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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Schwule herum. Sicherlich hast du es längst bemerkt.«
    Sie grinste verschmitzt und erwartete, dass diese Information ihn schockierte. Er überlegte, was er darauf sagen sollte. Meine Frau hatte politisch korrekte Ansichten; wir haben an allen Benefizveranstaltungen für die Aids-Hilfe teilgenommen. »Ich denke, dass meine Unschuld noch intakt ist.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Deine Unschuld?«
    Um seinen Job zu feiern, waren sie zu Stanley's gegangen, eine neue Bar auf der Lower East Side. Tom hatte angefangen, sich mit der Geographie der Stadt vertraut zu machen. Er begriff, dass das East Village noch mehr dem Underground zuzurechnen war als das West Village, eine Bushaltestelle von der U-Bahn entfernt. Deshalb spendierte Stanley manchmal Freibier, um sich einen festen Gästestamm zu schaffen. Lawrences Wohnung war ganz in der Nähe, und Joyces Wohnung war auch nicht weit entfernt, und außerdem war in den etwas bunteren Bezirken um die Bleecker und die MacDougal Street sowieso nichts los.
    Tom freute sich über den Job und war etwas nervös im Hinblick auf den Abend.
    Joyce bot ihm eine Zigarette an. Er lehnte ab. »Danke, ich rauche nicht.«
    »Du hast ja so gut wie keine Laster, Tom.« Sie zündete sich selbst eine an. Das Büro bei Aerotech, in dem er gearbeitet hatte, war zur rauchfreien Zone erklärt worden. Keiner von Barbaras Freunden hatte geraucht, und den Verkäufern im Autoladen wurde ebenfalls empfohlen, darauf zu verzichten. Er hatte völlig vergessen, was für ein faszinierendes kleines Ritual das Anzünden einer Zigarette sein konnte. Joyce führte es mit natürlicher Grazie aus, löschte das Zündholz, indem sie damit hin und her wedelte und es dann in den Aschenbecher fallen ließ. In einer Stunde, wenn der Betrieb in der Bar zunahm, wäre die Luft mit blauem Qualm geschwängert. Die vehementen Attacken von C. Everett Koop waren noch ein Vierteljahrhundert entfernt.
    »Wenigstens trinkst du Alkohol.«
    »Aber nur sehr mäßig.« Er hatte sich ein Bier bestellt. »Früher habe ich mehr getrunken. Tatsächlich war ich kein besonders erfolgreicher Alkoholiker. Mein Arzt sagte mir, es sei für mich zu schwierig, richtig heftig zu trinken, und zu einfach, um damit aufzuhören. Er sagte, mir fehle wohl das Gen für Alkoholismus – es sei in meiner DNS einfach nicht vorhanden.«
    »In deiner was?«
    »Ich bin nicht so veranlagt.«
    »Hoffnungslos tugendhaft.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Irgendetwas bedrückt dich, nicht wahr?«
    »Ich habe heute Abend keine Lust, vielen Fragen auszuweichen.«
    »Von mir oder ...«
    Er vollführte eine vage Handbewegung – nein, nicht von ihr.
    »Nun, die Leute sind neugierig. Der Punkt ist der, Tom, dass du so gewöhnlich bist. Man kommt hierher und redet über nonkonformes Verhalten und über die, die außerhalb stehen und sich von allem fernhalten und so weiter, aber sie alle sind ganz bestimmte Typen. Jeder hat seine bestimmte Masche. Man kann es ihnen schon von Weitem ansehen. Da ist der zornige junge Dichter. Der linke Folksänger. Der satte Werbemanager, der seine Jugendlichkeit unter Beweis stellen will. Und so weiter. Die echten, wahren Nulltypen sind sehr selten.«
    Er lachte. »Und ich bin ein solcher Nulltyp?«
    »Aber ganz gewiss.«
    »Ist das nicht auch eine ganz bestimmte Masche?«
    Sie lächelte. »Aber die Masche mag niemand richtig. Wenn du nicht einfach nur so herumhängen willst, Tom, dann gibt es für dich gewisse Möglichkeiten.«
    »Als da wären?«
    »Nun, du könntest irgendwoanders hingehen. Du könntest allen sagen, sie sollten dich in Ruhe lassen. Oder wir könnten irgendwoanders hingehen. Jetzt oder später.«
    Sie saß ihm am Tisch gegenüber, hatte eine Hand leicht abgewinkelt, und der Rauch ihrer Zigarette kräuselte sich zur Decke. Das Licht war recht sparsam, aber sie wirkte bildschön. Sie hatte ihr langes Haar nach hinten gebunden. Ihre Augen blickten aufmerksam, fragend, und leuchteten durch die vergrößernde Wirkung ihrer Brillengläser besonders blau. Er merkte sehr wohl, dass sie Hemmungen hatte, dieses Angebot zu machen.
    Es gab aber auch keinen Zweifel, was das Angebot anging. Tom hatte das Gefühl, als sei ihm der Stuhl abrupt unter dem Gesäß weggezogen worden. Er kam sich völlig schwerelos vor.
    »Was ist mit Lawrence?«, wollte er wissen.
    »Lawrence hat einige Probleme. Oder, ich weiß es nicht, vielleicht sind es auch meine Probleme. Er sagt, er will mich nicht als Besitz betrachten. Er will auch nicht, dass jemand

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