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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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diese dreißigtausend Dollar sollen auch die Miete enthalten?« fragte Ruth.
    »Sowieso«, sagte Edek. »Wir haben dem Besitzer gesagt, daß wir herrichten werden den Laden, und er hat gesagt, in diesem Fall er würde keine Miete von uns verlangen für die ersten drei Monate.«
    Ruth wußte nicht mehr, was sie sagen sollte. Das Vorhaben nahm allmählich surrealistische Ausmaße an. Vor ihrem inneren Auge sah sie alte Fleischklopse, die in alten Pfannen gebraten und auf alten Tellern serviert wurden. Und eine alte Toilette, die den Kunden als einzige zur Verfügung stand.
    »Wie wollt ihr wissen, wie man so einen Laden herrichtet?« sagte Ruth. »Ihr habt nie ein Restaurant betrieben. Wie wollt ihr wissen, was wohin gehört?«
    »Zwei der Mädchen, was arbeiten für den Architekten,was hat sein Büro an der Ludlow Street, haben gemacht die Pläne für uns«, sagte Edek. »Sie haben gesagt, daß dieser Laden ist früher einmal gewesen ein kleines Restaurant, so daß wir nicht brauchen zu viele besondere Genehmigungen, um auch zu haben ein Restaurant an diesem Ort.«
    »Du hast Pläne entwerfen lassen?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Edek mit lauter Stimme, als wäre er bereits der CEO, der seinen Aktionären einen Vortrag hält.
    »Wir haben einen Installateur und einen Schreiner aus Polen«, sagte Walentyna. »Und sie haben uns sehr günstige Angebote gemacht.«
    »Und wir haben einen Maler, was auch ist ein Pole«, sagte Edek. »Nicht einen Maler, was ist wie Gatt, sondern einen Maler, was anmalt Wände.«
    Ruth wollte keine weiteren Fragen stellen. Sie war müde. Sie hatte schon zu viele Fragen gestellt. Sie kam sich langsam vor wie ein Gestapooffizier beim Verhör. Wie ein müder Gestapooffizier.
    »Du kannst werden Teilhaber, Ruthie«, sagte Edek.
    »Ich will kein Teilhaber sein«, sagte sie. »Du kannst Teilhaber werden«, sagte sie zu Edek.
    »Ich bin schon Teilhaber«, sagte Edek. »Ich glaube, Ruthie wird uns geben das Geld«, sagte Edek zu Zofia und Walentyna.
    Ruth dachte darüber nach. Sie dachte sich, daß sie im Lauf ihres Lebens wahrscheinlich mehr Geld als dreißigtausend Dollar verschleudert hatte. Vielleicht sogar allein in den letzten Jahren. Wenn etwas kaputtging, tauschte sie es einfach aus. Wenn der Kühlschrank streikte, kaufte sie einen neuen. Wenn die fast neuwertige Waschmaschine den Geist aufgab, bestellte sie eine neue. Wenn Faxgerät oder Anrufbeantworter oder Fotoapparat ihr zu umständlich zu bedienen waren, warf sie sie weg. Sie ließ nie irgend etwas reparieren. Fehlerhafte Geräte tauschte sie nie um. Das war ihr zu zeitaufwendig.Und es war zu schwierig, in New York Geräte reparieren zu lassen. Garth war technisch auch nicht begabt. Er konnte Knöpfe, die man drücken mußte, und Geräte mit Gebrauchsanweisungen nicht ausstehen. Er betätigte Knöpfe, Hebel und Schalter aufs Geratewohl, bis jede eventuelle Funktion des betreffenden Geräts garantiert für alle Zeiten außer Kraft gesetzt war. In ihrem Loft hatte es eine ganze Abstellkammer voller kaum benutzter Geräte gegeben, bis Ruth die Heilsarmee gebeten hatte, alles abzuholen.
    »Hast du dich entschieden, Ruthie?« fragte Edek. Seine Stimme klang unsicher. Seine CEO-Ausstrahlung und -Selbstsicherheit war merklich geschrumpft. Er klang jetzt eher wie der Abteilungsleiter eines Lebensmittelladens. »Wirst du uns geben die dreißigtausend Dollar?« fragte er.
    »Ja«, sagte Ruth. »Das muß ich ja wohl.«
    Das stimmte. Sie hätte es nicht über sich gebracht, Edek zu erklären, daß er nicht wußte, was er tat. Sie hätte es nicht ertragen, die Hoffnung auf einen Klopsladen oder ein Klopsimperium oder eine Klopsnation zunichte zu machen. Edek schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe euch gesagt, daß sie ist ein braves Mädchen«, rief er. Edek war außer sich vor Freude. Er küßte Ruth, und dann küßte er Zofia und Walentyna. Zofia und Walentyna küßten Ruth gleichzeitig, auf beide Wangen, und dann küßten sie Edek. Die ganze Küsserei und Schubserei bereitete Ruth Kopfschmerzen.
    »Ich bestelle mir noch ein bißchen Rollmops«, erklärte Edek.
    »Ich nehme auch ein bißchen Rollmops«, sagte Zofia.
    »Ich glaube, ich nehme noch einmal Pfannkuchen«, sagte Walentyna.
    Ruth war überrascht. Walentyna war keine große Esserin. Zofia und Edek waren auch überrascht.
    »Vielleicht zwei solche Portionen Pfannkuchen sind zuviel für dich«, sagte Edek zu Walentyna.
    »Es ist zuviel für dich, Walentyna«, sagte Zofia. »Nimm

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