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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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fünfundvierzig Jahren und mit vier Kindern, habe ich diese Riesendummheit begangen… Ich hab einfach nicht mehr den Mut, nach Hause zurückzugehen… Seit heute morgen bin ich von dort weg… Wer weiß, was Carlo machen wird, wenn er es erfährt!«
    Die letzten Worte der Frau versanken in einem stürmischen Seufzermeer, so daß Don Camillo das große gelbe Taschentuch hervorholen mußte, um seine schweißbedeckte Stirn abzuwischen. Der Gedanke, daß Frau Ernestina eine große Torheit begangen haben sollte, erfüllte ihn mit Verwunderung und Schmerz, doch der Gedanke daran, was Carlo Daboni machen würde, wenn er den Fehltritt seiner Frau erfahren sollte, erfüllte ihn geradezu mit Schrecken.
    Denn Carlo Daboni war wirklich ein aufrechter, braver Mann. Aber eben einer jener so aufrechten und braven Männer, die schier unfähig sind zuzulassen, daß andere irren können, und die sich daher unumschränkt berufen fühlen, auf jemanden, der ihnen Unrecht getan hat, mit der Flinte loszuballern. In Wahrheit hatte Carlo Daboni freilich auf niemanden geschossen, aber Don Camillo war ein erfahrener Beobachter der Menschheit und wußte, daß das nur aus dem einzigen Grund nicht geschehen war, weil niemand Carlo Daboni wirklich und ernsthaft Unrecht getan hatte. Don Camillo beugte sich zu der Frau hinab, die da wimmerte und das Gesicht in den Händen verbarg.
    »Gnädige Frau, verzagen Sie nicht, beichten Sie, das wird Ihnen ein wenig Erleichterung verschaffen.«
    »Da gibt es nichts zu beichten!« schrie die Frau. »Denn die Dummheit, die ich begangen habe, können leider alle sehen! Da, schauen Sie, schauen Sie her, Hochwürden!«
    Die Frau hob den Kopf und warf den schwarzen Schleier auf die Schultern. Don Camillo bemerkte zwar, daß da irgend etwas nicht stimmte, begriff dennoch nichts. Als er endlich begriff, wandte er sich zum Hauptaltar, schüttelte traurig den Kopf und sagte: »Herr Jesus, ist es denn möglich, daß ein alter Birnbaum, der fünfundvierzig Jahre lang ehrlich Birnen getragen hat, plötzlich Roßkastanien trägt?«
    Der Christus antwortete nicht, und Don Camillo wandte sich zu der Frau um und sagte zu ihr streng:
    »Hören Sie auf zu schluchzen und sagen Sie nicht mehr, daß Sie eine Riesendummheit begangen haben. Was Sie getan haben, gehört in die Kategorie der Kindereien.«
    Damit war die Frau jedoch nicht einverstanden:
    »Wenn Sie meinen Carlo wirklich kennen würden, müßten Sie zugeben, daß ich recht habe. Für Sie und die anderen ist das eine Kinderei. Für Carlo ist es eine Dummheit. Eine große Dummheit!«
    Don Camillo konnte ihr nicht unrecht geben. Denn Don Camillo kannte Carlo Daboni sehr gut.
    Nur um ein Beispiel zu liefern: Im Jahr 1938 barst der Palazzone wie eine überreife Wassermelone auseinander, und Carlo Daboni ließ daher den Groben rufen, der schon damals der beste Maurermeister der Gegend war. Als der Grobe jedoch den großen Sprung sah, schüttelte er den Kopf: »Ich trau mich da nicht ran. Da leg ich nicht Hand an, bevor nicht der Ingenieur kommt und die Verantwortung übernimmt.«
    Carlo Daboni brüllte, daß er für alles einstehen würde und daß den Palazzone nicht irgendein Grünschnabel errichtet hatte, sondern sein Urgroßvater Lodovico, der von Häusern mehr verstand als alle Ingenieure des gesamten Universums.
    Dennoch erschien, vom Groben herbeigerufen, der Bauingenieur der Gemeinde, und er ordnete Carlo Daboni ohne viel Federlesens an, den Palazzone auf der Stelle räumen zu lassen, da das Gebäude einsturzgefährdet sei. Daboni erklärte wiederum, daß sein Ahne Lodovico der größte Baumeister der Region war und daß deshalb, bevor der Palazzone zusammenbrach, alle Häuser des Universums einstürzen müßten. Doch der Bauingenieur der Gemeinde ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Tun Sie, was Sie wollen. Ich verständige die Carabmieri und halte Sie von jetzt an für alle Schäden, die entstehen können, verantwortlich.«
    Auf das Ultimatum mit den Carabinieri hin ließ Carlo Daboni räumen, aber – dickschädelig wie ein Maultier – holte er die drei besten Architekten der Stadt, um den Riß im Palazzone zu studieren und um zu beweisen, daß der Bauingenieur der Gemeinde ein Esel war.
    Die drei untersuchten den Fall genauestens und stellten nach ihren Berechnungen fest, daß das einzig mögliche, um Ziegel, Balken, Fenster- und Türstöcke zu retten, die Stützung des Gebäudes war.
    Daboni bezahlte die Rechnung auf der Stelle und ersuchte die drei, sich

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