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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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»Ich gehe da nicht wieder hin. Mama sag, dass ich da nicht wieder hin muss.« So sehr hatte er noch nie geweint.
    »Sie haben ein Kind?«, fragte der Gast verwundert. Er stand immer noch tropfend da und beäugte die kleine Familientragödie vor seiner Zimmertür.
    Cinderella, die ebenso den Tränen nahe war, nickte. »Verzerrt das etwa Ihr Bild von der sächselnden Schönheit?«
    »Wie meinen Sie …«
    »Tut mir leid. Vergessen Sie es.«
    Er tätschelte verlegen an seinem frisch gestutzten Bart herum, der tatsächlich etwas Ähnlichkeit mit dem des drosselbärtigen Königs hatte, und schloss wortlos die Zimmertür.
    Tommy wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Wer war das, Mama?«
    »Niemand.«
    »Der Onkel war ja fast nackt.«
    »Dann war es eben ein fast nackter Niemand.«
    »Mama, du veräppelst mich.« Tommys Augen glänzten. Ein winziger Hauch von Fröhlichkeit spiegelte sich darin.
    »Klar veräppele ich dich.« Cinderella piekte ihn sachte in die Hüfte. »Sag schon, weshalb magst du nicht mehr zu den anderen Kindern?« Aber noch bevor Tommy darauf antworten konnte, hallte die barsche Stimme von Inge Lohmann über den Gang. »Fräulein Preußer, was tun Sie da?«
    »Es tut mir leid, aber mein Sohn … Er war plötzlich da und …«
    »Ihre privaten Probleme interessieren mich nicht!«
    Private Probleme?
    Für Cinderella war Tommy weitaus mehr als nur ein privates Problem. Er war ihr Leben. Und wenn das ihre Vorgesetzte nicht kapieren konnte, dann sollte sie gefälligst ihren Mopp alleine schwingen.
    »Ach wissen Sie, Frau Lohmann, ich kündige.«
    »Was?«
    »Ja, ich kündige und werfe meinen Traum mitsamt dieser Elefantenuniform in den Mülleimer.«
    Inge Lohmanns Mundwinkel verzogen sich. »Elefantenuniform?«, fragte sie ungläubig, starr vor Entsetzen. »Das wird Konsequenzen nach sich ziehen, Fräulein Preußer.«
    »Nicht gerade ein vorbildliches Benehmen einer Kollegin gegenüber.« Der bärtige Casanova hatte seine Tür wieder geöffnet. Offenbar hatte er gelauscht. »Zumal ich niemals zuvor mit einem Zimmerservice zufriedener war.«
    Inge Lohmann sackte scheinbar in sich zusammen. »Das freut mich, Herr Wiedemann, wenn Sie zufrieden sind.«
    »Umso weniger freut es mich, wenn diese fleißige junge Dame Ärger bekäme, nur weil sie ihr Kind getröstet hat.«
    »Natürlich nicht.«
    »Das hoffe ich sehr! Herr Wegener wird doch gewiss an gutem Personal festhalten wollen.«
    »Selbstverständlich wird er das«, pflichtete ihm Inge Lohmann bei.
    Cinderella lauschte fasziniert den Worten des drosselbärtigen Mieslings, der sich soeben in einen Robin Hood zu verwandeln schien.
    Tommy lehnte den Kopf an den Bauch seiner Mutter. »Mama«, flüsterte er. »Der fast nackte Niemand ist ganz schön cool, oder?«
    »Stimmt.«
    Nur gut, dass er nun nicht mehr nackt ist,
dachte Cinderella. Obwohl sie ihn eigentlich im Lenden-Muschelmuster-Outfit interessanter fand. Der graue Anzug verlieh ihm eher das Attribut durchschnittlich, und seine Brille ließ ihn älter erscheinen. Er zwinkerte Cinderella noch einmal zu, bevor er wieder im Zimmer verschwand. Lediglich sein Duft blieb. Für einen kurzen Moment dachte Cinderella, dass sie ihm vielleicht unrecht getan hatte. Sie verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Wichtiger war nun Tommy. Inge Lohmann beäugte Cinderellas Sohn, der sich den Blicken entzog und hinter seiner Mutter versteckte. »Sieht ja ganz verheult aus, Ihr Kleiner«, sagte sie im mitleidigen Tonfall. Die vorangegangene Situation schien in ihr eine menschliche Regung geweckt zu haben.
    Cinderella wurde neugierig. »Darf ich fragen, was Herr Wiedemann beruflich macht?«
    Inge Lohmann schluckte. »Er ist Chef einer Medienagentur und Pressesprecher des Hauses.«

Krieg im Zwergenland
    Cinderella schlenderte mit Tommy Hand in Hand den Hotelflur entlang zum Fahrstuhl. »Mama, kann ich nicht doch bei dir bleiben?«
    »Nein, Schatz, ich muss arbeiten.«
    »Aber ich will nicht zurück. Dort wartet der dicke Roland auf mich.«
    »Der dicke Roland?«
    »Ja. Der ist riesengroß und so dick.« Tommy riss die Arme auseinander.
    »Glaub mir, Mama, der ist furchtbar stark und will mich in den kleinen gelben Legobagger knetschen. Hat er gesagt.«
    Cinderella blieb stehen. »Weshalb will er das?« Tommy senkte den Kopf. »Ich hab wirklich nichts gemacht.«
    »Wirklich nichts?«
    »Nein. Nur eine einzige Schaumgummimaus aus seiner Tüte hab ich genommen.«
    »Schaumgummimaus?«
    »Ja, schmeckt wie Gummibärchen, nur

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