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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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der fegt seinen Innenminister an, noch so eine Panne und er würde ihn zum Teufel jagen. Das dementiert der natürlich, wenn es ein Journalist schreibt. Sogar mit der Überzeugung, niemand könne das wissen. Weil er nämlich gar nicht wahrgenommen hatte, dass fünf, sechs oder acht Fotografen direkt neben ihm waren und seine Worte genau gehört haben.“
    „Vielleicht nimmt man automatisch an, dass eure Wahrnehmung nur über den Apparat erfolgt“, versuchte Massimo sich im Philosophieren, „dass ihr keine eigenen Sinnesorgane habt und schon gar keine Ohren!“
    Angelo lachte. „So etwas in der Art muss es sein.“
    „Wie ist es beim Fußball? Funktioniert es da genauso?“
    „Im Prinzip ja. Ob ich in der Mannschaftskabine stehe, mit im Mannschaftsbus hocke, die Vereinspräsidenten auf der VIP-Tribüne vor mir habe - alle reagieren auf die Kamera. Die einen begeistert, die anderen verunsichert. Aber ich, ich bin gar nicht da, bin nur der Finger, der auf den Auslöser drückt.“
    „Wie ist es mit getürkten Spielen, mit illegalen Wetten? Hast du davon etwas mitgekriegt? Ich hatte dir doch am Telefon von dem möglichen Zusammenhang mit dem Tod des jungen Roma-Stürmers erzählt.“
    „Motti. Ein tolles Talent. Schade um den Jungen, wirklich schade. Der hätte ein Großer werden können. Ich kannte ihn natürlich, nicht gut, aber so gut wie die meisten Roma-Spieler eben.“ Er machte eine Pause, strich sich die Haare mit beiden Händen nach hinten. „Verbindungen zu illegalen Wetten? Hmmh. Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein. Es gibt schon seltsame Dinge, aber ich kann sie nicht einordnen.“
    Und während Massimo seine Spaghetti aß und dabei darauf achtete, sein neues Hemd nicht zu bekleckern, berichtete der Fotograf von kleinen Episoden, die ihm in letzter Zeit aufgefallen waren, weil sie in seinem Kopf keinen rechten Sinn machten. Der Präsident eines Vereins in Abstiegsgefahr, zum Beispiel, der beim Schlusspfiff eines wichtigen Matches still lächelte. Es gab keinen Zweifel daran, Angelo hatte ihn bildfüllend im Sucher gehabt. Nur - sein Club hatte nicht gewonnen, sondern gerade bitter verloren! Worüber freute der sich also?
    „Oder in Rom, VIP-Loge. Der Präsident der Gastmannschaft wird von randalierenden Fans auf den Tribünen oberhalb seiner Loge mit Cola-Dosen beworfen. Vollen Cola-Dosen. Die sind wie Steine, weißt du. Die Polizei muss ihn mit Schilden schützen, bis die Randale vorbei ist. Der aber bleibt bester Laune. Sein Team ist im Rückstand, er wird attackiert und der lächelt, ist fröhlich! Das fand ich seltsam. Dann, zweite Halbzeit, Rom ist total von der Rolle, bricht ein und verliert, völlig überraschend. Keiner kann es sich erklären. Motti hatte alleine drei todsichere Chancen und versemmelt alle. Ist doch eigenartig, nicht?“ Angelo sah Massimo an. „Aber was heißt das schon?“
    „Es beweist nichts“, sagte Massimo.
    „Eben.“ Assistierte Angelo und machte sich beherzt an seine Thunfisch-Scheibe, die gebracht worden war, nachdem er kaum die Hälfte seiner Spaghetti-Portion gegessen hatte. So teuer und nun ab in den Müll, dachte Massimo und schaute dem Teller wehmütig nach.
    „Aber direkt geredet über das Thema hat keiner in Deinem Beisein?“ fragte er.
    Angelo schüttelte den Kopf und sagte mit vollem Mund: „Nö, nicht wirklich.“ Er kaute, schluckte und setzte dann fort, „aber ich hatte in letzter Zeit wenig in Rom zu tun. Die Mailänder Clubs sind derzeit viel gefragter.“
    „Und da? Nichts?“
    Noch einmal schüttelte Angelo kauend den Kopf. „Wie gesagt, irgendetwas Merkwürdiges gibt es praktisch jeden Tag. Aber was bedeutet das? Dass der Fußball bei uns nicht sauber ist, wissen wir alle. Dass da ständig einiges krumm läuft, weiß ich. Manches weiß ich sogar genau, mit facts und figures. Aber die Sache mit dem Motti und irgendwelchen Schummeleien beim Wetten, die kriege ich nicht auf die Reihe.“
    „Schade“, sagte Massimo, „du warst meine große Hoffung.“
    „Okay Massimo, ich werfe noch mal gezielt die Angel aus, rufe ein paar Leute an. Aber ich muss das vorsichtig machen, das verstehst du. Ich lebe davon, dass die Jungs vom Fußball mir vertrauen, mich nicht für ein Sicherheitsrisiko halten. Ruf mich morgen früh an. Einverstanden?“
    Während Angelo Messiani mit seiner Kreditkarte zum Fortunato-Chef ging, stellte sich Massimo draußen vor die Eingangstür, um eine Zigarette zu rauchen. Aber zuvor schaltete

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