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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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interessante Neuigkeit, dass der Mann, mit dem sie zusammenlebte, ein Besucher aus der Zukunft war ... gefolgt von einer Begegnung mit etwas Sonderbarem und Monströsem in einem Tunnel unter der Erde. Dies waren Erlebnisse, die eigentlich niemand haben sollte. Vielleicht hasste sie ihn deshalb. Vielleicht sollte sie das auch.
    Er wälzte diese Gedanken in seinem Kopf, als sie aus dem Schlafzimmer herausstolperte und sich auf einen Stuhl am dreibeinigen Küchentisch fallen ließ. Tom füllte eine Kaffeetasse für sie und stellte erleichtert fest, dass der Blick, mit dem sie ihn musterte, in keiner Weise hasserfüllt war. Sie gähnte und strich sich das Haar aus der Stirn. »Hast du Hunger?«, fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf. »Oh, Gott. Jetzt etwas essen? Bitte, nein.«
    Nichts Hasserfülltes in der Art und Weise, wie sie ihn betrachtete, dachte Tom, aber etwas Neues und Beunruhigendes: ein verletztes, gequältes Erstaunen.
    Sie trank ihren Kaffee. Sie sagte, sie habe an diesem Abend einen Auftritt in einem Café namens Mario's. »Aber ich weiß nicht, ob ich das bringe.«
    »Das war eine ziemlich harte Nacht«, stellte Tom fest.
    Sie starrte stirnrunzelnd in ihre Kaffeetasse. »Es war doch alles real, oder? Ich denke die ganze Zeit, es war ein Traum oder irgendeine Halluzination. Aber das war wohl nicht der Fall. Wir könnten dorthin zurückkehren, und es wäre noch alles da.«
    Tom nickte. »Das wäre es. Wir sollten es aber nicht tun.«
    »Wir müssen reden«, sagte sie.
    Er nickte. »Ich weiß.«
    Sie gingen durch den vormittäglichen Sonnenschein und den Juligeruch von aufgeweichtem Asphalt und heißem Beton zum Frühstücken.
    Die Stadt hatte sich seit gestern Abend auch verändert, dachte Tom.
    Es war eine Stadt, verloren im Brunnen der Zeit, verzaubert und unendlich fremd, unterirdisch, mehr Legende als Wirklichkeit. Er war aus einer Welt der Enttäuschung und des Irrtums hierhergekommen und hatte ein Taschenuniversum voller Optimisten und zynischer Romantiker entdeckt – mit Menschen wie Joyce, wie Soderman, wie Larry Millstein. Sie sagten, sie hassten die Welt, in der sie lebten, aber Tom wusste es besser. Sie liebten sie mit ihrer Entrüstung und ihren Gedichten. Sie liebten sie mit der Überzeugung ihres eigenen Neuseins. Sie glaubten an eine Zukunft, die sie nicht definieren, sondern nur erahnen konnten – sie benutzten Worte wie »Gerechtigkeit« und »Schönheit«, Worte, die ihren eigenen grundlegenden Optimismus verrieten. Sie glaubten ohne Scham an die Möglichkeit der Liebe und an die Macht der Wahrheit. Sogar Lawrence Millstein glaubte an diese Dinge. Tom hatte einen Durchschlag von einem seiner Gedichte gefunden, den Joyce in einer Küchenschublade vergessen hatte. Das Wort »morgen« war unterstrichen – » ... morgen wie ein Vater, der seine müden Kinder liebt und sie zusammensucht«. Ja, dachte Tom, du bist einer von ihnen, Larry, immer vor dich hinbrütend und schlecht gelaunt, aber du singst das gleiche Lied wie sie. Und von all diesen Menschen war Joyce die reinste Inkarnation. Ihre Augen waren auf die Bosheiten der Welt gerichtet, aber sie sah darüber hinweg in einer Art Erlösung, unentdeckt, ein versunkenes Jahrtausend, das wie ein Meerestier dem Licht entgegensteigt.
    All das in dieser heißen, schmutzigen, oft gefährlichen und rundum wunderbaren Stadt, in dieser Nautilusschale vergessener Ereignisse.
    Aber ich habe das verändert, dachte Tom.
    Ich habe es vergiftet.
    Er hatte die Stadt mit Alltäglichkeiten, mit Langeweile vergiftet. Die Schlussfolgerung war unausweichlich: Wenn er hierbliebe, würde dies lediglich zu einem Ort werden, an dem er lebte, wären die Morgenzeitungen und die Abendnachrichten nicht wundervoll, sondern vorhersagbar, genauso banal und selbstverständlich wie sein morgendlicher Gang zur Toilette. Sein einziger Trost wäre ein großes, privates auf die Zukunft gerichtetes Panoramafenster, dreißig Jahre breit. Und Joyce.
    Das ist Trost genug, dachte Tom ... es sei denn, er vergiftete auch sie.
    Er versuchte sich daran zu erinnern, was er am Abend vorher gesagt hatte, ein betrunkenes Aufzählen irgendwelcher grundlegender Geschichtsdaten. Zu viel, wahrscheinlich. Er begriff nun, was er gestern schon hätte begreifen sollen: dass er ihr nicht die Zukunft schenkte, sondern dass er sie ihr stahl. Er nahm ihr den Wein ihres Optimismus und gab ihr dafür den sauren Essig seiner eigenen Desillusionierung.
    Er bestellte Frühstück in einem kleinen

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