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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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überzeugt.
    Er stolperte die Treppe zum Souterrain hinunter, weil die enge Hose jeden normalen Schritt unmöglich machte, traf am Eingang, Brust an Brust, den Schneider und Ladenbesitzer Mimi Montiani, entschuldigte sich und berichtete von seinem Schicksalsschlag.
    Signor Montiani hörte sich alles gewissenhaft an, verdrehte im richtigen Moment mitleidsvoll die Augen, schüttelte, wenn es angebracht war, den Kopf oder nickte heftig. Aber als Massimo schließlich die Kurzversion des Attentats auf ihn abgeschlossen hatte, er hatte aus den Kampfhunden der Gangster vereinfachend streundende Dobermänner im Park gemacht, dafür aber fünf, fragte Signor Montiani nur: „Braun?“
    „Bloß nicht“, antwortete Massimo, etwas überrascht ob des abrupten Themenwechsels, „ich hasse braun.“
    „Schade“, gab Montiani zurück, während er eiligen Schrittes seinen Laden durchschritt und einem kleinen Durchgang zustrebte. „Es ist gerade sehr gefragt“, legte er noch einmal nach, bevor er in dem Durchgang verschwand, „dann schwarz!“

Er kam Sekunden später schwer behängt zurück, legte das meiste lieblos quer über einen Kleiderständer und hielt Massimo ein „Completo“ entgegen: „Das ist es! Für einen Journalisten...“, er zögerte kurz, „Sie sind doch Journalist Signor Mayer, oder?“
    Massimo nickte.
    Montiani konnte fortfahren. „Für einen Journalisten in Rom ist das derzeit das Optimum: Schwarz, Feinkord, sportlich-elegant, klassisch, aber auch modisch.“
    „Ich weiß nicht“, stotterte Massimo, „Kord?“
    „Na klar Kord! Was denn sonst?“
    „Ich hatte letztens so eine flauschige graue Hose und darüber ein kariertes Jackett, gibt es denn so etwas nicht mehr?“
    „Signor Mayer, heute ist doch nicht letztens! Letztens war das super, heute ist es out! Megaout!“
    Massimo sträubte sich noch zehn Minuten, dann kaufte er den Kord-Anzug, Hemd und sogar eine Krawatte dazu - weil nur diese zum „Completo“ passte, keine aus Massimos Kleiderschrank, unmöglich, wusste der Profi und Massimo ergab sich.
    Er zog alles gleich an. Zumindest bequemer war es ja, dachte er, als er sein altes Zeug, das er nun in einer großen Plastiktüte mit der Aufschrift „Montiani-Moden - einzig in Rom“, mit sich herumschleppte. Er überlegte kurz, es schnell nach hause zu bringen. Aber dazu war es zu spät. Er musste sich sputen, wollte er um zwölf Uhr bei Andrea sein. Der war sonst womöglich tatsächlich weg! Massimo traute ihm das absolut zu.
    Er war nahezu pünktlich in der Via della Stazione San Pietro. Mit dem Aufzug fuhr er in den dritten Stock.
    Andrea öffnete, bester Laune. „Oh, neues Outfit, chic! Komm'
    herein.“
    Wie viele römische Ärzte hatte Andrea die Praxis in seiner Wohnung. Ein kleiner Raum, der von anderen Mietern im Haus vielleicht als Kinderzimmer genutzt wurde, diente ihm als Sprech-, Untersuchungs- und Behandlungszimmer.
    „Setz dich“, bat Andrea ihn auf den Patienten-Stuhl, der vor einem großen, barocken Eichenschreibtisch stand. Er selbst setzte sich hinter das opulente Erbstück großmütterlicherseits, wie er Massimo einmal erzählt hatte. Er griff in die Schublade, holte ein Päckchen Zigaretten heraus und fragte: „Wie üblich?“
    „Klar Herr Doktor“, lachte Massimo, „wenn es meiner Gesundheit dient, dann immer her mit einer!“
    Andrea verzog die Mundwinkel. „Du hast es immer noch nicht begriffen. Natürlich ist Rauchen generell nicht gesund, sondern vermutlich sogar gesundheitsschädlich. Genau weiß man das, trotz aller Bekundungen und trotz allen Geschreis noch immer nicht. Aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass ein Patient in einer Arztpraxis fast immer verkrampft erscheint. Das aber ist aus vielen Gründen kontraproduktiv. Also muss ich meine Patienten lockerer machen, entkrampfen, bevor ich sie untersuchen kann. Und einen Raucher, wie dich, mache ich halt am Einfachsten mit einer Zigarette locker. Kapiert?“
    „Und warum rauchst du?“
    „Weil auch ein Arzt ein Laster haben muss. Mindestens eins. So, was ist passiert? In welcher Reihenfolge hat dir wer etwas getan, mit welchen Folgen und warum?“
    Massimo erzählte von den Typen, die ihm ihre Kampfhunde auf den Hals gehetzt hatten, von seiner Flucht auf dem Motorino und den Folgen an Bein und Arm.
    „Wissenschaftlich gesehen“, fasste Andrea seine Eindrücke von der dramatischen Aktion nüchtern zusammen, „hast du eine Reihe von Fehlern gemacht.“
    „Ich?“ Massimo schaute ihn

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