Ciao Mayer
er schnell und unauffällig sein Handy ein. Es war ihm zutiefst peinlich, dass er, als Reporter, ständig vergaß, das wichtigste Kommunikationsmedium der Neuzeit in Betrieb zu setzen.
Als wäre er eine Art Saurier, einer aus grauer Vorzeit.
„Oh, du rauchst noch?“ staunte der Fotograf, als er aus der „Fortunato“-Tür trat.
„Warum nicht?“ fragte Massimo zurück. „Hier draußen ist es ja noch nicht verboten. Und du? Hast du aufgehört?“
Angelo nickte. „Schon lange. Ich denke, das Rauchen ist ein Laster der Vergangenheit, es ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Das Rauchverbot beschleunigt den Prozess vielleicht zusätzlich, aber auch ohne das Gesetz wäre es mit dem Rauchen bald vorbei. Es ist einfach, sorry, ich meine das nicht böse auf dich bezogen, aber es ist einfach antiquiert, out.“
Er drückte Massimos Arm, umarmte ihn, bacio links, bacio rechts.
Antiquiert? dachte Massimo und sah auf den glimmenden Zigarettenstummel, Laster der Vergangenheit?
„Und was ist nicht antiquiert?“ fragte er zögernd, „was machst du?“
Angelo lachte. „Ich kokse natürlich. Ciao.“
*
Massimo quälte sich durch den dichten Verkehr, raus zum
AS Roma-Sitz in Trigoria.
Kurz nach drei Uhr war er an der Pforte. Doch er brauchte weitere zehn Minuten, bis er in den leeren Fluren des weiträumigen Bürogebäudes endlich die Tür mit dem Namensschild „De Francesca“ fand. Er klopfte, trat mit einem gemurmelten „permesso“ ein. Sie stand vom Schreibtisch auf - groß, blond, weiße, aufregend offene Bluse, kurzer, enger schwarzer Rock - und kam ihm lächelnd entgegen. „Natürlich, bitte!“ Sie nahm seine Hand und führte ihn zu der beige-blauen Couch am Besuchertisch. „Bitte“, sagte sie noch einmal und deutete auf das Sofa.
Er setzte sich, sie nahm eng daneben Platz.
„Signora De Francesca“, begann Massimo.
„Wir sind doch Kollegen“, unterbrach sie ihn, „wollen wir uns nicht duzen?“
„Doch klar“, sagte Massimo, dachte aber irritiert daran, dass er ihren Vornamen nicht wusste. Sollte er fragen? Aber irgendwie wäre das peinlich.
Sie erhob sich, ging zu einem Kühlschrank, der unauffällig in einer Bücher- und Akten-Regalwand untergebracht war, und entnahm ihm eine Flasche. Aus einem Bord darüber, griff sie mit einer Hand zwei Gläser und kehrte zur Couch zurück.
„Champagner“, sagte sie. „Ein schöner Nachmittag beginnt am Besten mit Champagner. Mach auf, Massimo!“
Da sie seinen Namen kannte, schien es Massimo völlig unmöglich, nach ihrem zu fragen. Er öffnete stumm die Flasche, goss ein, reichte ihr eines der Gläser, hob das andere.
„Auf gute Zusammenarbeit!“ sagte sie, trank einen kleinen Schluck und fuhr fort: „Also, wie weit bist Du, wie kann ich Dir helfen?“
Massimo fühlte sich unruhig. Er sprach von „Indizien“ und „Hinweisen“, malte mögliche Verbindungen zur Wettmafia aus, beschrieb deren Skrupellosigkeit, betonte aber in jedem zweiten Satz, es gäbe keine Beweise, nichts Definitives.
Sie stand erneut auf, ging zum Schreibtisch und kehrte mit einem Papier-Stapel zurück, den sie vor Massimo auf den Tisch legte.
„Hier, wie versprochen, die offiziellen Spielberichte der gesamten Saison. Du kannst sie mitnehmen. Aber ich fürchte, du wirst enttäuscht sein. Wir haben sie von allen Seiten beleuchtet, aber nichts Auffälliges entdeckt. Massimo...“
Sie rückte noch etwas näher und nahm seine Hand, „...ich glaube, du hast dich verrannt. Warum auch immer der Motti sterben musste, auf jeden Fall nicht wegen Machenschaften, die mit dem Verein und unsauberen Wetten zu tun haben.“
Massimos Schwanz wurde hart, sein Kopf schwindelig. Warum macht sie das? Was will die von mir, dachte er, während sie weiter sprach.
„Weißt du, ich habe nichts zu verbergen. Ich bin nicht abhängig vom Verein. Ich mache den Job hier, weil ich meiner besten Freundin helfen will, der Tochter des Vize-Präsidenten, und“, sie lachte, „weil ich sonst nichts zu tun habe. Ich kriege nicht einmal Geld dafür. Alles nur Freundschaft! Aber drum brauche ich mich auch nicht zu verbiegen. Ich bin unabhängig und frei, das zu tun, was ich will. Verstehst du?“ Sie sah ihn an, lächelnd.
Er lächelte zurück.
Was will sie? dachte er wieder.
Sie nahm seinen Kopf in beide Hände. Sie küssten sich. Vorsicht! dachte Massimo. Aber da lagen sie schon halb auf der Couch und küssten sich intensiver.
Vorsicht! warnte er den knutschenden Massimo. Aber da war seine
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