Ciao Mayer
aus.
Die anderen folgten seinem Beispiel.
„Noch 'ne Runde?“ fragte der, der schon die erste eingefordert hatte.
Massimo schüttelte den Kopf. „Kein Geld mehr. Reporter sind nicht reich.“
„Dann verpiß' dich, du Schwuchtel“, fuhr der andere ihn an.
„Nö, mal im Ernst. Ihr habt doch nicht aus Zufall solche Hunde. Ich meine, die sind doch nicht ganz ungefährlich, oder?“
Die fünf stierten ihn an.
„Ich meine, die sind doch bestimmt auch teuer. Was die fressen! Können die auch was? Tun die was?“
„Das sind Kampfhunde, du Arsch. Wenn Du willst kriegste 'ne kostenlose Vorstellung, was die können!“
„Au ja!“ giftete ein anderer. „Machen wir aus dem schwulen Zeitungs-Arsch ’n Karnickel!“
Alle lachten. Nur Massimo nicht.
„Das weiß ich schon, dass das Kampfhunde sind“, setzte er seinen Part mit ruhiger und, wie er hoffte, beruhigender Stimme fort, „ich frag' ja nur, habt ihr die zum Kämpfen, untereinander, bei Hundekämpfen meine ich, oder als Wachhunde, zum Aufpassen oder...“
„Das geht dich einen Scheißdreck an!“ blökte der, der denselben Satz schon einmal gesagt hatte - offenbar hatte er damit sein Repertoire ausgeschöpft, dachte Massimo. Aber eigentlich fand er die Veranstaltung immer weniger spaßig. Er versuchte es trotzdem noch einmal.
„Ich könnte ein Interview machen, dann kämt ihr groß in die Zeitung. Mit Foto.“
Sie starrten ihn an.
„Spinnt der?“ fragte der Bierbesteller den „Scheißdreck“-Typen. Der antwortete nicht, fixierte Massimo und grunzte dann: „Sach', willst'e uns verarschen?“
„Überhaupt nicht. Es ist doch so. Ihr habt große Kampfhunde und, ich nehme an, ihr wisst auch 'ne Menge über sie: Die meisten meiner Leser wissen nichts darüber. Ihr könntet denen was beibringen. Wie schnell, zum Beispiel, sind die? Sind die schneller als ein gut trainierter Sportler?“
„Was meinste jetzt damit?“ übernahm einer, der bisher eher still war, das Wort.
„Kommt, wir spielen Karnickel“, fiel ein anderer ein. Er ließ Massimos Unbehagen weiter steigen.
„Hört auf“, sagte der Fette hinterm Tresen, „ich will keinen Ärger!“
„Kriegste auch nicht“, antwortete ihm der mit der Karnickel-Präferenz, „wir spielen draußen!“ Er wandte sich den Hunden zu. „Wo ist das Karnickel?“
Sie erhoben sich und tänzelten nervös, wie Massimo besorgt feststellte.
„Der aufgeblasene Schwanzlutscher kriegt aber 'ne faire Chance“, machte der Karnickel-Freund weiter.
Die anderen lachten.
„Zwanzig Sekunden“, sagte er, „ab jetzt.“ Er zählte. „Eins, zwei…“
Massimo sah den Fetten hinter der Theke an.
„Lauf!“ sagte der, „is' besser!“
Und Massimo lief.
Draußen sprang er auf sein Moped, startete. Gottlob hab' ich vorhin die Kette vergessen, dachte er, und zockelte los. Immer hatte er ein Motorino mit 125 Kubikzentimetern haben wollen! Immer hatte er eines mit fünfzig Kubik gehabt! Lahme Dinger allesamt! Das aber war die lahmste Kiste von allen. Er drückte gegen die Lenkstange, als könnte er das Moped damit weiter nach vorne schieben. Vollgas gab er sowieso. Aber es dauerte eine Ewigkeit, bis die Maschine auf Touren kam. Und da waren sie auch schon.
Nie und nimmer zwanzig Sekunden, dachte Massimo, unsportliche Säue! Und schob und drückte das Moped.
Er hörte wie sie näher kamen, hechelnd, aber ohne Gebell. Genauso musste es der junge Motti auch gehört und gespürt haben, dachte er.
Sie erreichten ihn, als die Tachonadel seines Mopeds endlich fünfzig km/h erreichte. Gott sei dank kamen alle drei von derselben Seite, behinderten sich gegenseitig bei dem Versuch, ihm ins Bein zu beißen.
Massimo trat mit dem linken Fuß gegen die Hundeköpfe oder auch nur in die Luft, um ihren Bissen auszuweichen. Das rechte Bein hielt er eisern still, um nur ja nicht die Stabilität der Vespa zu gefährden, um nur ja nicht zu stürzen. Und er beschleunigte, beschleunigte was die Maschine hergab. Bloß jetzt keines dieser Scheißlöcher in den römischen Scheiß-Straßen! dachte er, dann ist alles aus!
Endlich senkte sich die Straße, wurde zweispurig, der Abstand der Laternen kürzer, das Motorino schneller, noch schneller, so schnell wie noch nie.
Die Hunde blieben zurück. Ob sie irgendwann beigedreht oder erschöpft liegen geblieben waren, oder was sonst aus ihnen geworden war, konnte Massimo nicht sagen. Er raste weiter und weiter und weiter und noch als er zuhause angekommen war, sah er sich immer
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