senkte den Kopf.
Der GroÃmeister nahm die Entschuldigung mit einem knappen Nicken zur Kenntnis und wandte sich dann wieder dem Neuankömmling zu. »Was wissen wir über die Energiequelle, mit der die Maschine betrieben wird?«
Behringer schürzte die Lippen. »Es scheint sich um eine Art Kristall zu handeln«, sagte er. »Mein Informant sagt, er habe ihn von einer seiner Reisen mitgebracht. Es heiÃt, der Kristall sei einst Teil eines gröÃeren Exemplars gewesen, das vor der Insel Santorin im Mittelmeer gefunden wurde und das von einer Insel namens Atlantis stammen soll, die untergegangen ist.«
»Atlantis?« Ismael Karrenbauer lachte laut auf. »Das hat er Ihnen erzählt?«
»Allerdings.«
»Dann ist es klar: Ihr Informant ist ein Lügner und Wichtigtuer. Ein Knabe, der euch das Blaue vom Himmel erzählt hat. Lächerlich. Ich glaube, jetzt dürfte uns allen klar sein, was wir von der Zeitreisegeschichte zu halten haben. Ich habe euch ja gesagt, es sei unmöglich, eine solche Maschine zu bauen.«
Auch die anderen schienen im Zweifel zu sein. Stangelmeier spürte einen Anflug von Erleichterung, der sich bei einem Blick auf ihren GroÃmeister aber umgehend in Luft auflöste.
Falkenstein stand ganz ruhig da, die Hand zum Wort erhoben.
»Nicht so schnell, meine Brüder.«
Alle Blicke ruhten auf ihm.
»Ich habe über den Telegrafen Erkundigungen aus Athen einholen lassen. Die Informationswege beim Militär sind zum Glück recht kurz. Meine Recherche ergab, dass Humboldt tatsächlich vor einigen Jahren im Mittelmeer unterwegs war. Es ging um das Verschwinden einiger Schiffe vor Santorin. Es wird gemunkelt, er sei dort auf die Reste eines versunkenen Mittelmeerreiches gestoÃen. Die Sage von Atlantis spukt in den Köpfen vieler Gelehrter herum. Manche sagen, es sei Unfug, diese Insel habe es nie gegeben, andere schwören darauf, dass Platons Ãberlieferungen auf Wahrheit beruhen. Wer
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