Ciao Papa
später Zeit nicht zur Last fallen, Señor Tomassini, und außerdem sind wir von der langen Reise erschöpft, wie Sie sich sicher vorstellen können.«
»Ia, natürlich«, sagte der Typ. »Aber kommen Sie trotzdem auf einen Sprung vorbei. Ich möchte ein paar Details mit Ihnen besprechen, die ich nicht am Telefon bereden kann.«
»Okay, wir schauen kurz bei Ihnen vorbei. Wie ist die Adresse?«
Er gab mir meine Adresse und meine Wohnungsnummer.
»Vielen Dank, Señor Tomassini, in ein paar Minuten sind wir da. Wir sind zu viert.«
Ich ging zum Wagen zurück und der Dicke sah besorgt aus.
»Was ist passiert, mein Lieber, hast du dich verliebt?«, fragte er mich.
»Sie sind in meiner Wohnung. Sie haben mir geantwortet. In der Wohnung meiner Mutter antwortet niemand, und bei Antonio ebenfalls nicht. Lass uns in ein anderes Quartier gehen, es kann sein, dass sie den Anruf zurückverfolgt haben. Finde mir ein anderes Telefon. Ich muss den Kleinen anrufen.«
Ich nahm Verbindung auf mit dem Luziden, und er war da.
Vergiss deine Mutter und deine Tante. Sie haben sie entweder entführt oder in der Wohnung abgeknallt und dort liegen lassen. Die Nachbarn rufen die Feuerwehr, sobald sie zu stinken anfangen wie tote Straßenköter. Vielleicht hängen sie es sogar dir an. Das ist eine Großrazzia, Carlitos. Sie wollen alle wegpusten, die irgendwas mit dieser verfluchten Agentur zu tun haben. Vielleicht wollte sie Caputo für sich haben.
»Lass uns dem Kleinen und dem Onkel Bescheid geben, Dicker. Wir müssen es ihnen sagen.«
»Carlitos«, sagte Tito, »das ist eine Offensive Caputos. Das Ganze muss heute früh angefangen haben, noch bevor er abgeknallt wurde. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen der Kleine und der Onkel längst Wind davon bekommen haben, es sei denn, sie sind bereits tot. Wir beide sind davongekommen, weil das Dreckschwein uns auf der Straße abknallen lassen wollte, durch den Franzosen. Er hatte vermutlich nicht genug Leute, um uns alle gleichzeitig anzugreifen. Ich glaube nicht, dass sie den Onkel angegriffen haben, denn es ist allgemein bekannt, dass er von einem ganzen Regiment bewacht wird. Und außerdem hat er sich in den letzten Tagen mehrmals mit der fetten Schwuchtel von Kommissar getroffen. Was den Kleinen angeht, so denke ich, dass er sich ruhig verhalten wird, nachdem er den Kleinen Italo und das Monster mit dem Fischgesicht zum Parkhaus geschickt hat. Wer hat den Koks?«
»Ich habe die Telefonnummer von einem Versteck des Kleinen. Wenn er noch am Leben ist, dann ist er dort.«
»Erst essen wir was. Danach rufen wir ihn an. Es ist spät, und wir haben im Moment nichts anderes zu tun …«
18
Tito parkte den Wagen gegenüber einer alten schäbigen Pizzeria, auf deren Schild »Pizzeria de Nuestro Señor« prangte.
»Hier machen sie die beste Pizza von ganz Buenos Aires, Zombie. Ich wette, du weißt nicht, wer der Besitzer ist!«
»Ich frequentiere nicht die gleichen Lokale wie du, mein ausgeflippter Dicker. Der Kleine wird uns die Eier mit den Zähnen abbeißen.«
»Es ist der Wundertäter, Idiot!«
Der Wundertäter war ein Alter aus der Provinz, der mit uns im Knast gewesen war. Sein Name war Luna. Er raubte Wohnungen und Häuser aus, aber immer ohne Gewalt. Es lief ihm recht gut, bis er auf die Idee kam, eine Kunstgalerie zu überfallen. Der Überfall gelang bestens, aber dann wusste er nicht, wem er die Bilder verkaufen sollte, und es fiel ihm nichts Besseres ein, als sie ins Pfandhaus zu bringen. Von dort landete er ohne Umwege in der modernen Haftanstalt Villa Devoto, wo er infolge eines mystischen Deliriums Gefängnissakristan wurde. Er war Messdiener, hielt dem Pfarrer den Kelch, reinigte die Kapelle und betete. Wenn er kurz vor dem Lichterlöschen ins Gefängnis zurückkam, erzählte er uns Geschichten aus der Bibel und vor allem von den Wundern unseres Herrn Jesus Christus. Eines Abends wurde er von zwei Wärtern dabei überrascht, wie er seinen Pastoralassistenten vögelte. Luna landete in einer Einzelstrafzelle, seine kleine Freundin in einer anderen, wo die beiden den ganzen Tag mit lauter Stimme Vaterunser, Credos und Ave Marias herunter-beteten, bis sich die Gefangenen in den anliegenden Zellen bei den Sklaventreibern beschwerten, deren Eier auch schon am Boden schleiften. Sie verpassten ihnen einen Abrieb und verboten ihnen zu beten, genau so wie seinerzeit den christlichen Märtyrern. Wenige Tage später hatte die kleine Schwuchtel eine Blinddarmentzündung, die notfallmäßig
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