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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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gegangen, haben uns aber nach dem Abi aus den Augen verloren. Letzte Nacht – oder war das die Nacht davor? Ich verwechsle das bei der Nachtschicht schon mal – hab ich ihn zufällig getroffen.«
    »Ist ja interessant, die Fäden laufen am Ende immer irgendwo zusammen.« Marina ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Stuhl, sodass sie sich mit Georg auf einer Augenhöhe befand.
    »Erzähl mal!«
    Und Georg berichtete von der nächtlichen Begegnung, bestätigte, dass ihm nichts weiter aufgefallen war und der Wagen bei der nächsten Runde, die sie gedreht hatten, verschwunden gewesen sei.
    »Und warum standen sie im Halteverbot, mitten in der Nacht?«
    »Das weiß ich nicht. Mein Kollege hat die beiden kontrolliert. Ich bin nur ausgestiegen, weil mir das Gesicht bekannt vorkam. Wir erhielten dann einen Einsatz und haben über den Vorfall nicht weiter gesprochen.«
    »Und der Bericht?«
    »Muss noch geschrieben werden.«
    Allmählich bekam Marina Kopfschmerzen, sie rieb sich über die Stirn.
    »Bestell bitte deinen Kollegen von der Nachtschicht hierher.«
    »Sicher.« Schon zückte Georg sein Handy, doch bevor er die Nummer wählte, fragte er: »Was wird Mike denn angelastet?«
    »Mord? Beihilfe zum Mord!? Wir wissen es nicht genau.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Das habe ich auch schon mal gesagt. Ruf bitte deinen Kollegen an!«
    Mechanisch tippte Georg die Nummer ein. Derweil trat Marina in den Nebenraum, wo Bill gerade mit Cooky am Telefon sprach.
    »Lass sie alle antreten!«, rief Marina dazwischen. »Wird ’ne große Runde«, murmelte sie mehr zu sich selbst und warf Otto einen undeutbaren Blick zu. Stirnrunzelnd fragte er: »Was?«
    »Die Sache stinkt gewaltig.«
     
    »Wie lange brauchen wir noch?«, rief Mike zu John nach vorne. Ciaras Zustand machte ihm Sorgen. Er hatte keine Idee, wie er sie nach Hause schaffen sollte, falls sie erneut in eine Ohnmacht fiel. Und Johns Antwort beruhigte ihn nicht. »Wir landen in circa fünfzehn Minuten.«
    »Geht es schneller?«
    »Was ist denn los?«, fragte John.
    »Ciara braucht etwas zu essen.«
    Ein heiteres Lachen hallte nach hinten. »Das kann ja so schlimm nicht sein, oder?«
    »Doch. Bei ihr schon.«
    »Ist sie Diabetikerin?«
    »So ähnlich.«
    »Ich hab ein bisschen Proviant, vielleicht hilft ihr das ja schon mal weiter.« Mike schnallte sich ab und setzte das Frettchen auf Ciaras Schoß.
     
    Mit der Zeit wirst du alles verstehen und das Wissen und die Weisheit, die in dir schlummern, zu benutzen lernen. Eins aber will ich dir mitgeben, bevor du mich erlöst: Du darfst nie einen von uns lieben, verstehst du? Niemals! Wir können niemanden von der gleichen Art lieben, sonst stirbt der Schwächere.
    Beständig hallten Pauls letzte Worte in ihrem Kopf, als drücke jemand den Repeat-Knopf eines CD-Players.
    Sie hatte ihn getötet.
    Sie.
    Ciara.
    Liebe tötet!
    … deine Mutter ist pure Magie …
    Und mein Dad?
    In dir schlummert die älteste aller Seelen …
    Magie!
    Wer ist mein Vater?
    Wir können niemanden von der gleichen Art lieben, sonst stirbt der Schwächere.
    Bevor es Ciara gelang, in ihre Traumwelt zu flüchten, um dort nach Antworten zu forschen, rüttelte Mike an ihrer Schulter: »Wach auf, komm schon! Mach die Augen auf.«
    Ihre Augenlider begannen zu flattern. Widerwillig folgte sie der Aufforderung und sah Mike an. Die Erschöpfung lag wie ein dunkler Schatten über seinem Gesicht. Er streckte ihr einen Schokoriegel hin, den sie zögerlich entgegennahm. Nachdem sie den ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte, verschlang sie den Rest gierig.
    »Hier ist noch mehr.«
    Mike reichte ihr eine schuhkartongroße Kiste, deren Inhalt aus verschiedenen Süßigkeiten und Traubenzucker bestand. Ciara aß alles auf, doch sie brauchte noch mehr – viel mehr. Nachdenklich musterte sie Mike von der Seite, der lethargisch neben ihr saß und den Landeanflug durch das Fenster beobachtete.
    Ihr Blick blieb an seiner pulsierenden Halsschlagader hängen. Unbewusst leckte sie sich über die Lippen. Sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf die vorbeiziehende Landschaft zu lenken, aber das Pochen unter Mikes dünner Haut schien ihr leise zuzuraunen. Ciara biss sich auf die Lippen – zu fest. Lüstern leckte sie ihr eigenes Blut ab und stöhnte begierig nach mehr.
    Mit aller Kraft schloss sie ihre Augen, drehte den Kopf von Mike weg und flüsterte: »Geh!«
    »Was hast du gesagt?«
    »Geh weg von mir! Ich weiß nicht, was ich sonst tue. Ich habe Angst, die

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