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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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tiefer in den Wald gezerrt wurde. Um uns herum brach die Hölle los. Ein ohrenbetäubendes Bersten und Krachen war zu hören, tonnenschwere Baumstämme knickten um wie Streichhölzer. Das monströse Affenwesen bahnte sich seinen Weg durch den Wald und riss dabei alles um, was ihm im Weg stand. Wir rannten um unser Leben, doch die Kreatur war schneller. Die Mistdinger von Libellen flogen so niedrig, dass ich den Wind ihrer Flügel spüren konnte. Dann wurde ich gepackt und in die Höhe gehoben. Unter mir sah ich Behringer, der wie ein Hase Haken schlug. Doch es nutzte ihm nichts. Auch er wurde gepackt, genau wie Tezz, die einige Meter vor uns durch den Wald rannte. Grün und blau geschlagen, landeten wir in einem Korb auf dem Rücken der Maschine. Kaum war das geschehen, verließ das Wesen den Wald auch schon wieder und galoppierte auf die Kuppel zu. Ehe wir wussten, wie uns geschah, trat es in den Spalt, betätigte irgendwelche Hebel und verschloss die Öffnung. Wir waren in der Kuppel gefangen!«

32
    H eiliges Kanonenrohr!«
    Â»Was passierte dann?«
    Â»Erzähl doch weiter.«
    Alle hingen an Oskars Lippen.
    Charlotte hatte vor lauter Spannung ganz vergessen zu trinken und merkte erst jetzt, wie trocken ihr Mund war. Rasch schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und stürzte es hinunter.
    Â»Der Anblick war wirklich erstaunlich«, fuhr Oskar fort. »Ich meine, stellt euch vor, ihr würdet unter einer hell erleuchteten Kuppel stehen und auf eine Stadt hinunterblicken. Nicht irgendeine Stadt, eine Stadt der Zukunft . Genau so ging es mir. Zuerst dachte ich, es handele sich um Berlin – ich sah die Spree, den Reichstag, den Dom, ja sogar die Universität und das Schloss. Doch beim genaueren Hinsehen wurde mir klar, dass es gewaltige Unterschiede gab. Statt aus Sandstein, Granit und Marmor bestanden die Gebäude allesamt aus Metall. Dort standen Eisenhäuser, Kupferbrücken und Stahltürme, über deren Oberflächen Bahnen aus glühender Elektrizität sausten. Ich sah Standbilder, auf denen mechanische Kreaturen verewigt worden waren. Roboterpersönlichkeiten, die irgendetwas Bedeutendes vollbracht haben mussten. Auch sie bestanden aus Metall, genau wie die Straßen, Alleen, Gassen und Flussufer, auf denen metallene Geschöpfe hin und her huschten. Das viele Metall machte es mir schwer, mich zu orientieren. Überall waren Spiegelungen, Reflexionen und Leuchteffekte. Es war unmöglich zu sagen, wo ein Gebäude aufhörte und ein anderes begann.
    Ich war überwältigt. Erst langsam wurde mir bewusst, dass es hier keine Menschen gab. Das waren alles Maschinen. Maschinen auf zwei Beinen, Maschinen auf vier und sechs Beinen, selbst rollende Kugeln und mechanische Tausendfüßler waren zu sehen. Sie gingen zur Arbeit, erledigten Einkäufe und unterhielten sich miteinander. Es war eine ganz normale Stadt, nur eben nicht von Menschen bevölkert.«
    Â»Das ist doch nicht möglich«, flüsterte Bert.
    Â»Sch«, zischte Humboldt. »Jetzt nicht, Bert! Lasst ihn weitererzählen.«
    Â»Behringer entdeckte etwas und wies mich darauf hin«, fuhr Oskar fort. »Während wir von dem gigantischen Affenwesen huckepack durch die Stadt getragen wurden, deutete er auf ein seltsames Paar, das nur wenige Meter vor uns eine Straße überquerte. Der Vordere der beiden war unzweifelhaft ein Roboter. Er ging auf zwei Beinen, trug einen Anzug, einen Stock und einen Hut, den er zum Gruß hob, aber neben ihm ging eine zweite Person. Ich musste zweimal hinsehen, um zu begreifen, was Behringer mir da zeigen wollte. Es war ein Mensch. Eine junge Frau, kaum älter als ich selbst. Sie trug ein rosafarbenes Kleid, weiße Schuhe und ein Halstuch. Fast hätte man meinen können, die beiden wären befreundet, wäre da nicht diese Leine gewesen, an der der Roboter die junge Frau spazieren führte.«
    Â»Eine Leine?«
    Â»Sie war sein Haustier. «Oskar warf Charlotte einen bedeutungsvollen Blick zu. »Immer wenn sie zu langsam ging oder sich mit jemandem von ihrer Art unterhalten wollte, riss der mechanische Kerl sie an der Leine zurück.
    Ehrlich, ich war ziemlich schockiert. ›Was ist das hier?‹, fragte ich Tezz, die in einer Ecke des Korbes hockte und schmollte. ›Sind das die Druul?‹
    Die Frage war eigentlich Blödsinn, ich kannte die Antwort ja schon. Aber Tezz lieferte mir trotzdem ein

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