CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
und den Kalten Krieg ins südliche Afrika trug, oder sollten wir versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten?«
»Nach Vietnam konnten wir uns unmöglich an den Kongress wenden und dort erklären: ›Hört mal, wollen wir nicht militärische Ausbilder und Kriegsausrüstung zu Mobutu rüberschicken?‹ Also beschlossen Kissinger und der Präsident, sich an die Agency zu wenden«, berichtete Wisner. Aber die von der CIA versorgten Truppen scheiterten, und ihre massiv von Moskau und Havanna unterstützten Gegner brachten die Hauptstadt in ihre Gewalt. Kissinger forderte weitere 28 Millionen Dollar für geheime Hilfe an. Der Haushalt der CIA für unvorhergesehene Ausgaben war aufgebraucht. Bereits zu Beginn von Bushs kurzer, einjähriger Direktorentätigkeit in der CIA verbot der Kongress öffentlich alle geheimen Unterstützungsaktionen für die angolanischen Guerillas und stoppte damit die ganze Operation. Etwas Vergleichbares war noch nie zuvor passiert. »Die CIA war ausgeschaltet, und wir konnten nicht weitermachen«, sagte Wisner.
»Ich fühle mich an der Nase herumgeführt«
Am 4.Juli 1976, dem zweihundertjährigen Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten, traf sich Bush mit dem Gouverneur von Georgia in einem Hotel in Hershey, Pennsylvania. Als Jimmy Carter, der seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei entgegensah, die CIA um Informationen über den Nachrichtendienst bat, hatte sich Bush höchst entgegenkommend gezeigt. Kein Kandidat hatte jemals schon so früh in den Ausscheidungsrennen eine solche Bitte geäußert. Bush und sein für das nachrichtendienstliche Bulletin für den Präsidenten zuständiger Stellvertreter Dick Lehman – den es so frustriert hatte, mit ansehen zu müssen, wie Allen Dulles Berichte abheftete, statt sie zu lesen – stießen bei Carter auf außerordentliches Interesse. Ihre Gesprächsthemen reichten von Spionagesatelliten bis zur Frage, wie lange die Herrschaft der weißen Minderheit in einigen Teilen Afrikas noch Bestand haben würde. Sie kamen überein, das Informationsgespräch später im Juli in Carters Haus in dem Dörfchen Plains in Georgia fortzusetzen.
Der CIA-Direktor hatte Mühe, dort hinzugelangen. Die Gulfstream-Düsenmaschine konnte auf der Rasenpiste des Flugplatzes in Plains nicht landen. Die CIA bat das Pentagon um Hilfe und erfuhr, Bush müsse mit dem Hubschrauber nach Peterson Field fliegen. Das Flugpersonal der CIA suchte auf den Karten nach Peterson Field, das aber unauffindbar war. Ein weiterer Anruf in Plains brachte die Erleuchtung: »Peterson’s field« war eine zehn Hektar große Farm am Rande des Ortes.
Auf der sechsstündigen Sitzung kamen der Libanon, der Irak, Syrien, Ägypten, Libyen, Rhodesien und Angola zur Sprache. China nahm eine halbe Stunde in Anspruch. Für die Sowjetunion brauchte man zehnmal so lange. Die Männer von der CIA redeten den ganzen Nachmittag lang und bis in den Abend hinein. Carter, der als Atomtechniker in der Marine gedient hatte, kam mit den schwer fasslichen Details des strategischen Waffenarsenals Amerikas gut zurecht. Ganz besonders interessierte er sich dafür, was die Spionagesatelliten über die sowjetische Bewaffnung herausgefunden hatten, und er begriff, dass die von den Satelliten gesammelten Informationen von entscheidender Bedeutung für die Abrüstungsverhandlungen waren. Er erfuhr, die Sowjets legten nie durch genaue Angaben über die Stärke ihrer Atomstreitmacht ihre Position offen; die amerikanische Seite müsse am Verhandlungstisch den Sowjets erzählen, wie viele Raketen sie hätten und wie viele wir . Das gab Carter zu denken: Auf den Gedanken, dass die Sowjets logen, war er anscheinend noch nie gekommen.
Bush versicherte ihm, die von der ersten Generation von Spionagesatelliten gelieferten Fotos hätten die Präsidenten Nixon und Ford mit den nötigen Informationen versorgt, um mit den Sowjets SALT, den Vertrag über die Beschränkung strategischer Waffen, abzuschließen und um ein wachsames Auge darauf zu haben, dass die Sowjets die Vereinbarungen auch einhielten. Eine neue Generation von Satelliten werde im Sommer zum Einsatz kommen. Die Satelliten mit dem Codenamen »Keyhole« würden Fernsehbilder in Echtzeit liefern statt Fotos, deren Entwicklung Zeit brauchte. Die CIA-Abteilung für Wissenschaft und Technik habe seit Jahren am Projekt »Keyhole« gearbeitet, und es handele sich um einen gewaltigen Fortschritt.
Der für die Vizepräsidentschaft nominierte
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