CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Nachrichtendienstes fand ein schnelles und unrühmliches Ende, und seine Hinterlassenschaft war bitter.
Am nächsten Tag bestieg Goss ein Flugzeug und hielt eine Antrittsrede in der Tiffin Universität, 150 Kilometer westlich von Cleveland in Ohio. »Wenn dies hier eine Abschlussklasse von CIA-Führungsoffizieren wäre, würde ich Ihnen kurz und bündig raten: Geben Sie nichts zu, streiten Sie alles ab, und erheben Sie Gegenbeschuldigungen.« Mit diesen Worten verschwand er von der Bildfläche und hinterließ die schwächste Mannschaft von Spionen und Analysten in der Geschichte der CIA.
Eine Woche nachdem Goss zurückgetreten war, fiel ein Team von FBI-Agenten in die CIA-Zentrale ein. Sie bemächtigten sich des Büros von Dusty Foggo, der soeben den Posten des geschäftsführenden Direktors, das dritthöchste Amt in der Agency, quittiert hatte. Er war der Mann, den Goss aus unerfindlichen Gründen beauftragt hatte, die Alltagsgeschäfte der CIA weiterzuführen. Zuvor hatte Foggo als Quartiermeister für den Geheimdienst gearbeitet. In Frankfurt stationiert, versorgte er CIA-Mitarbeiter von Amman bis Afghanistan mit allem, angefangen von Mineralwasser bis hin zu kugelsicheren Westen. Unter anderem musste er auch dafür sorgen, dass sich seine Buchhalter und Spediteure an die Regeln und Vorschriften der CIA hielten. »Als ehemaliger Ethick-Beauftragter wünsche ich Ihnen alles Gute bei dieser jährlichen Übung«, schrieb er an einen Kollegen. Offensichtlich hatte Foggo Probleme mit dem Wörtchen Ethik.
Die Anklageschrift für den Prozess Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Kyle Dustin Foggo ging peinlich genau ins Detail. Bei der Eröffnung des Verfahrens am 13.Februar 2007 wurde Foggo wegen Betrugs, Verschwörung und Geldwäsche angeklagt. In der Anklage hieß es, Foggo habe Millionendollarverträge zugunsten eines engen Freundes abgeschlossen, der ihn zu noblen Gelagen eingeladen, ihm extravagante Reisen nach Schottland und Hawaii zugeschanzt und ihm einen lukrativen Posten versprochen hatte – die übliche Schmiergeldaffäre. In der Geschichte der CIA hat es keinen auch nur annähernd so krassen Fall gegeben. Mittlerweile hat Foggo auf nicht schuldig plädiert. Wenn er verurteilt wird, erwarten ihn zwanzig Jahre Gefängnis.
Am Tag der Anklage gegen Foggo verurteilte ein Bundesrichter in North Carolina einen Auftragsmitarbeiter der CIA namens David Passaro zu acht Jahren und vier Monaten Gefängnis, weil er einen Mann in Afghanistan totgeschlagen hatte. Passaro arbeitete in einem paramilitärischen CIA-Team, das in Asadabad, der Hauptstadt der Provinz Kunar, wenige Kilometer westlich der pakistanischen Grenze, stationiert war. Die CIA hatte Passaro unter Vertrag genommen, obwohl er sich in der Vergangenheit strafbarer Gewalttätigkeit schuldig gemacht hatte. In Hartford, Connecticut, war er aus dem Polizeidienst entlassen worden, nachdem er einen Mann in einer Rauferei zusammengeschlagen hatte.
Der Mann, den er umbrachte, war Abdul Wali, ein in der Gegend bekannter Bauer, der in den achtziger Jahren gegen die Sowjets gekämpft hatte. Wali war zu Ohren gekommen, dass nach ihm gesucht wurde, weil er wegen einer Reihe von Raketenangriffen in der Nähe des amerikanischen Stützpunkts verhört werden sollte. Er kam aus freien Stücken zu den Amerikanern und beteuerte seine Unschuld. Passaro bezweifelte seine Aussage und warf ihn in eine Zelle. Er schlug ihn so furchtbar zusammen, dass der Gefangene darum bat, man möge ihn erschießen, um seinen Schmerzen ein Ende zu bereiten; er starb zwei Tage später an seinen Verletzungen. Passaro wurde aufgrund einer Bestimmung im Patriot Act angeklagt, die es erlaubt, amerikanische Bürger wegen Verbrechen vor Gericht zu bringen, die auf einem von den Vereinigten Staaten im Ausland besetzten Territorium begangen wurden. Laut Feststellung des Richters schützte ihn vor einer Anklage wegen Mordes nur die Tatsache, dass kein Autopsiebericht vorlag.
Das Gericht erhielt einen Brief von dem ehemaligen Gouverneur von Kunar, in dem stand, Walis Tod habe der amerikanischen Sache in Afghanistan schweren Schaden zugefügt und diene den aufständischen Kräften der Al Qaida und der Taliban als machtvolles Propagandamittel. Der Gouverneur schrieb: »Das Misstrauen gegen die Amerikaner hat sich verstärkt, den Bemühungen um Sicherheit und Wiederaufbau ist ein schwerer Schlag versetzt worden, und die Einzigen, die von den Untaten Passaros profitieren, sind Al Qaida und ihre
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