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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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rümpfte die Nase und wartete darauf, dass ihre Augen sich anpassten. Doug Archer hielt sich dicht neben ihr. Seine Anwesenheit war zumindest ein wenig beruhigend.
    Für einige Zeit konnte sie nichts anderes hören als den schnellen Schlag ihres Herzens. Und sie konnte nichts sehen, außer Halbdämmer und Unordnung.
    Dann drückte Archer die Tür so weit auf, wie die Scharniere es gestatteten, und etwas mehr Licht drang ein.
    Das Monster lag auf dem festgestampften Lehmfußboden genau dort, wo sie es am Morgen zurückgelassen hatte.
    Catherine blinzelte. Das Monster blinzelte. Hinter sich hörte sie, wie Archer plötzlich schockiert einatmete. »Heilige Mutter Gottes«, stieß er hervor.
    Das Monster richtete seine blassen, feuchten Augen für einen Moment auf Archer. Dann sah es wieder zu Catherine.
    »Sie sind zurückgekommen«, stellte es fest.
    Das war der schlimme Teil, dachte sie benommen, das wirklich Unerträgliche, diese Stimme aus dieser Kehle. Er klang wie jemand, den man an einer Bushaltestelle traf.
    Sie zwang ihre Augen, sich auf etwas über ihm zu richten, auf den Stapel modriger Zeitungen. »Sie sagten, Sie brauchen Hilfe?«
    »Ja.«
    »Ich habe Hilfe mitgebracht.«
    Es war alles, was ihr in diesem Moment einfiel.
    Archer drängte sich an ihr vorbei und kniete neben dem Mann nieder – falls es überhaupt ein Mann war. Sei vorsichtig!, dachte sie.
    Catherine hörte das Zittern in seiner Stimme. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    Nun wanderte Catherines Blick zurück zum Kopf des Mannes, zu der Haube aus durchsichtigem Material, dort wo die Schädeldecke hätte sein sollen, und zu dem Gehirn darunter – jedenfalls nahm sie an, dass diese weißliche, undeutliche Masse sein Gehirn sein musste. Das Wesen redete weiter. »Es würde zu lange dauern, wenn ich es erklären müsste.«
    »Was wollen Sie, dass wir tun?«, fragte Archer.
    »Wenn Sie es schaffen, dann bringen Sie mich zurück ins Haus.«
    Archer schwieg für einen Moment. Catherine bemerkte, dass er nicht fragte: In welches Haus? Ins Tom-Winter-Haus, dachte sie. Diese Dinge standen in enger Verbindung miteinander. Mysteriöse Ereignisse und lebende tote Männer.
    Sie kam sich vor wie Alice im Wunderland, hoffnungslos verirrt in irgendeinem ungemütlichen Kaninchenbau.
    Aber es war wenigstens etwas, das man tun konnte: dieses Monster zu Tom Winters Haus zurückzubringen. Und dass sie darüber nachdachte, wie sie es am besten taten, holte sie auf die Ebene des Praktischen zurück. Es gab ein altes Feldbett, das Grandma Peggy im Keller aufbewahrte. Sie eilte zurück ins Haus ihrer Großmutter und holte es, wobei Doug Archer ihr half. Keiner der beiden redete viel. Sie wollten noch vor Einbruch der Nacht fertig sein. Die Schatten wurden immer länger und bedrohlicher.
    Wir müssen das Ding anfassen, dachte Catherine. Sie stellte sich vor, dass das verletzte Ding sich kühl und feucht anfühlen würde, wie die Quallen, die in Pudget Sound an den Strand gespült werden. Sie erschauerte, wenn sie nur daran dachte.
    Archer öffnete die Tür des Schuppens und wuchtete den Fremden hoch. Er stützte das Ding – den Mann – mit den Händen unter den Armen ab und führte ihn hinaus ins nachlassende Tageslicht, wo er noch entsetzlicher aussah. Einige Stellen seiner Haut waren dunkel und voller Schuppen, andere waren fleischfarben. Aber ganze Stücke waren durchsichtig wie Fischhaut. Er blinzelte mit grauen Augenlidern ins grelle Licht. Er sah aus wie etwas, das lange unter Wasser gelegen hatte. Ein Bein fehlte. Der Stumpf endete in einer rosigen, porösen Gewebemasse.
    Wenigstens gab es kein Blut.
    Catherine holte tief Luft und half mit, so gut sie konnte, indem sie den Beinstumpf auf das Feldbett legte. Auch hier war bleiche Haut und ein feines Netzwerk aus Blutgefäßen darunter, als sei das Ganze eine Illustration aus einem Anatomielehrbuch. Aber das Fleisch war nicht kalt oder glitschig. Es war warm und fühlte sich an wie ganz normale Haut.
    Archer hob das Kopfende des Feldbettes an und Catherine das Fußende. Der verletzte Mann war schwer, so schwer wie ein normaler Mensch. Seine Fremdartigkeit hatte ihn nicht leichter gemacht. Auch das war gut. Ein Wesen mit einem derartigen Gewicht, so argumentierte Catherine insgeheim, konnte eigentlich kein Gespenst sein.
    Es war schwierig, die Röhrenbeine des Feldbettes so zu halten, dass der Mann nicht herunterrollte, und sie schwitzte, und ihre Hände verkrampften sich und schmerzten, als sie aus dem Wald

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