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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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lauschte angestrengt, hörte aber nur sein Herz, das gegen seine Brust hämmerte. Nun vernahm er ein Scharren, als bitte ein Hund um Einlass. Mikes Hände zitterten leicht, er ballte sie zu Fäusten und öffnete sie schnell wieder, stemmte sich von dem kleinen Tisch hoch und schlich leise zur Tür. Er knipste das Licht an und spähte durch den Spion. In dem für ihn einsehbaren Teil des Hausflures entdeckte er niemanden. Für Sekunden hörte das Kratzen auf. Mike legte ein Ohr an die Tür und horchte; er atmete so flach wie möglich. Jetzt ertönten die Geräusche erneut, kurz und laut, dann gab es einen berstenden Knall und die Tür prallte Mike ins Gesicht, der durch die Wucht zurückgeschleudert wurde und auf dem gekachelten Boden aufkam. Seine Brille flog in hohem Bogen durch die Luft und landete im Nebenraum. Er versuchte sich hochzustemmen, um dem unbekannten Angreifer aufrecht gegenübertreten zu können, aber der Unbekannte stand bereits vor ihm, riss Mike an seinem Pullover empor und stellte ihn auf die Beine. Nur um ihm einen so heftigen Schlag gegen das Kinn zu verpassen, dass Mike erneut das Gleichgewicht verlor, sich beim Sturz den Kopf am Türrahmen aufschlug und so unglücklich auf den linken Arm fiel, dass dieser mit einem lauten Knirschen brach. Mike schrie auf.
    Der Eindringling maß über zwei Meter und verfügte über den Oberkörper eines durchtrainierten Boxers, den er mit einem schwarzen hautengen Achselshirt zur Schau stellte. Seine Beine steckten in schwarzen Lederhosen, ähnlich denen, die auch Mike trug, wenn auch einige Nummern kleiner. Abermals trat er auf Mike zu, packte mit der einen Hand dessen Pulli und plante offensichtlich, mit der anderen zuzuschlagen, als jemand von hinten die Faust festhielt und diese mitsamt Arm zurückdrehte. Doch der Unbekannte wartete nicht, bis seine Schulter auskugelte, sondern drehte sich einmal um die eigene Achse, wand dabei seine Faust aus der Hand des Neuankömmlings und holte mit der Linken aus. Sein Gegner wich dem Schlag geschickt aus, holte mit einem Bein Schwung und trat dem Angreifer mit voller Wucht vor die Brust. Dieser strauchelte. Für kaum zählbare Sekunden legte er den Kopf schief, als lausche er einer inneren Stimme, dann schrie eine weibliche Stimme: »Oh, nein. Hört auf damit, sofort!« Der Unbekannte erhob sich rasch, schubste seinen Gegner zur Seite und flüchtete an der Frau vorbei aus Mikes Wohnung.
    »Scheiße, Mann. Was war das?« Mikes Kinn schwoll an, aus Unterlippe und Nase tropfte Blut, der gebrochene Arm lag grotesk verdreht neben ihm. Als Paul diesen berührte und den Knochen zu richten versuchte, schrie Mike gequält auf.
    »Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen. Deine Platzwunde muss genäht und der Arm geschient werden.«
    Mike atmete stoßweise. »Was macht ihr hier?« Lautstark sog er die Luft ein und würgte: »Ich glaub, mir wird schlecht.« Hastig drehte er sich zur Seite und erbrach sich.
    »Geht es wieder?«, erkundigte sich Paul, nachdem sich Mike von seinem Erbrochenen abgewandt hatte. Er nickte. »Du bist mächtig stark. Liegt das auch an den Genen?«
    Paul schmunzelte. »Nein. Kampfsport.«
    »Aber das hab ich schon euch zu verdanken, oder?«, fragte Mike und wies mit der anderen Hand auf seinen Kopf.
    Paul bat Ciara um ihren Schal, mit dem er den gebrochenen Arm stabilisierte. »Erinnerst du dich nicht an den Typen? Das ist der Exfreund von der Praktikantin aus der Notaufnahme. Birgit hieß sie, glaube ich«, frischte Paul das zermarterte Gedächtnis Mikes auf.
    »Oh, Shit!«
    »Kannst du aufstehen?«
    »Ich glaube schon.«
    Paul zog seinen Kollegen hoch und hielt ihn fest, bis Mike selbstständig stand, ohne von Übelkeit oder Ohnmacht übermannt zu werden.
    »Es ist kalt draußen«, meinte Ciara und legte Mike seine Jacke, die sie von der Garderobe im Flur genommen hatte, über die Schulter. »Wo ist deine Brille?«
    »Keine Ahnung.«
    Ciara blickte sich suchend um, verschwand im angrenzenden Wohn- und Schlafraum und kehrte kurz darauf mit der Brille in der Hand zurück. »Alles noch okay«, stellte sie lächelnd fest und setzte Mike das mattschwarze Brillengestell vorsichtig auf.
    »Brauchst du sonst noch was?«, fragte sie ihn.
    »Mein Bike.«
    Ciara schaute ihn fragend an, worauf Mike abwehrte: »Vergiss es.«
    Das Türschloss war durch den gewaltigen Stoß geborsten, sodass ihnen nichts anderes übrig blieb, als die Tür beim Hinausgehen angelehnt zu lassen.
     
    »Ciara, du bleibst im Auto. Warte

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