Ciao Mayer
eine dumme Panne, der General hat es dir doch schon erklärt. Diesmal ist er sicher, dass alles glatt läuft. Aber ich kann es dir genau erst am Freitag sagen. Okay? Treffen wir uns in der Bar am San Silvestro. Mittags, wie üblich...“ Dann folgten noch drei Zeilen höflicher Verabschiedung, aber nichts Interessantes.
Zwei Seiten weiter derselbe Kreis um denselben Namen. Massimo las:
„Pronto.“
„Generale? Hier Gentile.“
„Oh Gentile, wie schön, dass Sie anrufen. Geht es um unser Thema von gestern Abend? Können Sie helfen?“
„Die Sache geht in Ordnung, Generale, Machen Sie sich keine Sorgen mehr.“
„Oh, ich danke Ihnen...“
Die üblichen Floskeln beendeten das Gespräch.
„Wahnsinn“, dachte Massimo, „Wahnsinnsmaterial!“
Als er gerade begann, sich seinen Super-Enthüllungsartikel vorzustellen, flog die Tür auf und sein Chef stand im Zimmer. „Mayer, was machst du um diese Uhrzeit hier? Bist du krank?“
Massimo überhörte den Spott großmütig und berichtete stolz von seinem Fund. Der Chef griff den Papierstapel und ließ ihn prüfend am Daumen entlang gleiten.
„Gut“, sagte er, „Kompliment Mayer. Schon was zum Fall Motti darin gefunden?“
Massimo schüttelte den Kopf. „Ein Vereinspräsident wird durch die Protokolle schwer belastet, und auch ein Politiker, Gentile...“
„Gentile? Was hat der mit Sportwetten zu tun?“
„Ich weiß es nicht genau, Chef, aber es sieht so aus, als wette er nicht nur, sondern habe enge Kontakte zur Szene.“
„Quatsch“, sagte der Chefredakteur nur.
Das Wort hatte Massimo an diesem Tag schon häufiger gehört. Musste er sich vielleicht daran gewöhnen, dachte er, dass seine Meinung von allen anderen salopp als „Quatsch“ abgetan wurde? Kein schöner Gedanke!
„Und Rom und Motti?“ hakte der Chef noch einmal nach.
„Nichts“, sagte Massimo und sah die Chance gekommen, dem Chef seine geniale Theorie zu unterbreiten. „Und wenn Motti tatsächlich nichts mit der Wettmafia zu tun hatte und auch sein Tod nicht“, begann er, berichtete von seiner Vermessung des Parks, der ziemlich benachbarten Todesstunde der beiden ziemlich benachbarten Opfer und so weiter.
„Quatsch“, sagte sein Chef am Ende, „Tod per Zufall? Das ist doch idiotisch!“
Er drehte sich abrupt um und ging. Massimos Abhörprotokolle nahm er mit. „Ich schau sie mir mal richtig an“, sagte er ohne den Kopf zu wenden, als er die Tür schon fast geschlossen hatte.
Kaum war er draußen, riss er die Tür wieder auf, fixierte Massimo einige Sekunden und rief ihm dann zu: „Wenn du heute nichts wirklich Neues und Interessantes findest, solltest du heute nicht schon wieder darüber schreiben, Mayer. Wir können unsere Leser nicht jeden Tag mit Spekulationen und Gelaber füttern. Interessant und, vor allem, präzise - das ist das Motto unserer Zeitung. Merk' dir das, Mayer!“
*
Für einen Teller Spaghetti zu Mittag war es zu spät, um Elisabetta vom Büro abzuholen noch zu früh. Massimo beschloss, bei der Piaggio-Niederlassung auf der Via Salaria vorbeizufahren.
Da stand die neue Vespa! Schön! Aber schwarz. Schwarz ist blöd. Elegant, aber blöd, sinnierte Massimo, da sieht man jeden Kratzer, jeden Dreck.
Gleich neben der Vespa stand eine Liberty in Silbermetallic-Lackierung. Dahinter pappte ein Werbeplakat an der Wand. „Überraschend schön“, stand in großen Lettern darauf. Unter der Zeile betrachtete sich ein Liberty-Moped wohlgefällig im Spiegel.
Massimo lachte der Verkäuferin zu. „Überraschend schön!“
Die lachte zurück. „Ich oder die Liberty?“
„Beide“, lobte Massimo und ließ sich über Preise und Lieferfristen informieren. Die schwarze Vespa konnte er gleich haben, auf eine in hellerer Farbe müsste er zwei Monate warten. Die Liberty in Silbermetallic war in zwei Wochen lieferbar und vierhundert Euro billiger, bei gleicher PS-Zahl, gleichem Hubraum.
Massimo versprach, nachzudenken und wiederzukommen. Er verabschiedete sich mit einem neuerlichen, lachenden „überraschend schön“!
„Ciao, Ciao“, rief die Verkäuferin und winkte ihm zu.
*
Als Elisabetta aus dem Bürohaus kam, stand er auf der anderen Straßenseite, an ein Geländer gelehnt und rauchte.
„Oh“, wunderte sie sich, „der Herr ist pünktlich! Das kenn' ich ja gar nicht!“
Er warf die Zigarette weg, sie umarmten und küssten sich.
„Komm, ich lad' dich zum Eis ein“, schlug Massimo vor, „zu Giolitti.“
Der Laden, gleich hinter dem
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