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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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die Reinlichkeits- und Mentalhygienevorschriften der New Yorker Gesundheitsbehörde. Ruth hatte nie verstanden, worin die mentale Hygiene in einem Restaurant bestehen sollte. Sie konnte sich überhaupt nichts unter mentaler Hygiene vorstellen. Bürstete man seine Psyche, oder reinigte man sie mit Zahnseide? Machte man Stirnlappen- oder Gehirnhälftenyoga? Pilates für das Unterbewußtsein?
    »Ich bin sehr glücklich, Ruthie, daß wir haben diese Werkstatt«, sagte Edek.
    »Wir haben schon gehabt viele Leute, was sind hergekommen, um zu fragen, wann wir eröffnen.«
    »Wie viele Leute waren das?« fragte Ruth.
    »Mindestens fünf oder sechs Leute jeden Tag.«
    Ruth war deprimiert. Fünf, sechs Leute pro Tag, die sich erkundigten, wann das Restaurant eröffnet werden würde. Und Miete für zwei Läden.
    »Die Miete ist sehr billig«, sagte Edek, als erriete er ihreGedanken. »Wir haben schon die Extratische und die Extrastühle«, sagte Edek.
    »Aber ihr habt noch nicht einmal eröffnet«, sagte Ruth. »Das ist doch völliger Wahnsinn. Fünf oder sechs Leute kommen vorbei, um zu fragen, wann ihr eröffnet, und ihr expandiert bereits.«
    »Fünf oder sechs Leute mindestens und jeden Tag«, sagte Edek.
    »Aber ihr expandiert, bevor ihr eröffnet habt. Das ist doch meschugge.«
    »Ruthie, Ruthie, reg dich runter. Wir wissen, was wir tun«, sagte Edek. »Der polnische Installateur hat gesagt, es wäre billiger, alles zu machen gleich auf einmal. Der polnische Maler hat gesagt das auch.« Edek schwieg. »Ruthie, ich wollte dir sagen, daß ich ausgegeben habe ein bißchen mehr Geld. Ich habe es genommen auf die Kreditkarte. Es waren sechstausend Dollar. Ich hoffe, daß es dir nichts ausmacht.«
    »Es macht mir nichts aus«, sagte Ruth. Die sechstausend Dollar schienen wesentlich leichter zu begreifen zu sein als die Expansionspläne für das Restaurant.
    »Danke«, sagte Edek.
    Ruth war schwindelig. »Ist Sonia schon da?« fragte sie Edek.
    »Sie ist in dem Restaurant«, sagte Edek. »Und eine von unseren jungen Architekten. Sie ist ein sehr nettes Mädchen.«
    »Laß uns zu ihnen gehen«, sagte Ruth. Sie wandte sich zur Tür. Sie mußte etwas essen, dachte sie. Ihr war entschieden unwohl.
    »Ich will dir zeigen nur noch eine Sache«, sagte Edek und winkte sie zurück. Er entfernte die Gipsplatte, die an der Wand lehnte. Hinter der Gipsplatte befand sich ein etwa einen Meter breiter rechtwinkliger Mauerdurchbruch vom Boden bis zur Decke, der in das Restaurant führte.
    In Ruths Kopf drehte sich alles. Ihr war, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. Sie holte tief Luft. Sie sah ihren Vater an. »Ihr habt also schon expandiert«, sagte sie. »Ich habt schon expandiert, bevor ihr auch nur einen halben Fleischklops verkauft habt.«
    »Ja«, sagte Edek. »Ich glaube, das war sehr schlau von uns. Um dir zu sagen die Wahrheit, waren Zofia und Walentyna ein bißchen nervös, aber ich habe gesagt, sie sollen sich machen keine Gedanken. Ich weiß, was ich tue.«
    »Wie willst du wissen, was du tust?« sagte Ruth. »Du hast nie zuvor ein Restaurant geführt.«
    »Es ist nicht so schwer, das zu wissen, Ruthie«, sagte Edek. »Ein Restaurant verkauft Essen. Und wir haben sehr gutes Essen. Und Leute müssen essen.«
    Edek sollte in Harvard oder Yale lehren, dachte Ruth. Die wenigsten konnten einen Kurs über effektive Unternehmensführung zu drei kurzen Sätzen verdichten.
    Ruth hörte Sonia mit Zofia sprechen. »Laß uns rübergehen«, sagte sie zu Edek.
    »Ist das nicht phantastisch?« sagte Sonia, sobald sie Ruth erblickte.
    »Es sieht klasse aus, nicht wahr?« sagte Ruth. »Hast du die andere Hälfte schon gesehen?«
    »Ja«, sagte Sonia. »Edek hat sie mir gezeigt. Eine hervorragende Idee. Im Sommer schieben sie die Werkstattür hoch und stellen zusätzliche Tische und Stühle auf das Trottoir.«
    Zusätzliche Tische in einem zusätzlichen Raum, zusätzliche Tische auf dem Trottoir. Und dabei hatten sie ihr Restaurant noch nicht einmal eröffnet. Sie hatten noch keinen einzigen Kunden.
    »Wir haben schon eine Genehmigung, was uns erlaubt sechs Tische im Freien«, sagte Edek. »Kleine Tische, wie wir solche schon haben.«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Es kann nicht schaden, wennman ist vorbereitet«, sagte Edek. »Vielleicht die Leute wollen gar nicht sitzen im Freien, aber wenn Leute wollen sitzen im Freien, dann können sie das tun.«
    »Edek ist sehr klug«, sagte Zofia.
    Edek ist meschugge, dachte Ruth, behielt es aber

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