CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
einer Botschaft zu erlauben«, berichtete Boonstra. »Dafür stand Costa Rica – für Demokratie und weltweite Öffnung.«
Laut Botschafter Boonstra unterlagen der neue Botschafter und sein CIA-Bürochef dem irrigen Eindruck, es existiere »ein großer kommunistischer Plan, Costa Rica zum Zentrum subversiver Aktivitäten in der Hemisphäre zu machen. Und sie unternahmen alle möglichen Aktionen, führten einen Kreuzzug.« Sie arbeiteten auf den Sturz des neugewählten Präsidenten von Costa Rica hin, scheiterten aber kläglich. Bei einem Saufgelage mit seinen costaricanischen Freunden verkündete der CIA-Bürochef, Don Pepes Tage an der Macht seien gezählt. Das kam dem Präsidenten rasch zu Ohren. Er prangerte öffentlich das Komplott an, das gegen ihn geschmiedet werde, nannte den Bürochef öffentlich beim Namen, erklärte ihn öffentlich zur Persona non grata und verwies ihn höchst öffentlich des Landes.
Der »Blödsinn« von CIA-Bürochefs wie Earl Williamson ließ sich schwerlich als verdeckte Aktion bezeichnen. »Überall in Lateinamerika wächst das Ressentiment (…) gegen mutmaßliche Einmischungen der CIA in innere lateinamerikanische Angelegenheiten«, schrieb ein nachrichtendienstlicher Analyst des Außenministeriums im März 1970. »Das Ressentiment ist besonders virulent in Chile.«
Zwar lieferte die CIA den ganzen Kalten Krieg hindurch Geld, Waffen und Informationen an Putschisten, aber das Gleiche galt für die Sowjetunion. Zwar unternahm die CIA verdeckte Aktionen, die zum Tod, zur Verhaftung und zur Folter unschuldiger Zivilisten führten, aber der Gegner tat dasselbe. Wie mit amerikanischem Geld überall in der Welt Wahlsiege gekauft wurden, hatte auch der Kreml seine eigenen schwarzen Kassen. Allerdings war Amerikas Hinterhof für Moskau ein schwieriges Terrain. »Lateinamerika ist eine besondere Interessensphäre der USA«, schrieb während der Regierungszeit Nixons Juri Andropow, damaliger Chef des KGB und späterer sowjetischer Generalsekretär. »Das dürfen wir nicht vergessen. In Lateinamerika müssen wir behutsam vorgehen.« Andropow, zitiert in Christopher Andrew und Vasili Mitrokhin, The World Was Going Our Way: The KGB and the Battle for the Third World , Basic Books, New York 2005, S.77.
409 Zu ihnen zählte Chile, wo die CIA eine rote Gefahr heraufziehen sah : Wenn nicht anders vermerkt, stammen die Zitate und Verweise zu der Operation in diesem Kapitel aus einer Sammlung von CIA-Akten, die zwischen 1999 und 2003 freigegeben wurden; sie finden sich unter http://foia.state.gov/Search-Colls /CIA.asp. Siehe auch Peter Kornbluh, The Pinochet File: A Declassified Dossier on Atrocity and Accountability , New Press, New York 2004.
einen politischen Feldzug zur Abwehr Allendes : Den Akten der CIA lässt sich die Atmosphäre entnehmen, in der die verdeckte Aktion zur Beeinflussung der Wahlen von 1964 teilweise durchgeführt wurde. In einer Stellungnahme vom 21.Juli 1964 für den 303-Ausschuss schlug die CIA vor, zusätzliche 500 000 Dollar für den Kampf gegen Allende zu bewilligen. Das Geld solle dem Christdemokraten Eduardo Frei Montalva ermöglichen, »das Tempo und den Rhythmus seiner Wahlkampfbemühungen aufrechtzuerhalten«, und solle die CIA in die Lage versetzen, auf »unvorhergesehene Ereignisse« reagieren zu können. Am 23.Juli 1964 genehmigte der 303-Ausschuss den Antrag. In einem Schreiben an McGeorge Bundy erklärte Peter Jessup von der CIA: »Wir können es uns nicht leisten, hier zu verlieren, deshalb meine ich, dass in diesem Fall mit Geld nicht gespart werden sollte. Wir gehen davon aus, dass die Roten Moneten reinpumpen, haben aber dafür keine Beweise. Sie dürften davon ausgehen, dass wir Moneten reinpumpen, haben aber dafür auch keine Beweise. Seien wir nicht knauserig.« Außenminister Rusk unterrichtete auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates am 1.September Lyndon B. Johnson über die Wahlen in Chile: »Es sah so aus, als könnten bei den Wahlen am 4.September die nichtkommunistischen Kräfte in Chile einen Sieg erringen, zum Teil dank der guten Arbeit der CIA; und solch ein Ausgang wäre ein Triumph der Demokratie und ein harter Schlag für den Kommunismus in Lateinamerika.« Mit 300 000 Dollar, die 1970 ausgegeben wurden, um Allende zu schlagen, wendete die CIA wahrscheinlich doppelt so viel auf wie der KGB. Die sowjetischen nachrichtendienstlichen Archive deuten darauf hin, dass Allende mindestens 50 000 Dollar aus Moskau direkt erhielt und
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