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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Verbündeten.«
    Drei Tage nach der Verurteilung Passaros erhob in Italien ein Richter Anklage gegen den Büroleiter der CIA in Rom, den Leiter des Stützpunkts in Mailand und zwei Dutzend weitere Beamte im Zusammenhang mit der Entführung eines fundamentalistischen Geistlichen, der in Ägypten jahrelang brutalen Verhören ausgesetzt war. In Deutschland beschuldigte ein Gericht dreizehn CIA-Beamte, einen Deutschen libanesischer Abstammung widerrechtlich entführt und gefangen gehalten zu haben. Die kanadische Regierung entschuldigte sich offiziell bei einem ihrer Bürger, Maher Arar, der nach einem Familienurlaub in New York beim Umsteigen in ein anderes Flugzeug von der CIA festgenommen und nach Syrien verfrachtet worden war, wo er zehn Monate lang den grausamsten Verhören unterworfen wurde; sie zahlte ihm 10 Millionen Dollar Entschädigung.
    Das Gefängnissystem der CIA wurde mittlerweile weltweit angeprangert. Nun, da es publik gemacht war, ließ es sich nicht länger fortführen. Von den amerikanischen Bürgern verlangte man, dass sie auf Treu und Glauben die Entführungen, die Einkerkerungen und die Folterungen Unschuldiger als Teil eines Programms akzeptierten, das unabdingbar sei, um die Vereinigten Staaten vor einem neuen Anschlag zu bewahren. Möglich, dass die Behauptung zutraf, aber Beweise für sie ließen sich kaum erbringen. Genaueres werden wir wahrscheinlich niemals erfahren.
    Der Nachfolger von Porter Goss in der CIA war der Stellvertretende Direktor des Nationalen Nachrichtendienstes und vormalige Chef der Nationalen Sicherheitsbehörde, General Michael Hayden. Er führte Bushs Anweisung aus, elektronische Abhörmaßnahmen gegen amerikanische Zielobjekte zu richten, übernahm als Erster den in seiner Bedeutung geschmälerten Posten des CIA-Direktors und war (abgesehen von Admiral Stansfield Turner, der 1977–1981 CIA-Direktor war) der erste noch im aktiven Militärdienst stehende Offizier, der Leiter der CIA wurde. Anlässlich seiner Berufung durch den Senat verkündete Hayden, bei der CIA sei »die Stunde der Amateure« vorüber. Sie war es nicht.
    Fast 50 Prozent der CIA-Belegschaft gehörten weniger als fünf Jahre der Organisation an. Nach den eigenen Kriterien der CIA befanden sie sich noch in der Lehre. Nur wenige waren fertig ausgebildet und imstande, Ergebnisse zu erzielen. Aber das ließ sich nicht ändern; der CIA blieb gar nichts anderes übrig, als sie ohne Rücksicht auf ihren Ausbildungsstand zu befördern. Dass junge Leute zwischen zwanzig und dreißig die Älteren zwischen vierzig und fünfzig ersetzten, hatte eine erhebliche Beeinträchtigung der nachrichtendienstlichen Leistung zur Folge. Der Geheimdienst vernachlässigte allmählich Techniken, die er in der Vergangenheit angewandt hatte – ideologische Kriegführung, Propaganda und verdeckte Operationen –, weil er nicht mehr das Fachpersonal hatte, um sie anzuwenden. Die CIA blieb auch weiterhin eine Einrichtung, in der nur wenige Leute Arabisch und Persisch, Koreanisch oder Chinesisch sprachen. Immer noch stellte sie aus Sicherheitsgründen keine patriotisch gesinnten Amerikaner arabischer Herkunft ein, wenn diese Verwandte im Orient hatten, was bei den meisten der Fall war. Die umwälzenden Veränderungen in der Informationstechnik sorgten dafür, dass die Beamten und Analysten die Bedrohung durch den Terrorismus genauso wenig zu verstehen vermochten wie damals die Sowjetunion. Und als die CIA in ihrer Berichterstattung mit dem Tempo der katastrophalen Entwicklung im Irak gar nicht mehr Schritt zu halten vermochte, packte bereits der innerhalb von vier Jahren fünfte Bürochef seine Koffer und machte sich auf den Weg in die geschlossene Welt der Bagdader Grünen Zone.
    Die CIA war an einem Tiefpunkt angelangt. Der Präsident hörte nicht mehr auf sie, und die Führer Amerikas suchten sich ihre Nachrichtendienste anderswo – beim Pentagon und bei Privatunternehmen.
    »Eine unheilvolle Zunahme von Macht an der falschen Stelle«
    Bob Gates übernahm am 18.Dezember 2006 die Führung des Pentagons. Er war der einzige Mitarbeiter der CIA, der jemals vom Analysten zum Direktor der CIA, und auch der einzige Direktor, der jemals Verteidigungsminister wurde. Zwei Wochen später trat John Negroponte, der neue Direktor des Nationalen Nachrichtendienstes, nach neunzehn Monaten Amtszeit zurück, um die Nummer zwei im Außenministerium zu werden. Er wurde durch einen pensionierten Admiral, Mike McConnell, ersetzt, der die Nationale

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