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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Damonte
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zum Teufel auch nicht, warum er dich sehen will, antwortete er mir. Vielleicht braucht er Geld, eine Information … vielleicht will er seinen Kindern eine Information zukommen lassen, irgendwas Dummes von der Sorte. Vielleicht will er dich in irgendeine seiner Heldengeschichten verwickeln. Wir werden sehen. Sprich mit ihm. Das ist alles, was du tun kannst.
    »Hast du einen Schlüssel?«, fragte ich den Kleinen Prinzen.
    Als wir beide noch Ministranten waren, hatten wir herausbekommen, dass sich die Tür mit jedem x-beliebigen Schlüssel öffnen ließ.
    »Erinnerst du dich, wie man sie öffnet«, fragte ich ihn.
    »Aber sicher doch!«
    »Ah ja? Klaust du etwa Messewein für die Bewegung?«
    Ich musste über meinen eigenen Witz lachen. Der Kleine Prinz öffnete geräuschlos die Tür, und als ihm das Licht der Sakristei ins Gesicht fiel, konnte ich sehen, dass er ein ernstes Gesicht machte. Ich ließ die Schwarze vorne in meinen Hosenbund gleiten, die 9 mm hatte ich hinten hineingesteckt. Ich trat nach ihm ein und schloss die Tür leise hinter mir.
    Wie durch ein Wunder war der Sakristan nicht da. Es roch nach Weihrauch, Heiligkeit und Pfarrer. Mir wurde beinahe wieder übel. Es war ein sehr hoher Raum, vollgestopft mit Messegewändern, Stolen, dunklen großen Holzmöbeln, dem ganzen Messe-Krimskrams. Ich brach mit der Faust einen Schrank auf und nahm ein Paket Hostien heraus.
    »Was soll das, bist du verrückt?«, sagte der Kleine Prinz. »Los, gehen wir!«
    Wir kamen hinter dem großen Altar hinaus. Einige alte Weiber und ein paar ältere große Tiere saßen verstreut in den Bänken des riesigen Kirchenschiffes. Es waren zu wenige Leute. Es hatte keinen Sinn, sich unter sie zu mischen, wenn sie die Kirche verließen. Die Glaubenskrise unterminierte unsere Sicherheit. In der Nähe des Eingangs, bei einem der Beichtstühle, kniete ein Mann in einem perlgrauen Anzug und mit Aktentasche. Ich erkannte ihn sofort. Es war Tato.
    »Gehen wir, mein Lieber«, sagte ich zu ihm.
    Zu dritt traten wir aus der Säulenvorhalle wie christliche Gentlemen, die aus dem heiligen Opfer der Messe kommen.
    »Bist du sicher, dass mir niemand gefolgt ist?«, wollte ich von Tato wissen, als wir auf die Avenida hinaustraten.
    »Ja. Hier gibt es nichts zu befürchten. Das Quartier wird von mehreren Genossen überwacht.«
    »Wenn sie so geschickt sind wie dieser hier, dann kaufst du dir besser einen Hund.«
    »Ich muss mit dir sprechen. Und mit Abel«, sagte Tato, ohne auf meine Bemerkung einzugehen.

10
    Tato schickte den Kleinen Prinzen weg, und wir nahmen uns ein Taxi. Unterwegs sprachen wir über die Familie. Wir stiegen zwei Straßenblocks vor Abels Wohnung aus und gingen gemächlich zu Fuß dorthin.
    »Wieso rufst du ihn nicht an? Er ist vielleicht nicht da«, sagte mein Cousin.
    »Um diese Zeit ist er garantiert nicht einmal aufgestanden. Und übrigens habe ich den Schlüssel. Er hat höchstens irgendeinen Hübschen mit sich nach Hause genommen. Aber in der Wohnung gibt es mehrere Schlafzimmer. Wenn uns irgendeine dieser Schwuchteln hereinkommen sieht, dann nimmt er an, wir kommen um zu vögeln. Du wirst also den Schwulen spielen müssen. Die Sache ist es wert, nicht?«
    »Fick deine Schwester, nein! Armer Junge«, seufzte Tato. »Er ist doch so intelligent. Wieso lässt er sich nicht kurieren, macht eine Therapie?«
    »Kurieren wovon?«
    »Bist du etwa auch homosexuell?«
    »Sei kein Blödmann, bitte. Und du, gibt es für dich keine Therapie? Warum denunzierst du dich nicht selbst? Man gäbe dir einen Gratis-Elektroschock ins Auge.«
    Er lachte.
    »Und dich, kann man dich nicht kurieren?«, antwortete er. »Wenn sie dich erwischen, dann schneiden sie dir die Eier mit einer Glasscherbe in Scheiben, ganz langsam.«
    Wir krümmten uns vor Lachen.
    Wir betraten den Lift, ohne dass uns jemand begegnet wäre. In Abels Stockwerk stiegen wir ins Treppenhaus hinaus, das überwältigend einfach eingerichtet war: vollständig mit Holz getäfelt, zwei schicke Wandlampen, Spannteppich, ein Gobelin und ein hölzerner Engel, der kniete und einen abgebrochenen Arm gegen den Himmel streckte, sowie eine Überwachungskamera.
    »Wie schlecht doch arme Leute leben!«, sagte Tato.
    Ich öffnete die Schlösser mit einem dieser modernen Schlüssel, die aussehen wie Schraubenzieher, und stieß die schwere große Holztür auf. Im Vestibül standen überall Möbel, Gläser und Statuen herum, im Flur ebenfalls; und außerdem gab es ein Bild von einem vögelnden

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