CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
wurden.
McGeorge Bundy und sein Bruder Bill entschieden, Suharto und die Kap-Gestapu verdienten amerikanische Unterstützung. Botschafter Green wies warnend darauf hin, dass die Unterstützung nicht über das Pentagon oder das Außenministerium laufen dürfe. Sie lasse sich dann nicht erfolgreich verheimlichen; die politischen Risiken seien zu groß. Die drei ehemaligen Grotonianer – der Botschafter, der Sicherheitsberater des Präsidenten und der für den Fernen Osten zuständige Referatsleiter des Außenministeriums – kamen überein, das Geld durch die CIA übermitteln zu lassen.
Sie einigten sich darauf, die indonesische Armee mit medizinischem Bedarf im Wert von 500 000 Dollar zu versorgen, der durch die CIA geliefert und von der Armee verkauft und zu Geld gemacht werden sollte; vorsorglich wurde außerdem die Lieferung hochentwickelter Nachrichtentechnik an die indonesische Armeeführung gebilligt. Nachdem Botschafter Green mit Hugh Tovar von der CIA konferiert hatte, schickte er ein Telegramm an Bill Bundy, in dem er sich für eine stattliche finanzielle Zuwendung an Adam Malik aussprach:
»Hiermit bekräftige ich meinen früheren Vorschlag, Malik für die Aktivitäten der Kap-Gestapu fünfzig Millionen Rupien [rund 10 000 Dollar] zu übergeben. Diese von der Armee angeregte, aber aus Zivilisten gebildete Gruppe trägt nach wie vor die Last der derzeitigen Unterdrückungsmaßnahmen. (…) Unsere Bereitschaft, ihm auf diese Weise unter die Arme zu greifen, wird er meiner Ansicht nach als Beweis auffassen, dass wir seine Rolle bei den gegen die PKI gerichteten Bemühungen billigen; außerdem wird sie die gute Zusammenarbeit zwischen ihm und der Armee befördern. Die Chancen, dass unsere Unterstützung entdeckt wird oder die Öffentlichkeit in der Folge Kenntnis davon erhält, sind so gering, wie sie bei einer Schwarzgeldoperation nur sein können.«
Indonesien wurde von einer enormen Welle der Gewalt überrollt. General Suharto und die Kap-Gestapu schlachteten eine Unzahl von Menschen ab. In einem Gespräch mit Vizepräsident Hubert H. Humphrey in dessen Büro im Kapitol in Washington äußerte später Botschafter Green, »300 000 bis 400 000 Personen« seien bei dem »Blutbad« umgebracht worden. Der Vizepräsident bemerkte in dem Gespräch, er kenne Malik schon seit vielen Jahren, und der Botschafter lobte ihn als »einen der klügsten Menschen, die er je getroffen habe«. Malik wurde indonesischer Außenminister und durfte mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zwanzig Minuten lang im Oval Office parlieren. Das Gespräch drehte sich zum größten Teil um Vietnam. Am Ende ihrer Unterhaltung äußerte Lyndon Johnson, er verfolge die Vorgänge in Indonesien mit größtem Interesse und wünsche Malik und Suharto alles Gute. Dank des Rückhalts der Vereinigten Staaten wurde Malik später zum Präsidenten der Generalversammlung der Vereinten Nationen gewählt.
In einer nicht öffentlichen Sitzung des Senatsausschusses für Auswärtige Beziehungen revidierte Botschafter Green später seine Angaben über die Zahl der Todesopfer. »Ich glaube, diese Schätzungen sollten auf annähernd 500 000 angehoben werden«, erklärte er laut einem Protokoll, das im März 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. »Natürlich weiß niemand Genaues. Wir gründen unsere Schätzungen nur darauf, dass ganze Dörfer entvölkert wurden.«
Der Ausschussvorsitzende, Senator J. William Fulbright aus Arizona, stellte als Nächstes eine ebenso einfache wie direkte Frage.
»Wir waren in den Putsch verwickelt?«, wollte er wissen.
»Nein, Sir«, antwortete Green.
»Waren wir in den vorangegangenen Putschversuch verwickelt?«, fragte der Senator.
»Nein«, sagte der Botschafter, »nicht, dass ich wüsste.«
»Die CIA hat nicht dabei mitgewirkt?«, fragte Fulbright.
»Sie meinen 1958?«, sagte Green. Selbstverständlich hatte die Agency diesen Putsch inszeniert, vom verpfuschten Anfang bis zum bitteren Schluss. »Ich fürchte, ich habe darauf keine Antwort«, erklärte der Botschafter. »Ich weiß nicht genau, was da vorgegangen ist.«
Ein gefährlicher Augenblick, der ganz nahe an eine katastrophale Operation und ihre tödlichen Folgen heranführte – aber der Senator ließ ihn verstreichen. »Sie wissen nicht, ob die CIA verwickelt war oder nicht«, konstatierte Fulbright. »Und wir waren in diesen Putsch nicht verwickelt.«
»Nein, Sir«, sagte der Botschafter. »Definitiv nicht.«
Über eine Million
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