Cinderella kehrt zurück
ist ja auch dabei! Ich habe schon gehört, dass Sie jetzt wieder in Northbridge sind. Ich freue mich wirklich …“
„Les, wir sind nicht einfach nur so vorbeigekommen“, unterbrach Cam sie schnell. Wahrscheinlich ging es ihm genau wie Eden: Sie fühlte sich nämlich ganz schuldig, weil Leslie sich offenbar so gefreut hatte, sie beide zu sehen.
Inzwischen strahlte Leslie Vance nicht mehr, wirkte aber auch nicht besonders beunruhigt. Die kleine Wohnung über der Reinigung gehörte Cams Familie, und Leslie wohnte hier, seit sie für die Pratts arbeitete. Sie trat einen Schritt zurück. „Kommt doch rein“, sagte sie.
Das ist meine Großmutter, sagte Eden sich immer wieder, während sie der Frau folgte und sich dabei umsah. Die kleine Wohnung war zurückhaltend, aber geschmackvoll eingerichtet.
„Setzt euch bitte“, forderte die ältere Frau sie und Cam auf, während sie mit ihrem massigen Körper auf einem großen Sessel Platz nahm.
Eden und Cam setzten sich auf das Sofa gegenüber.
„Wir wissen, dass du Celeste Perry bist, Les“, sagte Cam sofort.
Sie nickte gefasst. „Also hat Armand es euch doch gesagt.“
„Wie bitte?“ Cam sah sie fassungslos an. „Der Pfarrer wusste Bescheid?“
Die ältere Frau lächelte und schwieg. „Wie habt ihr es denn dann herausgefunden?“
„Es ist alles meine Schuld“, platzte Eden heraus.
„Etwa wegen dieser Fotobearbeitung?“, fragte die Frau. „Aber ich habe die Bilder doch gesehen, eines davon hängt sogar in der Reinigung. Das Gesicht hat keine große Ähnlichkeit mit mir!“
„Stimmt, aber wir haben es heute Nachmittag weiter bearbeitet. Eine Kellnerin in Bozeman hat uns ein paar zusätzliche Anhaltspunkte gegeben“, erklärte Cam.
„Ach, das war bestimmt Carmin, wir haben mal zusammen in einem Diner gearbeitet. Sie war eine richtige Sabbeltasche – und das ist sie offensichtlich immer noch.“
Cam zeigte ihr das neue Bild. Die Frau, die sie bisher beide als Leslie Vance gekannt hatten, sah sich den Ausdruck an und nickte schließlich. „Ja, das sieht mir schon viel ähnlicher. Gut gemacht, Eden“, sagte sie nicht ohne Stolz.
„Das tut mir wirklich leid“, erwiderte Eden. Es war ihr einfach ein Bedürfnis, sich dafür zu entschuldigen, auch wenn es vielleicht lächerlich klang.
„Schon gut“, beruhigte ihre Großmutter sie. „Als die alte Reisetasche gefunden wurde, wusste ich schon, dass das passieren würde. Eigentlich bin ich jetzt sogar erleichtert.“
„Ich musste das leider auch der Bundespolizei und dem FBI melden“, warf Cam ein. „Es könnte jede Minute jemand vorbeikommen, um dich im Auge zu behalten und aufzupassen, dass du nicht einfach verschwindest.“
„Cam hat sich geweigert, dich in Gewahrsam zu nehmen, obwohl er eigentlich die Anweisung dazu hatte“, erklärte Eden. Celeste sollte ruhig wissen, wie sehr er sich eben noch für sie eingesetzt hatte. „Er hat seine Vorgesetzten davon überzeugt, dass die Beweise für eine Verhaftung nicht ausreichen, also haben sie sich darauf geeinigt, dass sie jemanden vorbeischicken, der das Haus bewacht.“
„Danke, Cameron. Du bist ein guter Junge.“
Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen, offenbar waren ihm ihre Worte unangenehm. „Ich lese dir trotzdem lieber deine Rechte vor, das musste ich den Leuten versprechen.“
Celeste schien allerdings nicht besonders aufmerksam zuzuhören, stattdessen betrachtete sie Eden lange und intensiv – als könnte sie ihre Enkelin zum ersten Mal richtig ansehen.
„Du bist wunderschön“, sagte Celeste zu ihr, nachdem Cam fertig war. „Wie meine Mutter. Sie hatte genau die gleichen hellblauen Augen und war auch immer sehr gut in der Schule. Und als Mädchen war sie auch ziemlich knochig, ein hässliches junges Entlein sozusagen. Aber dann hat sie sich in einen wunderschönen Schwan verwandelt, genau wie du.“
Also hatte Celeste einiges von Eden mitbekommen …
„Es tut mir so leid, dass du deinen Ehemann verloren hast“, fuhr Celeste fort, bevor Eden etwas sagen konnte. „Als ihr beide in Billings wart, um euch mit deinen Eltern zu treffen, habe ich ihn mir auch von Weitem angesehen …“
„Du bist extra nach Billings gekommen, weil du gehört hast, dass ich mit Alika zu Besuch bin?“
„Ach, ich bin ziemlich oft da gewesen, seit Jack und Carl dorthin gezogen sind. Einfach um sie wiederzusehen, auch wenn sie mich dabei nicht wahrgenommen haben. Und ich war jedes Mal da, wenn du zu Besuch gekommen bist.“
Was
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