Cinderella kehrt zurück
hatte diese Frau für Strapazen auf sich genommen, bloß um Menschen wiederzusehen, die kaum wussten, dass es sie überhaupt gab! Der Gedanke machte Eden traurig.
„Jedenfalls habe ich deinen Ehemann bei meinem Ausflug nach Billings kurz gesehen. Ein sehr attraktiver Mann, und du sahst aus, als wärst du bis über beide Ohren verliebt. Es muss schrecklich gewesen sein, als er nicht mehr da war.“
„Es war wirklich nicht einfach“, erwiderte Eden, die mit ihren Gedanken im Moment allerdings eher bei Celeste war.
Die ältere Frau wandte sich Cam zu. „Jetzt will die Polizei bestimmt meine ganze traurige Geschichte hören, stimmt’s?“
„Stimmt. Aber sag uns bitte noch nichts. Und du musst mir versprechen, dass du dich vorher mit einem Anwalt berätst und die Geschichte auch nur in seiner Gegenwart erzählst.“
Celeste verzog das Gesicht. „Am allerschlimmsten ist das, was ich Armand und meinen Söhnen angetan habe, Cameron.“
„Vielleicht, aber …“
„Nicht ‚vielleicht‘ – ganz bestimmt! Ich war Armand gegenüber von Anfang an nicht fair. Ich war noch sehr jung, als ich meine Eltern verloren habe, genau wie deine Mutter. Sonst hatte ich keine Familie, und ich habe mich schrecklich einsam und verlassen gefühlt. Ja, und dann habe ich Armand kennengelernt. Er war so selbstbewusst und wusste genau, was er wollte. Wenn ich mit ihm zusammen war, habe ich mich sicher gefühlt – also habe ich ihn irgendwann auch geheiratet. Aber geliebt habe ich ihn nie.“
„Sag jetzt bitte nichts mehr“, bat Cam sie. „Wenn es zu einem Prozess kommt, müssen Eden und ich vielleicht als Zeugen aussagen.“
„Ich brauche euch ja nichts von dieser anderen Geschichte zu erzählen, wenn ihr das lieber nicht hören wollt.“ Celeste sah von Cam zu Eden. „Aber ich möchte euch gern erklären, warum ich mich so verhalten habe. Was in mir vorgegangen ist. Das wird doch wohl nicht gegen mich verwendet.“
„Man kann nie wissen, Les, ich meine: Celeste. Ich gehe da lieber auf Nummer sicher.“
Celeste machte eine wegwerfende Handbewegung und redete einfach weiter. „Ich hatte mir eingebildet, ich würde Armand irgendwann noch lieben lernen. Ich dachte, wenn wir uns näherkämen, würde auch so etwas wie Leidenschaft zwischen uns aufkommen. Aber Armand war damals schon genauso wie heute – ziemlich kühl und distanziert. Und wenn Carl und Jack nicht gewesen wären, wäre ich wahrscheinlich gar nicht so lange bei ihm geblieben.“
„Immerhin hast du ziemlich schnell zwei Kinder von ihm bekommen“, warf Eden ein.
„Ja, das Erste kam schon zehn Monate nach der Hochzeit, das Zweite dann elf Monate später“, sagte Celeste. „Und ich habe sie von ganzem Herzen geliebt“, fügte sie schnell hinzu. „Meine kleinen Jungen …“ Sie kämpfte mit den Tränen.
„Ich war keine besonders gute Mutter“, fuhr sie fort, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. „Obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe. Aber ich war damals irgendwie nicht bei der Sache. Armand musste mir sagen, wann ich sie abstillen sollte und wie ich ihnen beibrachte, aufs Töpfchen zu gehen. Er hat immer auf alles geachtet und mir Anweisungen gegeben, ich selbst wusste gar nichts.“
„Dad meinte, dass er mit dir früher viel mehr Spaß hatte“, sagte Eden und verschwieg ihr dabei, wie sehr ihr Vater Celestes mildernden Einfluss vermisst hatte, nachdem sie die Familie verlassen hatte.
„Jedenfalls war es nicht leicht für mich, mit Armand zusammenzuleben.“ Celeste seufzte. „Er hat sich eine perfekte Ehefrau gewünscht … und die war ich nicht, das könnt ihr mir glauben. Ich war noch sehr jung, hatte zwei kleine Kinder und musste mich dazu um alle möglichen kirchlichen Veranstaltungen kümmern. Das war einfach zu viel für mich, und Armand hat mir die Sache nicht gerade erleichtert.“
Celeste brach ab und zuckte mit den Schultern. „Na ja, als ich dachte, ich könnte es keine Minute länger mit ihm aushalten, kamen Mickey Rider und Frank Dorian in die Stadt.“
„Ja, und ab da erzählst du lieber nicht weiter, Celeste“, fiel Cam ihr ins Wort.
„Keine Sorge, ich passe schon auf. Ihr müsst mir bitte glauben, dass es wirklich nicht leicht für mich war, meine Söhne zurückzulassen.“
Sie sah an sich herunter. „Ich glaube, man sieht mir an, wie ich mich gefühlt habe und immer noch fühle. Wenn es mir nicht gut geht, esse ich nämlich viel zu viel …“
Trotz Cams Warnungen erzählte Celeste immer weiter: Dass sie auf
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