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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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Manchmal benutzte sie der Kleine für seine Zusammenkünfte. Ohne zu fragen, schenkte mir der Galizier einen Whisky ein. Der Kleine Italo bestellte einen Boldotee. Er rauchte nicht, trank keinen Alkohol, konsumierte keinerlei Drogen. Er war ein äußerst disziplinierter Junge. Die De-Mare-Schule. Ich verstaute die Schwarze in einer Schublade, weil sie mich störte. Mangelnde Praxis.
    »Carlitos … Weiß der Kleine, dass du angezogen herumläufst?«, wollte der Kleine Italo wissen.
    »Ja, weißt du nicht, dass ich eben bei ihm war.«
    »Der Franzose wird gut beschattet. Du brauchst keine Waffe. Wieso fragst du nicht den Kleinen oder den Onkel, ob sie dir ein paar Jungs ausleihen? Dann müsstest du nicht mehr so eine durchgeknallte Schau abziehen. Du weißt, die Jungs von Raub & Diebstahl haben dir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie dich nicht mit einer Waffe sehen möchten.«
    »Hör mal, Kleiner Italo, ich habe keine Angst vor diesem Scheißfranzosen, das weißt du so gut wie jedermann.«
    »Darum geht es nicht, Carlitos. Denk an den Onkel, an den Kleinen. Stell dir vor, wie du sie verärgern wirst. Und wie wir alle verärgert sein werden. Du weißt, die Leute schätzen und respektieren dich, Carlitos.«
    »Schau, Carlitos … Der Kleine hat uns bereits ausdrücklich gesagt, er wolle nicht, dass du dich in die Sache einmischst, und dass wir es ihm sofort, zu jeder Tages- oder Nachtzeit, mitteilen, falls wir sehen, dass du in der Gegend Pirouetten drehst. Du weißt, für den Kleinen würde ich mein Leben geben, und bevor ich ihn reinlege, schneide ich mir die Eier ab. Spiel nicht mit in dieser Operette, denn du würdest das Ganze nur komplizieren. Was willst du mehr, als dich in deiner Wohnung ein paar Tage ausruhen? Was bringt es dir, wenn du in den Straßen rumhängst? Geh von zu Hause zur Arbeit und von dort wieder nach Hause und bereite dich auf die Eröffnung der Agentur vor.«
    Mir wurde klar, dass ich nichts erreichen würde. Der Kleine Italo blieb hart. Das Fischgesicht zu fragen, konnte ich eh vergessen.
    »Hast Recht, Kleiner Italo, hast Recht. Ich gehe nach Hause. Grüß deinen Bruder und deine ganze Familie von mir.«

8
    Ich beschloss, zum General zu gehen. Auf dem Weg dorthin geriet ich in eine Kontrolle der Marine {7} . Es geschah ein Wunder, und sie ließen das Taxi weiterfahren. Ich erreichte das Bankenviertel, in dem sich sein Büro befand.
    General Della Penna war der Großcousin meiner Mutter. Er war im Alter von vier Jahren nach Argentinien gekommen. Sein Vater, ein faschistischer Hauptmann, hatte auf Kreta ein Auge und in Rom einen Finger verloren. Nachdem die Achsenmächte besiegt waren, beehrte er uns mit seinem Besuch. Obwohl mein Großvater Republikaner war, zahlte er dem Jungen des Hauptmanns die Primarschule. Aber als dieser Hauptmann seinen Sohn an der Militärakademie einschrieb, kappte er die Unterstützung. Seit dieser Episode waren die Beziehungen zwischen den beiden Familien angespannt. Der Hauptmann bekam einen Posten bei der Polizei, wo er als Instruktor arbeitete. Mein Onkel, sein Sohn, machte eine steile Karriere, weil er bei mehreren Staatsstreichen für die Ermordung von Gewerkschaftern und Militärs verantwortlich und in Waffen- und wahrscheinlich Drogenhandel verwickelt war, bis eine demokratische Regierung an die Macht kam, die ihn in den Ruhestand schickte. Der Onkel machte sich selbstständig und baute eine private Detektei auf: Gehörnte Ehemänner, Einschleusen von Agenten in Fabriken, um herauszufinden, wer in den Gewerkschaften welche Rolle spielte, Werkspionage, den einen oder anderen Totschlag, Schutz von großen Tieren, die sich von links- oder rechtsextremen Gruppierungen bedroht fühlten. In der Zeit des schmutzigen Krieges schossen diese Art von Geschäften wie Pilze aus dem Boden. Viele Polizisten und Militärs ließen sich in den Ruhestand versetzen, um für solche Agenturen zu arbeiten.
    Das Büro befand sich im obersten Stockwerk eines Gebäudes, das randvoll war mit Marmor und riesige Fensterfronten hatte. Als ich aus dem Lift stieg, sah ich mich der neuesten Anschaffung des Generals gegenüber: einem Porträt von Einstein, einem drei auf drei Meter großen Ölgemälde. Ich war sehr locker, als ich den Warteraum betrat, in dem sich mehrere Personen befanden. Mitten zwischen den Industriellen, den großen Tieren und den gehörnten Ehemännern standen zwei Wachen in Zivil und verwehrten mir den Zutritt.
    »Wen suchen Sie, mein Herr?«
    »Den

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