Ciao Papa
General.«
»Haben Sie einen Termin?«
»Nein. Es handelt sich um eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit.«
Ich glaube, einer der beiden bemerkte, dass ich bewaffnet war.
»Welcher Organisation gehören Sie an?«
»Keiner. Ich bin ein Neffe des Generals.«
Ich stellte mich vor die Fernsehkamera, und einer der beiden klaubte ein klitzekleines Walkie-Talkie aus seiner Tasche, in das er mit einer Totenstimme sprach:
»Siebenundzwanzig, zweiunddreißig.«
Es dauerte einige Sekunden, bis sich eine mächtige Stimme aus dem Apparat vernehmen ließ:
»Er soll reinkommen.«
»Garcia, begleiten Sie den Herrn zum General«, sagte der Typ.
»Ja, mein Herr. Bitte folgen Sie mir, mein Herr.«
Ich folgte ihm zwischen den Tischen hindurch, an denen die Töchter, Frauen, Liebhaberinnen und Freundinnen der Uniformierten arbeiteten. Mein Begleiter öffnete mir die Tür des Büros. Der General saß an seinem Tisch aus Mahagoni, kehrte mir den Rücken zu und schaute zum Fenster hinaus.
»Ihr Neffe, mein General.«
»Ist gut. Sie können gehen.«
Ich nahm in einem äußerst bequemen Ledersessel Platz. Der General drehte sich zu mir um und schaute mich ohne ein Lächeln an.
»Hast du die Bewilligung zum Tragen einer Waffe?«
»Nein. Ich habe ein ausführliches Vorstrafenregister.«
»Spaßig wie immer, Carlitos. Du siehst aus wie ein wandernder Sarg. Verlass das Land und lass die Dummheiten, bitte. Männer des Kleinen sind dem Franzosen auf der Spur.«
»Männer des Kleinen?«
»Spiel nicht den Dummen, Carlitos, ich bitte dich! Und du wirst von Caputo beschattet. Sag deinen Freunden, wenn sie Geld waschen wollen, dann sollen sie es in Montevideo oder Rio tun. Hier haben sie zu viele Feinde. Hier bringt ihr bloß alle gegeneinander auf.«
»Jetzt übertreib mal nicht, Julio César. Der Franzose ist am Ende. Der ist zu nichts mehr zu gebrauchen.«
»Im Moment bringt er Leute von Rosario herein. Wir wissen noch nicht, woher er das Geld dafür hat. Vermutlich von seinen ehemaligen Geschäftspartnern, die hier wieder eine Geschäftsstelle eröffnen möchten. Mir ist es scheißegal, wenn sie dich umlegen, Carlitos, du gehst mir total auf den Sack.«
»Wer sind die aus Rosario?«
»Carlitos, du weißt, ich schulde deinem Vater etwas. Die Leute aus Rosario gehen dich einen Scheißdreck an. Verlass das Land. Sofort.«
Der Gefallen, den er meinem Vater schuldete, rührte von damals her, als er aus der Schule kam und ihn ein paar schräge Typen entführen wollten. Es waren vier Typen in einem großen Wagen. Der spätere General hatte schon damals stets einen Bewacher bei sich, aber sie erschossen ihn aus nächster Nähe. Mein Vater trat mit zwei Freunden auf die Straße, alle drei waren bewaffnet. Sie griffen die vier Schurken an und erschossen sie. Mein Alter wurde am Arm verletzt. Deshalb konnte mir der General keine Bitte abschlagen.
»Ich schwöre dir, das mit dem Franzosen ist mir egal, aber ich muss dich um etwas sehr Wichtiges bitten, Julio César.«
Ich erzählte ihm die Geschichte von Berta und dem kleinen Juden. Er sah mich an, als wäre ich ein Marsmensch.
»Du bist erledigt, Carlitos«, sagte er. »Erst dreißig und schon am Ende. Klar, du dröhnst dich weiterhin mit Drogen zu. Was zum Teufel schert es dich, was mit diesem Scheißjuden passiert ist? Bist du nun vollkommen verrückt geworden? Ist dir klar, mit wem du es da zu tun hast? Verglichen mit diesen Leuten ist Caputo ein Milchgesicht! Nein, nein, nein, du bist ein toter Mann! Verlass das Land, solange du noch kannst, wenn es nicht schon zu spät ist.«
»Aber kann man nicht irgendwas herausfinden?«
»Ja, dass er hin ist!«, schrie er mich an. »Das ist es, was man herausfinden kann! Und wenn du dich nicht schleunigst auf dem Mars versteckst, bist du es auch bald, du Idiot.«
»Ich verlasse das Land, sobald ich weiß, ob sie ihn getötet haben oder nicht, ich schwöre es.«
»Hör mal, Carlitos, verlass das Land und hör auf, verrückt zu spielen. Und nun scher dich zum Teufel. Ich spaße nicht. Oder willst du, dass ich dich mit einem Tritt in den Arsch hinausjagen lasse? Verschwinde!«
»Grüße deine Frau und deinen Sohn von mir«, sagte ich und verschwand.
9
Der Tag neigte sich seinem Ende zu, und es wurde kühl. Ich war deprimiert und ging in eine Bar. Ich trank einen Cognac und zog mir in der Toilette ein paar Linien. Auf der Straße herrschte ein unglaublicher Verkehr. Ich nahm ein Taxi. Falls uns jemand folgte, würde er nicht an
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