CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
entsprachen der klassischen Definition von Faschismus, wie ihn Mussolini in den zwanziger Jahren repräsentierte: ein starker Staat, Vereinigung von Industrie und Gewerkschaften, kein Parlament, pünktliche Züge, strenge Disziplin und Zensur (…) fast ein klassisches faschistisches Ideal.«
Offiziere des Militärs und des Nachrichtendienstes hatten mit sieben aufeinanderfolgenden Chefs des CIA-Büros in Athen Hand in Hand gearbeitet. In Thomas Hercules Karamessines, dem griechischstämmigen Leiter der Geheimdienstabteilung unter Richard Helms, besaßen sie einen guten Freund. Laut Norbert Anschutz, dem rangältesten amerikanischen Diplomaten in Athen während des Putsches von 1967, waren sie von jeher überzeugt, dass »der Zentrale Nachrichtendienst eine starke und relativ direkte Verbindung zum Weißen Haus darstellte«.
Und doch hatten die Obristen die CIA mit ihrem Putsch überrascht. »Als 1967 der Putsch der griechischen Obristen über die Bühne ging, habe ich Helms das erste und einzige Mal richtig wütend gesehen«, erinnerte sich der altgediente Analyst und Chef der Abteilung für aktuelle Informationen, Dick Lehman. »Die griechischen Generäle hatten einen Putschplan gegen die gewählte Regierung ausgeheckt, über den wir vollständig Bescheid wussten und der indes noch nicht ausgereift war. Eine Gruppe von Obristen aber hatte aufgetrumpft und war ohne Vorwarnung zur Tat geschritten. Helms hatte erwartet, über den bevorstehenden Coup der Generäle informiert zu werden, und nahm natürlich an, dass es sich um diesen Coup handelte, und war rasend vor Wut.« Lehman, der die Telegramme aus Athen, die über Nacht eingegangen waren, gelesen hatte, »versuchte Helms durch den Hinweis zu beruhigen, dass es sich um einen anderen Putsch handelte, mit dem wir nichts zu tun hatten. Der Gedanke war ihm neu.«
Offiziell verhielt sich die amerikanische Regierung gegenüber den Obristen kühl und distanziert, bis im Januar 1969 Nixon sein Amt antrat. Dass die Junta Tom Pappas, der seit zwanzig Jahren in Athen für die CIA arbeitete, als Kurier benutzt hatte, um Geld in die Wahlkampfkassen von Nixon und Vizepräsident Spiro Agnew – dem mächtigsten griechischstämmigen Amerikaner in der Geschichte der Vereinigten Staaten – zu schleusen, zahlte sich nun aus. Agnew reiste zu einem offiziellen Besuch nach Athen. Das taten auch der Außenminister, der Verteidigungsminister und der Handelsminister. Die Vereinigten Staaten verkauften der Junta Panzer, Flugzeuge und Kanonen. Das CIA-Büro in Athen habe behauptet, die Waffenverkäufe an die Obristen »würden sie zur Demokratie zurückführen«, berichtete Archer K. Blood, ein Beamter in der politischen Abteilung der amerikanischen Botschaft. Das war laut Blood »eine Lüge« – »aber wenn man etwas Kritisches über die Junta äußerte, platzte die CIA vor Zorn«.
1973 waren die Vereinigten Staaten bereits das einzige Land in der westlichen Welt, das zur Junta, die ihre politischen Gegner einkerkerte und folterte, noch freundschaftliche Beziehungen unterhielt. »Der Bürochef der CIA kungelte mit den Typen, von denen die Griechen zusammengeschlagen wurden«, berichtete Charles Stuart Kennedy, der amerikanische Generalkonsul in Athen. »Wenn ich Themen anschnitt, bei denen es um die Menschenrechte ging, tat die CIA das ab.« Die Agency habe »zu enge Verbindungen zu den falschen Leuten unterhalten«, meinte Kennedy. »Auf den Botschafter«, einen alten Freund Richard Nixons namens Henry Tasca, »übte sie ungebührlich großen Einfluss aus.«
Im Frühjahr 1974 trat General Demetrios Ioannidis an die Spitze der Junta. Er arbeitete seit zweiundzwanzig Jahren mit der CIA zusammen. Die CIA bildete seine alleinige Verbindung zur Regierung der Vereinigten Staaten; der Botschafter und das diplomatische Korps blieben außen vor. Soweit es die Junta betraf, war Jim Potts, der Bürochef der CIA, die amerikanische Regierung. Die CIA besaß »in Athen eine wichtige Bastion. Sie waren mit dem Typen verbandelt, der das Land beherrschte, und diese Beziehung wollten sie nicht gestört sehen«, erklärte Thomas Boyatt, der für das Ressort Zypern zuständige Beamte des Außenministeriums in Washington.
»Vorgeführt von einem Generalsarsch«
Zypern, eine sechzig Kilometer vor der Küste der Türkei und siebenhundertfünfzig Kilometer von Athen entfernt gelegene Insel, war seit den Tagen des Propheten Mohammed zwischen Griechen und der islamischen Welt umkämpft. Die griechischen
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