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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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die CIA ungefähr ein Prozent erhielt. Das neue Regime bestätigte bloß offiziell die Erkenntnis, dass das alte versagt hatte.
    »Rechtfertigungsversuche bei Misserfolgen müssen unterbleiben«
    Die CIA war schwer angeschlagen. Gemäß dem Gesetz des Dschungels, das auch in Washington Geltung hatte, stürzten sich stärkere Tiere auf sie. Der Präsident verlieh dem Staatssekretär für den Nachrichtendienst im Pentagon erhebliche Macht über die Sparten Spionage, verdeckte Operationen, Lauschangriff und Aufklärung und machte seinen Arbeitsauftrag zum drittwichtigsten im Verteidigungsministerium. Das habe »im CIA-Milieu eine Art Erdbeben ausgelöst«, berichtete Joan Dempsey, unter Bush Stellvertretende Direktorin des Zentralen Nachrichtendienstes und geschäftsführende Leiterin des beratenden Ausschusses für den Auslandsnachrichtendienst. »So etwas erinnert stark an Kreml-Methoden.«
    Das Pentagon übernahm ebenso unauffällig wie unaufhaltsam die verdeckten Operationen im Ausland und usurpierte so die traditionellen Rollen, Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten und Aufgaben des Geheimdienstes. Es warb die vielversprechendsten jungen paramilitärischen Offiziere an und sicherte sich die Dienste der Erfahrensten unter ihnen. Die Militarisierung des Geheimdienstes beschleunigte sich in dem Maße, wie der zivile Nachrichtendienst immer mehr austrocknete.
    Negropontes neuer Chefanalyst, Thomas Fingar, hatte im Außenministerium das kleine, aber erstklassige Referat für Nachrichtenbeschaffung und Recherche geleitet. Er begutachtete den Zustand des Nachrichtendienstes und kam rasch zu dem Schluss, »dass dort keiner auch nur einen blassen Schimmer davon hatte, wer wo was machte«. Er brachte die noch funktionierenden Reste der Analyseabteilung der CIA unter seine Herrschaft. Die besten und intelligentesten Analysten verließen die CIA und ließen sich von ihm unter Vertrag nehmen.
    Die Organisation in ihrer ursprünglichen Form verschwand. Es gab zwar noch das Gebäude und darin weiterhin eine Institution. Aber am 30.März 2005 zerstörte eine Abrissbirne in Gestalt eines sechshundert Seiten starken Berichts der von Richter Silberman geleiteten Präsidialkommission das, was noch vom Geist der CIA übrig geblieben war. Ein unbestechlicherer Denker als er ließ sich in der Hauptstadt schwerlich finden. Sein intellektueller Rang war ebenso unbestritten wie seine äußerst konservative Einstellung. Zweimal wäre er beinahe zum Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes berufen worden. Während der fünfzehn Jahre als Richter am Bundesberufungsgericht in Washington hatte er beharrlich die Mittel und Ziele der nationalen Sicherheit unterstützt, selbst dann noch, als sie mit den Freiheitsidealen in Konflikt gerieten. Anders als der anlässlich des 11.September gebildete Ausschuss war sein Stab auf dem Gebiet nachrichtendienstlicher Operationen und Analysen äußerst bewandert.
    Sein Urteil war brutal und endgültig. Das Reich des Direktors der CIA sei »ein abgeschotteter Bereich« mit »nahezu durchgängigen Belegen« dafür, dass man sich Veränderungen widersetze. Der Direktor habe die Aufsicht über ein »fragmentiertes, schlecht kontrolliertes und kaum koordiniertes« Flickwerk von Informationssammlung und Nachrichtenanalyse gehabt. Die Agency sei »oft nicht in der Lage gewesen, Informationen gerade über die Angelegenheiten zu sammeln, die uns am meisten betreffen«, und ihre Analysten ließen »die politischen Entscheidungsträger nicht immer erkennen, wie wenig sie tatsächlich wissen«. Die CIA sei »den neuen Herausforderungen durch die Massenvernichtungswaffen immer weniger gewachsen«. Ihr hauptsächlicher Fehler bestehe »in der mangelnden personenabhängigen Informationsbeschaffung«, sprich, in ihrer Unfähigkeit, Spionage zu betreiben.
    »Wir räumen ein, dass Spionage immer eine äußerst unsichere Angelegenheit ist; die wirklich wichtigen Informanten, die man als Ergebnis der fünfzigjährigen Bearbeitung der Sowjetunion gewann, konnte man an einer Hand abzählen«, räumte die Kommission ein. »Dennoch bleibt uns nichts anderes übrig, als effektiver zu werden.« Die CIA müsse »sich von Grund auf erneuern, wenn sie den Gefahren im 21. Jahrhundert erfolgreich die Stirn bieten wolle«. Das sei »ein Ziel, das selbst in der besten aller denkbaren Welten schwer zu erreichen ist. Und wir leben nicht in der besten aller Welten.«
    Am 21.April 2005 hörte das Amt des Direktors des Zentralen

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