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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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ein Atomkrieg führen und gewinnen ließ. Im Dezember 1976 setzte die Gruppe schließlich ihr nahestehende Journalisten und Meinungsmacher gezielt von ihren Befunden in Kenntnis. »Die Gruppe B ließ sich nicht mehr kontrollieren«, erklärte Lehman, »und plauderte alles aus.«
    Der Aufruhr, den die »Gruppe B« auslöste, hielt jahrelang an, führte zu einem gewaltigen Anstieg der Ausgaben des Pentagons für Waffenkäufe und war unmittelbar verantwortlich dafür, dass Ronald Reagan im Jahr 1980 an die Spitze der Kandidatenliste für die Nominierung des republikanischen Bewerbers um das Präsidentenamt gelangte. Nach dem Ende des Kalten Krieges überprüfte die CIA die Angaben der »Gruppe B«. Keine von ihnen entsprach der Wahrheit. Bei den Bombern und den Raketen bestand unverändert der alte Vorsprung.
    »Ich fühle mich an der Nase herumgeführt«, erklärte Bush gegenüber Ford, Kissinger und Rumsfeld auf der letzten Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates der scheidenden Regierung.
    Die nachrichtendienstliche Analyse war korrumpiert – verwandelt in ein Instrument politischen Kalküls – und gewann ihre Glaubwürdigkeit nie mehr zurück. Seit 1969, als Präsident Nixon die CIA nötigte, ihre Ansichten über die Fähigkeit der Sowjetunion zu einem nuklearen Erstschlag zu ändern, wurden die Schätzungen der Agency ganz unverfroren zum Spielball politischer Interessen gemacht. »Ich betrachte das fast als eine Art Wendepunkt, von dem an es bergab ging«, erklärte Abbot Smith, der unter Nixon das Amt für Nationale Lageeinschätzungen in der CIA leitete, in einem Interview anlässlich der Geschichte der CIA in Zeitzeugenaussagen. »Tatsächlich war die Regierung Nixon die erste, in der der Nachrichtendienst einfach nur eine andere Form der Politik darstellte. Das musste sich katastrophal auswirken, und meiner Meinung nach tat es das auch.« John Huizenga, der 1971 Smith im Amt nachfolgte, formulierte es gegenüber den Historikern der CIA noch schonungsloser; seine Überlegungen verloren in den folgenden Jahrzehnten und bis ins 21. Jahrhundert hinein nichts von ihrem Wahrheitsgehalt:
Wissen Sie, im Rückblick glaube ich einfach nicht, dass eine nachrichtendienstliche Organisation in diesem Staat ein ehrliches analytisches Produkt liefern kann, ohne dass sie sich der Gefahr politischer Querelen aussetzt. Im Großen und Ganzen hat sich nach meiner Ansicht die Tendenz, den Nachrichtendienst zu politisieren, die ganze Zeit über immer weiter verstärkt. Und in der Hauptsache geschah das an Fragen wie Südostasien oder der sowjetischen strategischen Streitmacht, an denen sich die Geister außerordentlich stark schieden. Im Rückblick gesehen, war der Glaube wahrscheinlich naiv, den die meisten von uns irgendwann einmal gehegt haben (…), dass man ein ehrliches analytisches Produkt liefern und erwarten konnte, dass es vorurteilslos zur Kenntnis genommen wurde. (…) Ich glaube, der Nachrichtendienst hat wenig Einfluss auf die unterschiedlichen Strategien gehabt, die im Laufe der Jahre verfolgt wurden. Praktisch gar keinen. In einzelnen Fällen mögen Einsichten und Fakten, die wir lieferten, eine Auswirkung auf unser Handeln gehabt haben. Aber nur unter ganz bestimmten, eng begrenzten Umständen. Im Großen und Ganzen haben die nachrichtendienstlichen Bemühungen nichts an den vorgefassten Ansichten geändert, mit denen die politische Führung ihr Amt antrat. Sie brachten ihr Rüstzeug mit und schleppten es im Wesentlichen mit. Eigentlich ging man ja davon aus, dass (…) eine ernsthafte nachrichtendienstliche Analyse (…) der politischen Seite dabei helfen konnte, ihre mitgebrachten Grundsätze zu überdenken, um ihre politischen Strategien zu perfektionieren, sie der wirklichen Welt besser anzupassen. Das waren die hochfliegenden Ideale, die nach meinem Eindruck nie realisiert wurden.
    Mit solchen Überlegungen zerbrachen sich der Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes und der künftige Präsident der Vereinigten Staaten nicht den Kopf.
    »Diese großartige Einrichtung CIA «
    Mit dem überschwänglichen Dankeschön in seinem Abschiedsgruß an die Mitarbeiter der CIA-Zentrale blieb Bush sich treu. »Ich hoffe, ich finde in den kommenden Jahren die eine oder andere Gelegenheit, dem Verständnis des amerikanischen Volkes diese großartige Einrichtung CIA näherzubringen«, schrieb er. Er war der letzte Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes, der sich so ziemlich auf die Loyalität der Belegschaft im

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