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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Geheimausgaben mitreden zu lassen. Rumsfeld sei hinsichtlich der CIA »paranoid« und überzeugt davon gewesen, dass die Agency »ihn ausspionieren« und bewährte Kontakte und Formen der Kooperation zwischen Pentagon und CIA kappen wolle, berichtete der altgediente Analyst George Carver in einem Zeitzeugeninterview zur Geschichte der CIA.
    Neue Mitarbeiter zu rekrutieren erwies sich nach Watergate und Vietnam als außerordentlich schwierig. Bürokraten im mittleren Alter, die ihre Zeit absitzen wollten, machten die CIA kopflastig; Bush drängte zwölf der sechzehn höchsten Beamten in der Zentrale aus ihren Ämtern, um an der Spitze ein bisschen Platz für Nachwuchs zu schaffen. Da er seinen eigenen Geheimdienstchef haben wollte, rief er Bill Nelson, der unter Colby den Geheimdienst leitete, zu sich und erklärte ihm, es sei Zeit abzudanken. Nelson salutierte und ging, allerdings nicht ohne eine Denkschrift auf Bushs Schreibtisch zu hinterlassen, der zufolge zweitausend der Mitarbeiter des Geheimdienstes überflüssig waren. Ganz im Stile von Allen Dulles ließ Bush die Studie in der Schublade verschwinden.
    »Die CIA war ausgeschaltet«
    »Dies sind turbulente und sorgenreiche Zeiten für die Agency«, schrieb Bush am 1.Juni 1976 an Präsident Ford. »Die schon über ein Jahr dauernden intensiven Untersuchungen beider Häuser des Kongresses haben zu umfassenden öffentlichen Enthüllungen hinsichtlich vergangener und gegenwärtiger verdeckter Operationen geführt.« Den Senat veranlassten seine Untersuchungen, einen Überwachungsausschuss für den Nachrichtendienst ins Leben zu rufen, während Bush Direktor der CIA war; das Repräsentantenhaus hatte das bereits ein Jahr zuvor getan. Wenn der Präsident doch nur einen Weg fände, die CIA vor dem Kongress zu schützen, schrieb Bush, dann »könnten die verdeckten Aktionen auch weiterhin den positiven Beitrag zu unserer Außenpolitik leisten, den sie in den vergangenen achtundzwanzig Jahren geleistet haben«.
    Die CIA freilich hatte unter der neuerdings aufmerksamen Beobachtung des Kongresses nur wenige verdeckte Operationen laufen. In einer schriftlichen Antwort auf entsprechende Fragen des Autors vertrat Bush die Ansicht, die Untersuchungen des Kongresses hätten der Agency dauerhaft geschadet. Sie »bedeuteten einen Rückschlag für unsere nachrichtendienstlichen Verbindungen in aller Welt« – sprich, für die Kontakte der CIA zu anderen Nachrichtendiensten, der Quelle so vieler von ihr gesammelter Informationen – und »veranlassten viele Leute im Ausland, die Zusammenarbeit mit der CIA aufzukündigen«. Das Schlimmste war ihm zufolge, dass sie »sich vernichtend auf die Moral der vielleicht großartigsten Gruppe von Staatsdienern auswirkten, die dieses Land besitzt«.
    Immer neue Fehlschläge, die der Nachrichtendienst 1976 vor Ort erlitt, zehrten ebenfalls an seiner Moral. Zum größten kam es in Angola. Zwei Monate nach dem Fall von Saigon genehmigte Präsident Ford eine große neue Operation, um Angola vor dem Kommunismus zu retten. Das Land zählte zu den wichtigsten Beutestücken, die Portugal in Afrika ergattert hatte, aber die Politiker in Lissabon zählten zu den schlimmsten Kolonialisten Europas und ließen Angola, als sie das Land aufgaben, ausgeplündert zurück. Rivalisierende Gruppen stürzten das Land in einen Bürgerkrieg.
    Durch ihren großen Verbündeten, den kongolesischen Präsidenten Mobutu, schaffte die CIA 32 Millionen Dollar Bargeld und Waffen im Wert von 16 Millionen Dollar nach Angola. Die Waffen gingen an eine unlenkbare Bande antikommunistischer Guerillas, die unter dem Kommando von Mobutus Schwiegersohn und im Bunde mit der Regierung Südafrikas stand. Unterstützung fand das Programm bei Präsident Kenneth Kaunda von Sambia, einem umgänglichen Politiker, der schon lange von den Vereinigten Staaten und der CIA heimliche Zuwendungen erhielt. Koordiniert wurde das Ganze in Kissingers Außenministerium von einem talentierten jungen Diplomaten – Frank F. Wisner jr., dem Sohn des gleichnamigen früheren Leiters der Abteilung für verdeckte Operationen.
    »Man hatte uns gezwungen, Vietnam zu räumen«, sagte Wisner. »Die Regierung machte sich ernsthaft Sorgen, die Vereinigten Staaten würden sich« von den kommunistischen Mächten in aller Welt »herausgefordert finden. Sollten wir zusehen, wie eine neue, allem Anschein nach kommunistisch geführte Offensive in Gang kam, von Angola mit seinen reichen Erdölvorkommen Besitz ergriff

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