Cinderella kehrt zurück
Edens Augen besonders hervor.
Nach der Trauung gratulierten die Gäste dem Brautpaar, dann gab es Champagner, ein beeindruckendes Büfett und eine dreistöckige Hochzeitstorte.
Eden hatte ein ziemlich schlichtes Trägerkleid gewählt, das ihr bis zu den Knien ging und mit schwarzen, braunen und beigefarbenen Fantasiemustern bedruckt war. Es saß zwar nicht hauteng, betonte aber ihre femininen Rundungen.
Dazu trug sie spitz zulaufende schwarze Satinpantoletten mit Strassblumen und hohen Pfennigabsätzen.
Das Haar hatte sie während des Trocknens durchgeknetet, sodass es füllig, aber nicht kraus aussah. Dann hatte sie braunen Lidschatten, etwas Rouge und Wimperntusche aufgetragen und sich zum Abschluss einige Armreife übergestreift.
Alles in allem war sie zufrieden mit dem Ergebnis. Die alten Freunde und Bekannten, die sie bei den Pratts wiedersah, waren jedenfalls überwältigt davon, wie sehr sie sich verändert hatte. Doch je später es wurde, desto deutlicher wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich nur einen einzigen Menschen auf der Party beeindrucken wollte. Und ausgerechnet dieser Mann schien ihr die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen.
Vielleicht hatte sie sich ja getäuscht, und die Wogen zwischen ihr und Cam hatten sich gestern Abend doch nicht ge glättet? Hatte sie vielleicht etwas überinterpretiert?
Sie ging zum Büfett und nahm sich ein Stück Hochzeitstorte, aber statt sich damit zu den anderen Gästen zu gesellen, setzte sie sich vor die Haustür, auf die zweite Stufe von unten.
Kaum hatte sie die Kuchengabel in den Mund gesteckt, saß Cam auch schon neben ihr. „Na, willst du dich nicht mehr mit den anderen unterhalten?“, sagte er anstelle einer Begrüßung.
„Doch, auf jeden Fall“, erwiderte sie. Es klang etwas aufgesetzt. „Diese spitzen Schuhe sind bloß so eng, da musste ich mich einen Moment lang setzen.“
„Ach so.“
Eden wusste nicht, wie sie das Schweigen beenden sollte, das sich jetzt zwischen ihnen ausbreitete. Ihr Kopf war völlig leer.
„Und, funktioniert das Licht in deinem Haus noch?“, erkundigte sich Cam.
Kein besonders origineller Einstieg, aber immerhin – ihr selbst war gar nichts eingefallen.
„Ja, alles in schönster Ordnung“, sagte sie. „Ich habe heute auch endlich meine Taschenlampe wiedergefunden. Für den Notfall.“
Oje. Das Gespräch wurde ja immer schlimmer! Offenbar hatte sich ihr Gehirn ausgeschaltet. „Schöne Hochzeit“, sagte sie als Nächstes. Auch nicht besser!
„Stimmt.“
„Eve hat mir gesagt, dass Karis deine Halbschwester ist.“
„Hm, eigentlich hatte ich sogar zwei Halbschwestern, eine ist inzwischen gestorben.“
„Das tut mir leid. Eve hat mir davon schon erzählt. Ich habe den Eindruck, dass Karis sich hier bereits gut eingelebt hat, oder? Sieht ganz so aus, als gehörte sie zur Familie.“
„Ja, so kommt uns das inzwischen auch vor. Sogar mir“, fügte er leise hinzu.
Das ließ Eden aufhorchen. „Sogar dir?“
„Ich konnte Karis erst nicht so richtig einschätzen, als sie hier aufgetaucht ist. Davor hatte ihre Schwester Lea uns besucht und nur Ärger gemacht. Na ja, und durch meine Zeit in Detroit bin ich anderen Menschen gegenüber sowieso ziemlich skeptisch geworden. Aber Karis muss man einfach mögen.“
„Du hast mal in Detroit gewohnt?“, hakte Eden nach. Endlich hatte sie ein hoffentlich unverfängliches Thema gefunden, über das sie sprechen konnten. „Jetzt sag nicht, dass deine Familie dort auch noch eine Reinigung aufgemacht hat.“
„Nein, das Familienunternehmen hat Mara übernommen, und es gibt auch nur die eine Reinigung hier in Northbridge. Ich war Polizist mitten in Detroit.“
„Wirklich? Wie bist du denn dazu gekommen?“ Eden tat so, als würde sie zum ersten Mal davon hören, obwohl Luke ihr schon gestern auf der Wache ein bisschen erzählt hatte.
Er zuckte mit den Schultern. „Nach der Highschool bin ich von zu Hause ausgezogen, um aufs College zu gehen …“ Er hielt inne und sah sie herausfordernd an. „Wolltest du zufällig gerade durchblicken lassen, wie sehr es dich überrascht, dass ich es bis aufs College geschafft habe?“
„Auf gar keinen Fall“, sagte sie empört. „Bist du in Detroit aufs College gegangen?“
„Nein, ich war in Colorado. Ich habe einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht, wusste dann aber nicht, was ich damit anfangen sollte, darum bin ich erst mal zum Militär gegangen.“
„Wirklich?“
„Überrascht dich das?“
Er schien immer
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