Cinderella kehrt zurück
geerbt habt und dass diese Falte eben eine Generation übersprungen hat.“
„Stimmt. Ich sage auch nur, dass wir dieses Merkmal von Celeste haben könnten und berücksichtige das bei der Bearbeitung ihres Bildes. Dann vertiefe ich ihre Falten, zaubere ihr Ringe unter die Augen und lasse das Gesicht ein bisschen aufgedunsener wirken, sodass alles gut zusammenpasst. Natürlich wird das noch immer nicht so gut wie eine in Handarbeit hergestellte Gesichtsplastik.“
„Wirklich?“ Cam betrachtete Eden erstaunt. „Und ich dachte immer, der Computer könnte alles am besten.“
Er stand so dicht neben ihr, dass sie seinen herb-frischen Duft nach Sonne und Duschgel einatmete. Kein teures Aftershave hätte besser an ihm riechen können. Sie versuchte sich nicht weiter davon beeindrucken zu lassen.
„Am besten wird das Ergebnis, wenn ich einen richtigen Schädel als Grundlage habe.“
Er verzog das Gesicht.
„Ich weiß, wie eklig das klingt“, fügte sie hinzu.
„Hm, mir ist während meiner ganzen aufregenden Polizis tenlaufbahn in der Großstadt nur ein einziger Totenschädel untergekommen, und das war wirklich ziemlich eklig. Da war ich schon froh, als ich das Ding dem Gerichtsmediziner überlassen durfte. Und dir wäre so etwas lieber gewesen?“
„Ja, aber nur, weil ich dann eine gute Arbeitsgrundlage hätte. Ansonsten kannst du mir ruhig glauben, dass ich mit dieser Arbeit am liebsten überhaupt nichts mehr zu tun hätte, deswegen ist das hier ja auch mein allerletzter Auftrag.“
Cam schaute erst auf die Fotos und sah anschließend Eden an. „Dir geht die Sache ziemlich nah, stimmt’s?“, bemerkte er. Es klang so, als würde ihm der Gedanke jetzt erst kommen.
Eden zuckte mit den Schultern. „Ja, es geht mir wirklich nah“, gab sie zu. „Diese Arbeit … und dass ich dadurch immer wieder miterleben muss, was sich die Menschen gegenseitig antun. Ich … es reicht mir langsam.“
Weil sie das Thema nicht weiterverfolgen wollte, knüpfte sie einfach dort an, wo sie eben aufgehört hatte: „Jedenfalls vermittelt so eine plastische Gesichtsrekonstruktion ein sehr viel realistischeres Bild von der betreffenden Person als eine Computergrafik.“
„Und diese ganzen alten Akten und Polizeiberichte, was willst du damit?“ Cam wies mit dem Kopf auf die gefüllten Kartons.
„Wahrscheinlich bringen die nicht viel, aber ich will so viel wie möglich über Celeste herausfinden, ihre Gewohnheiten und ob die sich vielleicht verändert haben könnten. Im Moment weiß ich nur, dass sie mit dem Pfarrer ein ziemlich enthaltsames Leben geführt hat, aber als sie Rider und Dorian kennenlernte, hat sie sich gehen lassen und sich mit ihnen in der Bar getroffen – bevor die beiden die Bank überfallen haben. Mich würde interessieren, ob sie von da an regelmäßig getrunken hat, vielleicht sogar zur Alkoholikerin geworden ist. Oder ob sie mit dem Rauchen angefangen hat, beides beschleunigt die Hautalterung und kann das Gesicht verändern …“
„Du meinst, sie könnte sich eine Säufernase angetrunken haben.“
„Zum Beispiel. Na ja, ich versuche auf jeden Fall, mich so weit wie möglich in sie hineinzudenken, verschiedene Puzzleteile zusammenzusuchen und meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Und dann hoffe ich, dass das Phantombild, das dabei herauskommt, ihr so ähnlich sieht, dass sie irgendjemand darauf wiedererkennt.“
„Vergiss nicht, dass wir noch die Beschreibung von dieser Frau aus Bozeman haben, die vielleicht mit Celeste zusammen als Kellnerin gearbeitet hat. Das ist dir doch bestimmt auch eine Hilfe, oder?“, meinte Cam.
„Ja, und ich bin für jede Hilfe dankbar. Kann sein, dass sich die Frau aus Bozeman daran erinnert, dass Celeste immer Schwierigkeiten hatte, die Schrift auf den Bestellungen zu lesen, dann kann ich ihr auf einem Phantombild eine Brille aufsetzen. Und natürlich hätte ich durch die Beschreibung der Frau auch Anhaltspunkte, wie sich Celestes Frisur und Kleidung und ihr Make-up verändert haben. Natürlich nur, wenn diese Kellnerin in Bozeman auch wirklich Celeste war …“
„Die Kellnerin in Bozeman hatte wohl etwas dunkleres Haar als Celeste damals und außerdem einen Kurzhaarschnitt“, sagte Cam. „Celeste war von Natur aus hellblond, und hier in Northbridge hatte sie ihre langen Zöpfe immer zu Schnecken aufgerollt. Ob sie in Bozeman Make-up getragen hat, das wusste ihre Kollegin nicht mehr. Dein Großvater meinte jedenfalls, er hätte ihr das nicht erlaubt.“
„Hm,
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